Handball: Reisen der Nationalspieler bereiten Sorge

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Köln (SID) - Die Rhein-Neckar Löwen erwägen nun offenbar, ihre Spieler unter bestimmten Umständen nicht zu den jeweiligen Nationalmannschaften reisen zu lassen. "Es ist klar, dass wir niemand zu seiner Nationalmannschaft in ein Risikogebiet schicken können, der nach seiner Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne müsste", sagte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann dem Mannheimer Morgen.
"Stand jetzt verweigert niemand die Freigabe. Wir akzeptieren natürlich die Abstellungspflicht für unsere Nationalspieler", führte Kettemann aus: "Wir befinden uns aber aktuell in einer weltweiten Ausnahmesituation und haben neben der wirtschaftlichen Verantwortung für unseren Klub auch eine gesundheitliche Verantwortung für unsere Spieler."
Der Spiegel hatte zuvor berichtet, dass die Bundesligisten eine Garantie fordern, dass die Nationalspieler nicht in Quarantäne müssen, wenn sie zu den Vereinen zurückkehren. Ein entsprechendes Schreiben läge dem Magazin vor, hieß es. "Das ist alles andere als ein Affront gegenüber den Verbänden", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball Bundesliga (HBL), dem Spiegel: "Wir wollen einfach eine Woche Zeit gewinnen und dann die Lage neu bewerten."
Bob Hanning, Manager der Füchse Berlin und gleichzeitig Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), strebt in dem sich anbahnenden Streit eine einvernehmliche Lösung an. "Das System, nur an sich selbst zu denken, wird auf Dauer nicht funktionieren. Wir müssen alles dafür tun, unsere Spieler für die bevorstehenden Lehrgänge abzustellen, natürlich ohne dabei die Gesundheit der Spieler aufs Spiel zu setzen", sagte Hanning dem SID am Freitag: "Wir tragen nicht nur die Verantwortung für unsere Vereine, sondern auch für die nationalen Verbände."
Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet am 5. (in Düsseldorf gegen Bosnien-Herzegowina) und 8. November (in Estland) zwei EM-Qualifikationsspiele. In diesem Zeitraum sind zudem die Spieler anderer Nationalteams in ganz Europa im Einsatz - zahlreiche von ihnen sind bei Bundesligisten unter Vertrag.
"Jedem Nationalverband muss bewusst sein: Wenn das in die Hose geht, fügt das dem Handball einen schweren Schaden zu. Wenn die Ligen aussetzen müssen, wird es keine Zukunft geben", sagte Hanning und appellierte an die Fürsorgepflicht der Verbände: "Die Risiken für die Spieler müssen maximal minimiert werden. Wir brauchen gut durchdachte Hygienekonzepte und Regeln, an die sich alle halten."