Fragen und Antworten zur Dopingstudie der Uni Tübingen

Fragen und Antworten zur Dopingstudie der Uni Tübingen
Köln (SID) - Nach jahrelangem Rechtsstreit ist eine Dopingstudie der Universität Tübingen und der Harvard Medical School erschienen, die belegt, dass bei der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu etwa 40 Prozent der Sportler unter Dopingeinfluss standen. Der SID gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was sagt die Studie aus?
Bei der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu standen etwa 40 Prozent der Athleten unter Dopingeinfluss. Die Spanne, die aus möglichen Falschangaben der Befragten resultiert, ergibt eine wahrscheinliche Spanne zwischen 39,4 und 47,9 Prozent (Schnitt: 43,6), als kleinster möglicher Wert wurde in der Veröffentlichung 30 Prozent genannt. Ausgehend von der Teilnehmerzahl von 1841 Athleten waren, bezogen auf 39,4 Prozent, 725 Teilnehmer gedopt bzw. haben im Jahr vor dem Event verbotene Mittel konsumiert. Auch die Pan-Arabischen Spiele wurden in jenem Jahr untersucht, dort lag der Mittelwert sogar bei 57,1 Prozent.
Wie belastbar sind diese Ergebnisse?
Sehr belastbar. Die Wissenschaftler haben mittels ihrer Fragestellung und der komplizierten mathematischen Analytik die Fehleranfälligkeit drastisch reduziert. "Wir sind nicht bei hundert Prozent, aber es ist eine saubere Erhebung. Die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich weniger Athleten im Jahr vor den betreffenden Wettkämpfen gedopt haben, als wir es in der untersten Grenze angegeben haben, liegt bei unter fünf Prozent", sagte Co-Autor Perikles Simon.
Welche Schlüsse ziehen die Wissenschaftler?
Zwischen tatsächlich gedopten und erwischten Athleten besteht eine gewaltige Lücke. Nach der Leichtathletik-WM in Daegu wurden nur 0,5 Prozent der getesteten Athleten als Sünder enttarnt. Mitautor Simon zieht ein ernüchterndes Fazit: "Die Wahrheit ist: Dieses Testsystem können wir komplett in die Tonne treten. Da gibt es gar nichts, keine Struktur, keine Idee, keine funktionierende Methodik."
Warum wurde die Studie erst nach sechs Jahren veröffentlicht?
Laut der Uni Tübingen gab es erheblichen Widerstand aus dem Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF, in den jahrelangen Rechtsstreit war auch die auftraggebende Welt-Anti-Doping-Agentur WADA involviert. Über Details wollen die Wissenschaftler heute nicht mehr sprechen. Simon erklärt nur so viel: "Der Nachweis der Zuverlässigkeit der Befragung und des wissenschaftlichen Verfahrens hat zur Veröffentlichung beigetragen." Vor allem Professor Georg Sandberger, Jurist und ehemaliger Kanzler der Universität Tübingen, war letztlich mit seinen Bemühungen um eine Veröffentlichung erfolgreich.