Leichtathletik-WM: Die Highlights der Nacht in Eugene

Höhepunkte, Titel und Sprüche: Der Sport-Informations-Dienst (SID) fasst die Nacht bei der Leichtathletik-WM in Eugene/Oregon zusammen.
Eugene (SID) - Höhepunkte, Titel und Sprüche: Der Sport-Informations-Dienst (SID) fasst die Nacht bei der Leichtathletik-WM in Eugene/Oregon zusammen.
MEDAILLENGERUCH: Keine einstellige Platzierung nach vier Wettkampftagen - für das deutsche Team läuft es in Oregon noch nicht rund. Nun aber könnte Edelmetall in der Luft liegen: Auf den Plätzen vier bis sechs zogen die Diskuswerferinnen Claudine Vita (64,89), Shanice Craft (64,55) und Kristin Pudenz (64,39) ins Finale in der (deutschen) Nacht zu Donnerstag ein. Obwohl sie die geforderte Qualifikationsweite von 64,00 erst im zweiten Versuch schaffte, ist die Olympiazweite Pudenz wohl die größte deutsche Hoffnung. "Vor dem ersten Versuch war ich heute schon nervös. Man ist jetzt doch bekannter", sagte die Potsdamerin.
BEINAHE-AL(L)BTRAUM: Valarie Allman scheint auf Diskus-Gold abonniert, die Olympiasiegerin war die mit Abstand Quali-Stärkste. Das ist aber nur die Hälfte der Geschichte: Die US-Amerikanerin schien beim Heimspiel von der Rolle, fabrizierte zwei ungültige Versuche. Bei Nummer drei hielt das Hayward Field die Luft an, Allman knallte die Scheibe auf 68,32 und feierte dies wie den WM-Titel. Fazit: Puh.
HÖCHSTSPRUNG: "Woo" statt "Puh" hieß es hingegen im Männer-Hochsprung, der wie bei Olympia zum Hit wurde. Der Südkoreaner Woo Sang Hyeok verlangte dem hohen Favoriten Mutaz Essa Barshim alles ab - getragen von der Südkurve im Hayward Field, welche die Versuche des Herausforderers im isländischen Fußball-Duktus mit "Woo! Woo!! Woo!!!" beschallte. Letztlich feierte Barshim mit 2,37 m seinen dritten WM-Titel vor Woo (2,35). Bei Olympia hatte der Katarer gemeinsam mit Gianmarco Tamberi ein denkwürdiges Doppel-Gold bejubelt, diesmal freute sich der Italiener (Vierter) strahlend über den Solosieg seines Kumpels. Bronze ging an Andrij Prozenko (beide 2,33), der - auch eine schöne Geschichte - die erste Eugene-Medaille für die Ukraine holte.
PRZYBYLKO HEBT NICHT AB: Nicht wirklich mitfeiern bei der Hochsprung-Party konnte Mateusz Przybylko, der Leverkusener blieb nach 2,24 m hängen - Platz zwölf. Für den Europameister will es bei weltweiten Großereignissen nicht wirklich klappen.
VENEZUELAS STOLZ: Olympiasiegerin, Weltrekordlerin und nun zum dritten Mal Weltmeisterin - keine Leichtathletin dominiert derzeit ihre Disziplin derart wie Yulimar Rojas den Dreisprung. In Eugene zog sie eine grandiose 15,47-m-Show ab, siegte mit über einem halben Meter Vorsprung. In ihrem Heimatland, dem so krisengeschüttelten Venezuela, ist die Überathletin ein kleiner Quell regelmäßiger Freude für die gebeutelten Landsleute - auch wenn Rojas' Lebensmittelpunkt längst in Spanien liegt.
ENGAGEMENT: Über 3000 m Hindernis gewann Marokkos Olympiasieger Soufiane El Bakkali. Das war zu erwarten. Nicht zu erwarten war, dass ein vom Dreisprung gefesselter Kameramann mitten im Finale mitten auf der Laufbahn stand - mit dem Rücken zum herannahenden Feld. Anders als 2015, als in Peking ein filmender Segway-Fahrer den großen Usain Bolt ummähte, tat sich diesmal aber niemand weh: Die Laufmeute umkurvte den erschrockenen Medienschaffenden.
PECH-SOPHIE: Im Siebenkampf war Sophie Weißenberg gut gestartet und Neunte nach Tag eins. Tag zwei begann und endete mit drei ungültigen Weitsprüngen. "Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Aufmerksamkeit nach vorne zu richten", sagte die Leverkusenerin. Während sie Kräfte für die EM in München im August sammelte und den Wettkampf beendete, holte die Belgierin Nafissatou Thiam mit stolzen 6942 Punkten nach zwei Olympiasiegen auch den zweiten WM-Titel.
DER PREIS IST ZU HEISS: In der letzten Morgen-Session im Hayward Field waren genau zwei Disziplinen angesetzt - der Weitsprung der Siebenkämpferinnen und der Speerwurf der Siebenkämpferinnen. Keine Medaillenentscheidung also. Tickets für normale Sitzplätze kosteten dennoch bis zu 95 Dollar. Die wollten sich einige hundert Hartgesottene leisten. Am Abend war das kleinste Stadion der WM-Geschichte (15.000 Sitze) immerhin halbvoll - trotz Preisen zwischen 95 und 295 Dollar.
WAS NOCH ZU SAGEN WÄRE: "Bei den 2,27 im letzten Versuch hatte ich beim Anlauf das Gefühl, ich laufe einen Marathon. Mir haben die Kräfte gefehlt. Ich dachte, ich kippe gleich um." (Hochspringer Mateusz Przybylko)