Das SID-Kalenderblatt am 10. Dezember: Ruder-Olympiasieger "Gummi" Schäfer stirbt mit 85 Jahren
Das SID-Kalenderblatt am 10. Dezember: Ruder-Olympiasieger "Gummi" Schäfer stirbt mit 85 Jahren
Gustav "Gummi" Schäfer einen Tausendsassa zu nennen, wäre reichlich untertrieben.
Köln (SID) - Der Sachse probierte sich im Wasserball und Hockey, spielte mit Helmut Schön Fußball und verbuchte Erfolge als Schwimmer. Im Becken holte er sich auch jenen Spitznamen, unter dem er später sogar im Münchner Telefonbuch zu finden war. "Der Schäfer klebte zäh wie Gummi an mir", sagte einer seiner (geschlagenen) Gegner einmal über Schäfer, dessen Todestag sich am Freitag zum 30. Mal jährt.
Im Dresdner Schwimmverein hatte Schäfer Kontakt zu den Ruderern, und so wechselte er mit 23 Jahren ein letztes Mal die Sportart. Mit ungeahnten Folgen: Der "Spätberufene" drang im Einer in die Weltspitze vor und holte als Krönung bei Olympia 1936 in Berlin-Grünau überlegen Gold. Mit dem riesigen Lorbeerkranz an Bord wäre er um ein Haar vor den Augen der Fans gekentert.
Nach dem Rennen beendete Schäfer seine Karriere. Bis heute ist "Gummi" neben Thomas Lange (1988, 1992) der einzige deutsche Olympiasieger im Einer.
Nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1947 lebte Schäfer im Westen - auch wenn die Ost-Berliner Zeitung "Der Morgen" im Juni 1961 meldete, Schäfer sei im Krieg gefallen. "Totgesagte leben länger", kommentierte der Sachse, der längst eine erfolgreiche Funktionärskarriere eingeschlagen hatte. So zählte er schon 1951 zu den Mitbegründern der Deutschen Olympischen Gesellschaft.
1979 verlieh ihm der Deutsche Ruderverband die goldene Ehrennadel, 1988 erhielt er durch Richard von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz, drei Jahre später starb Gustav "Gummi" Schäfer in München. 2008 wurde der Tausendsassa in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.