Das SID-Kalenderblatt am 12. September: Färöer schlagen Österreich 1:0

Das SID-Kalenderblatt am 12. September: Färöer schlagen Österreich 1:0
Am 12. September 1990 gelang den Färöer Inseln mit dem 1:0 gegen Österreich eine der größten Sensationen des Weltfußballs.
München (SID) - Seine weiße Pudelmütze hat Jens Martin Knudsen immer griffbereit. Im Auto, falls Touristen mal ein Foto mit ihm machen wollen, sagte die Fußball-Ikone der Färöer Inseln einmal. Es war der 12. September 1990, als Knudsen unsterblich wurde, als die "kleinen" Färöer die damals "großen" Österreicher mit 1:0 besiegten.
Denn Torhüter Knudsen brachte die österreichischen Stars um Toni Polster oder Andreas Herzog im Auftaktspiel der Qualifikation zur EM 1992 regelrecht zur Verzweiflung - und hielt im schwedischen Landskrona die größtmögliche Sensation fest. Warum Schweden? Weil es auf den Färöern keinen Platz gab, der den UEFA-Regularien entsprach.
Es war das erste Pflichtspiel der Nationalmannschaft von den Färöer überhaupt. Und es war ein Spiel, das wohl niemand der knapp 50.000 Einwohner je wieder vergessen wird. "Darf das wahr sein? Es ist wahr. Jetzt müssen wir beten. Unser ganzer Fußball wird zerstört", sagte der Kommentator im österreichischen Fernsehen.
Auf den Schafsinseln herrschte derweil Ausnahmezustand. "Es hat uns gezeigt, dass wir eine Nation sind", sagte der damalige Nationalspieler Allan Morkore in einer Doku der Sportschau: "Wir waren doch nur Fischer. Einer war Elektriker, ein paar waren Arbeiter."
Die Amateure gewannen dank eines Treffers von Torkil Nielsen in der 62. Minute gegen die Österreicher, die kurz zuvor noch bei der WM in Italien gespielt hatten. Stürmer Toni Polster habe Knudsen die Zipfelmütze sicher "sieben- oder achtmal vom Kopf geköpfelt und geschossen", erzählte der Torjäger viele Jahre später. Nur ins Tor traf er nicht.
Knudsen hatte die Zipfelmütze aus einem ganz besonderen Grund getragen. "Als ich 13 oder 14 war", erzählte Knudsen, "musste ich nach einem Spiel mit einer heftigen Kopfverletzung auf die Intensivstation." Aber Schutzhelme für Fußballer hatte es damals noch nicht gegeben.
"Um meinen Arzt oder meine Mutter zu beruhigen, habe ich eine Mütze aufgesetzt", sagte Knudsen. Und die Bommelmütze brachte Glück. Der 12. September wurde zum inoffiziellen Feiertag, Knudsen erzählte seine Geschichte Jahre später in einem Buch.
Doch nicht nur Knudsen wurde zur nationalen Legende. Auch Ersatz-Torhüter Kaj Leo Johannesen machte Karriere. Erst als Handballer, er erzielte in der höchsten Liga in 163 Spielen insgesamt 625 Tore, dann als Ministerpräsident. Sieben Jahre lang, von 2008 bis 2015, war Johannesen der höchste Politiker des Landes. Auch ohne Pudelmütze.