Das SID-Kalenderblatt am 14. Mai: Ungarns letzte Pleite vor der goldenen Ära

Das SID-Kalenderblatt am 14. Mai: Ungarns letzte Pleite vor der goldenen Ära
Die 62.000 Fans im Ernst-Happel-Stadion ahnten nicht welch seltenem Ereignis sie da beiwohnten.
Frankfurt am Main (SID) - Eigentlich besuchten sie bloß ein Länderspiel zwischen Österreich und Ungarn. Die Alpenrepublik ging dreimal in Führung, kassierte dreimal den Ausgleich und gewann letztlich doch mit 5:3 (2:2). Es war ein Torspektakel an jenem 14. Mai 1950, ein Genuss für die Zuschauer - und zugleich auf Jahre die letzte Pleite der Ungarn.
Denn nach der Niederlage von Wien leiteten die Magyaren eine neue Ära im Weltfußball ein. Über Jahre fegten Ferenc Puskas, Nandor Hidegkuti, Sandor Kocsis und Co. ihre Gegner nur so vom Platz, das Team von Trainerfuchs Gusztav Sebes entwickelte eine zuvor nie dagewesene Dominanz. "Wenn wir angriffen, hat jeder angegriffen, und in der Abwehr war es auch so. Wir waren der Prototyp des 'Fußball total'", sagte Puskas später.
Mit ihrer damals revolutionären Spielweise setzten die Ungarn Meilensteine. Als erstes nicht-britisches Team gewann die sogenannte "Wunderelf" 1953 in England (6:3), ein halbes Jahr später fügte sie dem Mutterland des Fußballs mit einem 7:1 gar die bis heute höchste Pleite zu. 31 Spiele in Serie ohne Niederlage waren ein Weltrekord, der erst 1993 von Argentinien eingestellt wurde.
Satte 1512 Tage blieb die Sebes-Elf ohne Pleite - doch die Krönung blieb ihnen verwehrt. Denn ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt endete der Erfolgslauf. Im Finale der WM 1954 verloren sie nach 2:0-Führung gegen die deutsche Mannschaft noch mit 2:3. Es bleibt der bittere Makel der goldenen ungarischen Generation, die als wirklich greifbaren Erfolg so nur Olympiagold in Helsinki 1952 vorweisen kann.
Denn schon ab 1956 und damit vor der nächsten Weltmeisterschaft bröckelte die Vormachtstellung. Einige Stars flüchteten nach einem Volksaufstand in westeuropäische Ligen und wurden deshalb nicht mehr für die Nationalmannschaft berücksichtigt. Dazu kam die Entlassung von Erfolgstrainer Sebes. Die goldene Ära war damit vorbei, schon bei der WM 1958 scheiterte Ungarn recht kläglich in der Vorrunde - und kehrte bis heute nicht mehr in die Weltspitze zurück.