Ex-FIFA-Reformerin: Infantino "müsste aus Verkehr gezogen werden"

Ex-FIFA-Reformerin: Infantino "müsste aus Verkehr gezogen werden"
Köln (SID) - Nach der Enthüllung seiner Pläne für einen 25 Milliarden schweren "Ausverkauf" des Fußball-Weltverbandes brachte die frühere FIFA-Reformbeauftragte Alexandra Wrage sogar die Möglichkeit einer Sperre des Schweizers durch die FIFA-Ethikkommission ins Gespräch.
"Wenn die aktuellen Vorwürfe wahr sind, dann müsste er aus dem Verkehr gezogen werden", sagte die 2013 frustriert aus dem FIFA-Reformkomitee zurückgetretene Anti-Korruptions-Expertin aus Kanada im Deutschlandfunk-Sportgespräch. Durch die Dimension des dubiosen Infantino-Projekts schätzt Wrage die Situation der FIFA "schlimmer" als zu Zeiten des 2015 aus dem Amt gejagten Infantino-Vorgängers Joseph S. Blatter (beide Schweiz) ein: "Es ist die Geheimniskrämerei, die Verschwiegenheitserklärung, die Möglichkeit, in die eigene Tasche zu wirtschaften - es wäre verheerend, wenn die Anschuldigungen wahr sind und er die Affäre unbeschadet übersteht."
Medienberichten aus der vergangenen Woche zufolge strebt Infantino den Verkauf nahezu aller FIFA-Rechte auf verschiedenen Ebenen an ein bislang nicht bekanntes Konsortium an. Dabei berief sich die Süddeutsche Zeitung auf vorliegende FIFA-Dokumente. Der Verband bezeichnete die Papiere als "veraltet". Die Preisgabe weiterer Details lehnt Infantino mit Hinweis auf eine vermeintliche Schweigepflicht über die potenziellen Investoren ab, allerdings drängte der FIFA-Boss seinen Vorstand zuletzt dennoch mehrfach vergeblich zur Abgabe einer Absichtserklärung.
Wrage forderte zur Austrocknung des gesamten FIFA-Sumpfes eine völlig unabhängige Aufsicht für die FIFA: "Ich würde gerne sehen, dass die höchste Kontrolle der FIFA aus den Händen der FIFA genommen wird. Wenn die FIFA nicht auskunftspflichtig gegenüber einer höheren Autorität als die FIFA ist, wird sich nichts ändern." Der FIFA-Rat müsse aus Sicht der Präsidentin der Governance-Organisation Trace International wirklich unabhängige Mitglieder haben und dürfe nicht länger aus Angehörigen der sogenannten und schon von Blatter oft beschworenen "Fußball-Familie" bestehen: "Das klingt für mich immer wie Mafia."