FIFA veröffentlicht kompletten Garcia-Bericht

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Zürich (SID) - Der Fußball-Weltverband FIFA hat überraschend den kompletten Bericht seines ehemaligen Chefermittlers Michael Garcia veröffentlicht. Wie die FIFA am Dienstag auf SID-Anfrage mitteilte, haben die neuen Vorsitzenden der Untersuchungskammer und der rechtsprechenden Kammer der unabhängigen Ethikkommission, Maria Claudia Rojas und Vassilios Skouris, dies beschlossen. Die Bild-Zeitung hatte am Montagabend bereits erste Details des Reports veröffentlicht.
Garcia hatte die skandalumwitterte Doppelvergabe der WM-Endrunden 2018 nach Russland und 2022 nach Katar untersucht und seine Ergebnisse in einem 400-seitigen Bericht zusammengestellt. Die früheren Vorsitzenden der Ethikkommission, Cornel Borbély und Hans-Joachim Eckert, hatten bei der Überprüfung des Dokuments keine Anzeichen für ein Bestechung oder Korruption gefunden und deshalb eine Veröffentlichung abgelehnt.
Laut FIFA hatte Präsident Gianni Infantino mehrmals die Veröffentlichung verlangt. Borbély und Eckert waren vor dem FIFA-Kongress im Mai in Manama/Bahrain vom FIFA-Council geschasst worden. Nach Angaben des Weltverbandes sollte die Ethikkommission in der kommenden Woche erstmals unter neuem Vorsitz tagen und die Veröffentlichung des Berichts diskutieren. Weil der Report der Bild-Zeitung aber bereits vorlag, verlangten Rojas und Skouris die sofortige Veröffentlichung.
Garcia war nach der verharmlosenden Interpretation des deutschen Richters Eckert erzürnt. Er sah seine Erkenntnisse falsch bewertet, trat wenig später von seinem Amt als Boss der ermittelnden Kammer zurück und verschärfte mit seiner harschen Kritik damals die Glaubwürdigkeitskrise der FIFA. Die von der Bild veröffentlichten Details setzen vor allem WM-Gastgeber Katar erneut unter Druck und legen einen Stimmenkauf wieder einmal nahe.
So sollen drei stimmberechtigte Mitglieder des damaligen FIFA-Exekutivkomitees in einem Privatjet des katarischen Fußball-Verbandes QFA nach Rio de Janeiro geflogen worden sein, Nobelunterkunft und Sause inklusive. Zudem landeten zwei Millionen Dollar auf dem Konto der zehnjährigen Tochter eines FIFA-Funktionärs. Ein anderer soll sich bei den Scheichs via Mail für eine Überweisung über mehrere Hunderttausend Dollar bedankt haben.