Videobeweis, Netto-Spielzeit, Fair-Play: FIFA präzisiert Neuerungen beim Confed Cup

Videobeweis, Netto-Spielzeit, Fair-Play: FIFA präzisiert Neuerungen beim Confed Cup
St. Petersburg (SID) - Die Fußballfans müssen sich beim Confed Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) auf Neuerungen einstellen. Neben dem Einsatz des Videobeweises und der vierten Auswechsel-Möglichkeit in der Verlängerung geht es dem Weltverband FIFA vor allem um eine höhere Netto-Spielzeit und mehr Fair Play. Das machten Marco van Basten (Technischer Direktor) und Massimo Busacca (Schiedsrichterchef) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in St. Petersburg deutlich.
"Die Schiedsrichter sollen strikter handeln bei Fehlverhalten der Spieler gegen sie. Das ist etwas, was die FIFA unbedingt eliminieren möchte. Es muss mehr Respekt vor den Refeeres geben. Darüber wurden alle Mannschaften informiert", sagte van Basten: "Zudem wollen wir die Netto-Spielzeit, die derzeit in guten Fällen bei knapp einer Stunde liegt, erhöhen. Die Zuschauer wollen Fußball sehen - und nicht darauf warten. Am Ende sollen alle Spiele mehr oder weniger die gleiche Netto-Spielzeit haben."
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Schiedsrichter verstärkt auf Zeitspiel bei Verletzungen und Auswechslungen achten. Auch die Regel, dass der Torwart den Ball nur sechs Sekunden in den Händen halten darf, soll wesentlich strenger ausgelegt werden. Ebenso soll ausschweifender Jubel nach Toren stärker in die Nachspielzeit einfließen, genau wie die Zeit beim Einsatz des Videobeweises.
Aus diesen Gründen rechnet van Basten beim Confed Cup mit längeren Nachspielzeiten. "Das Ziel ist es, das Spiel attraktiv zu halten", sagte der frühere niederländische Weltklasse-Stürmer. Laut van Basten erhofft sich die FIFA eine erfolgreiche Einführung aller Neuerungen, da sie auch bei der WM-Endrunde 2018 in Russland zum Einsatz kommen sollen. Die nicht mehr ganz so neue Torlinientechnik wird ohnehin beim Confed Cup und der WM eingesetzt.
Van Basten verdeutlichte nochmals die Absichten, die hinter der Einführung des "Video Assistant Referee" (VAR) stehen. "Es ist unmöglich, immer die perfekte Entscheidung zu treffen - weil es bei vielen Szenen um Interpretationen geht", sagte der 52-Jährige: "Aber es geht darum, klare Fehler zu vermeiden. Das ist gut für den Fußball. Und da sind wir auf einem guten Weg."
Der VAR, der Zugriff auf alle TV-Kameras hat, kann bei vier Situationen eingreifen: Tor, Elfmeter, Platzverweis (nicht Gelb-Rot) und Spielerverwechslung. Das gilt ab der kommenden Saison auch für die Bundesliga.
Sollte eine Schiedsrichter-Entscheidung nach dem Einschreiten von einem der drei Assistenten vor den Bildschirmen (zwei Schiedsrichter, ein Linienrichter) revidiert werden, wird das Ganze den Zuschauern im Stadion auf der Videoleinwand erklärt. Dabei wird sich der Referee auf dem Platz nicht immer selbst die Szene noch einmal anschauen. Nur wenn es der VAR für nötig hält, um sich mit dem Schiedsrichter abzusprechen oder ihn mittels der TV-Bilder zu überzeugen.
"Wir wollen klare Fehler ausschließen. Der Fußball braucht das. Innerhalb weniger Sekunden sehen es alle - nur die Schiedsrichter nicht", sagte Busacca: "Der Fußball wird immer schneller. Es geht um Zentimeter, für das menschliche Auge sind viele Dinge nicht mehr zu sehen." Der Schweizer bat gleichzeitig um Verständnis für mögliche Fehler.