"Danke jedem Einzelnen": Ex-Profi Gladun von Hilfe aus Deutschland gerührt

Sascha Gladun, früherer Bundesliga-Profi, hat sich mit emotionalen Worten für die Hilfsbereitschaft in Deutschland bedankt.
Hamburg (SID) - Sascha Gladun, früherer Bundesliga-Profi und jetziger Generalsekretär des ukrainischen Handballverbandes, hat sich mit emotionalen Worten für die Hilfsbereitschaft in Deutschland bedankt. "Ich möchte mich bei allen Helfern bedanken, weil sich so viele Menschen engagieren. Manchen geht es selber nicht gut, aber ich sehe, wie sie Medikamente und Essen bringen", sagte Gladun dem Sport-Informations-Dienst (SID) unter Tränen: "Ich danke jedem Einzelnen."
Eigentlich hätte sich die ukrainische Nationalmannschaft unter Gladuns Leitung in diesen Tagen auf die WM-Qualifikation gegen Finnland vorbereitet, doch wegen des russischen Angriffskrieges zog der Verband sein Team zurück.
"Wegen der allgemeinen Wehrpflicht dürfen unsere Männer das Land nicht verlassen. Wir haben lange überlegt, ob wir zu den Spielen nur mit Legionären antreten sollen", sagte Gladun, der in seiner Jugend für die russische Junioren-Nationalmannschaft aufgelaufen war und später als Nationalspieler für die Ukraine spielte: "Es wäre vielleicht ein Zeichen der Hoffnung gewesen. Doch manche Spieler stehen gerade in erster Linie im Krieg."
Die Situation in seiner Heimat beschreibt Gladun als "humanitäre Katastrophe und wirtschaftliches Desaster. Menschen werden psychisch zerstört. Wenn man so etwas erlebt, oder nur diese Bilder aus der Heimat sieht, das bleibt für immer im Kopf. Und natürlich ein riesiger Hass gegen Russland. Es ist eine Katastrophe."
Für den Sport in der Ukraine malt er ein düsteres Bild. "Schon vor dem Krieg war die Infrastruktur ziemlich heruntergekommen. Und jetzt ist alles, was wir hatten, zerstört. Nichts wird so sein wie früher", sagte Gladun: "Das Schlimmste sind aber die enormen seelischen Folgen. Wenn es irgendwann aufhört mit den Kämpfen, werden die psychischen Wunden vor allem bei den Mädchen und Jungen riesig sein. Das wird unser Volk noch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte beschäftigen."
Über Bob Hanning, damaliger Trainer der SG Solingen, kam Gladun 1996 nach Deutschland. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in Oberammergau bei München und arbeitet als Realschullehrer. Zusammen mit dem bayerischen Handballverband plant der 49-Jährige ein Benefizspiel für die Ukraine. Zudem engagiert sich Gladun im Transport von Geflüchteten, als Übersetzer und in der Organisation von Spenden.