Doping: Hörmann bezichtigt Putin der Mitwisserschaft
Doping: Hörmann bezichtigt Putin der Mitwisserschaft
Berlin (SID) - Alfons Hörmann bezichtigt Russlands Staatspräsident Wladimir Putin und das NOK des Landes im Skandal um staatlich gesteuertes Doping der Mitwisserschaft. Dass Putin davon nichts gewusst haben wolle, glaube er nicht. Der Welt am Sonntag sagte Hörmann: "In einem System wie Russland scheint auch das nur schwer vorstellbar. Das fällt mir als Bürger Europas, aber auch als sportpolitischer Verantwortungsträger schwer zu glauben."
Er könne sich zudem nur schwer vorstellen, dass ein Dopingsystem wie das in Russland landesweit umgesetzt werde, ohne dass das NOK in irgendeiner Form davon wisse oder darin involviert sei. "Das ist nach meinem Verständnis einer Sportorganisation in einem Land wie Russland wohl kaum möglich. Zumal das NOK laut Charta für die Umsetzung des WADA-Codes verantwortlich ist", erklärte Hörmann.
Seine klare Forderung lautet: "Wenn sich bestätigen sollte, dass es in Russland Staatsdoping gegeben hat und das russische NOK damit gegebenenfalls eindeutig gegen die IOC-Charta verstoßen hat, dann wäre für mich der Komplettausschluss des gesamten NOK mindestens für Pyeongchang (Winterspiele 2018, d. Red.) und gegebenenfalls auch für Tokio (Sommerspiele 2020, d. Red.) ein Thema, mit dem sich das IOC intensiv beschäftigen muss."
Laut Hörmann könnte sich Doping trotz aller Bemühungen zu einem noch größeren Problem entwickeln. "Wir haben erkennbar alle Hände voll zu tun, dass die Dopingproblematik nicht noch dramatischer wird, da darf man sich nichts vormachen", sagte er. Vor allem, weil die Bereitschaft zu Manipulation und illegaler Leistungssteigerung eher zu- als abnehme.
Insbesondere in kleineren Nationen gebe es so viel Geld zu verdienen, dass es für die Athleten existenzentscheidend sei, ob sie eine Medaille erringen oder nicht. "Deshalb werden wir im Sport weltweit unsere Aktivitäten erhöhen müssen, um überhaupt den aktuellen Stand halten zu können", sagte Hörmann.
Das ganze Desaster belegen seiner Meinung nach die Nachtests von den Olympischen Spielen 2008 und 2012. "Dabei wurden bislang 96 Athleten des Betrugs überführt, darunter zwölf Olympiasieger und Dutzende Medaillengewinner. Interessant daran ist, dass 99 Prozent der Dopingfälle auf Sportler der ehemaligen Ostblockländer fallen", sagte Hörmann.