PotAS: Schlittenverband vorne, Schlittschuhläufer schwach

Die goldenen Schlittenfahrer stehen vor einer glänzenden Zukunft, die Schlittschuhläufer müssen sich Sorgen um die Förderung machen.
Berlin (SID) - Die goldenen Schlittenfahrer stehen vor einer glänzenden Zukunft, die Schlittschuhläufer müssen sich Sorgen um die Förderung machen. Der Bericht der PotAS-Kommission zu den Wintersportarten in Deutschland lieferte am Freitag erwartbare Ergebnisse und die Grundlage zu den Strukturgesprächen im August. Erst danach wird über die Fördermittel für den Olympiazyklus bis zu den Spielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo entschieden.
Die 2017 ins Leben gerufene Kommission bewertete im Auftrag des Bundesinnenministeriums und des DOSB zum zweiten Mal die Wintersportverbände und die einzelnen Disziplinen anhand der Kernparameter Struktur, Kaderpotenzial sowie der Erfolge - vor und in Peking. Den Spitzenplatz sicherte sich erwartungsgemäß der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD), der bei den Spielen in China neun der zwölf deutschen Goldmedaillen gewonnen hatte.
"Mit dem BSD haben wir einen Spitzenverband, der sowohl bei den Olympischen Spielen in Peking herausragend war, als auch jetzt mit seinem Ergebnis der Potenzialanalyse wieder überragt", sagte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). "Die Bewertungen der Potenziale der DEU, DESG, aber auch des insgesamt etwas verbesserten DCV" seien dagegen "keinesfalls zufriedenstellend".
Die Verbände der Eiskunstläufer (DEU) und Eisschnellläufer (DESG) waren in Peking ohne Medaillen geblieben, die Curlerinnen und Curler (DCV) hatten sich erst gar nicht qualifiziert, zeigten mit Bronze bei der Mixed-WM zuletzt jedoch einen Aufwärtstrend. Hinter dem BSD reihen sich der Deutsche Skiverband (DSV), Snowboard Germany und der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ein.
Der BSD sei sportlich und strukturell "gut aufgestellt", sagte Urs Granacher, Vorsitzender der PotAS-Kommission: "Der Abstand zu den nachfolgenden Plätzen ist vergleichsweise groß und weist darauf hin, dass gemeinsame Anstrengungen von DOSB, BMI und Spitzenverbänden notwendig sind, um die Spitzenposition Deutschlands im internationalen Vergleich auch in Zukunft abzusichern."
Das Potenzialanalysesystem (PotAS), der Kern der Spitzensportreform in Deutschland, steht bei den Verbänden weiter in der Kritik, der bürokratische Aufwand sei trotz einiger Anpassungen noch immer zu hoch.
121 Fragen mussten im Formularmanagementsystem beantwortet werden. "Es steckt brutal viel Bürokratismus dahinter, wir haben mehr als 1000 Dokumente hochgeladen. Das ist ein bisschen viel", sagte BSD-Vorstandschef Thomas Schwab dem SID.
Wie im vergangenen Jahr Basketball-Chef Ingo Weiss nannte auch er PotAS ein "bürokratisches Monster. "Ich will es nicht verteufeln. Ich bin ein absoluter Befürworter", sagte Schwab über den Ansatz, die Verbände nach sportwissenschaftlichen Kriterien objektiv und transparent zu bewerten: "Aber insgesamt ist mir das System zu theoretisch, es müsste mehr auf die Praxis ausgerichtet werden und die wirklich relevanten Dinge müssten besser abgebildet werden."