Rückzug von ETTU-Chef Lewitin - Boll-Klub will Champions-League-Finale boykottieren
Der Russe Igor Lewitin ist beim europäischen Tischtennis-Verband ETTU wegen des Angriffskrieges seines Heimatlandes gegen die Ukraine zurückgetreten.
Köln (SID) - Der Russe Igor Lewitin ist beim europäischen Tischtennis-Verband ETTU wegen des Angriffskrieges seines Heimatlandes gegen die Ukraine zurückgetreten. Das gab die ETTU am Mittwoch nach einer unter dem Druck mehrerer Nationalverbände wie dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) einberufenen Dringlichkeitssitzung des Exekutivkomitees bekannt. Bis auf Weiteres führt der stellvertretende Präsident Pedro Miguel Moura (Portugal) den Verband.
Lewitin kam durch seinen vorläufigen Rückzug, dem sich der belarussische Ex-Europameister Wladimir Samsonow als Vizepräsident anschloss, mutmaßlich einer Rücktrittsforderung zuvor. Die deutsche ETTU-Vizepräsidentin Heike Ahlert berichtete dem SID nach der Exekutivsitzung jedoch, dass Lewitin die juristische Anfechtung des Ausschlusses von russischen Aktiven und Funktionären nicht nur im Tischtennis angekündigt habe.
Der 70 Jahre alte Ex-Militär war vor rund eineinhalb Jahren an die ETTU-Spitze gewählt worden. Seit dem Amtsantritt von Russlands Ex-Verkehrsminister hatte sich die Finanzsituation des Kontinentalverbandes erheblich verbessert - durch zahlreiche neue Sponsorenverträge vorrangig mit russischen Unternehmen. Der im ukrainischen Odessa geborene Berater von Russlands Staatspräsident Wladimir Putin wird vorerst auch seine Aufgaben im Kontinental-Rat des Weltverbandes ITTF nicht ausüben.
Weiter offen ist der weitere Saisonverlauf in den beiden Champions Leagues. Zwar wurde das entscheidende Halbfinal-Duell im Herren-Wettbewerb zwischen den russischen Klubs Fakel Orenburg mit dem deutschen Olympia-Dritten Dimitrij Ovtcharov und UMMC Jekaterinburg wegen des Kriegs schon auf April verschoben, doch Titelverteidiger Borussia Düsseldorf um Rekordeuropameister Timo Boll kündigte schon vor seinem Semifinal-Rückspiel am Donnerstag gegen Vorjahresfinalist 1. FC Saarbrücken (Hinspiel: 3:0) für den Fall des erneuten Endspieleinzugs einen Boykott der Finals an.
"Es ist für uns völlig undenkbar, in dieser Situation gegen eine Mannschaft aus Russland zu spielen", sagte Düsseldorfs Manager Andreas Preuß dem SID.
Wegen eines russischen Titelsponsors ist auch die Austragung der Finals in der Königsklasse der Damen (3. und 8. April) zwischen Vorjahressieger TTC Berlin Eastside und dem polnischen Vertreter KTK Tarnobrzeg fraglich. Berlins Manager Andreas Hain will trotz der Androhung von Sanktionen beim Rückspiel Werbebanden von russischen Firmen abkleben und bis zu einer Distanzierung von den Geldgebern aus Russland allen ETTU-Vertretern Hallenverbot erteilen.
Trotz der Drohungen der bisherigen ETTU-Führung mit der Streichung einer fünfstelligen Siegprämie und eines Ausschlusses der Berliner von künftigen ETTU-Wettbewerben sucht Hain mit Tarnobrezgs Management eine Verständigung auf die gleiche Vorgehensweise.