Russland reagiert empört auf mögliche Olympiasanktionen - Rufe nach Boykott

Russland reagiert empört auf mögliche Olympiasanktionen - Rufe nach Boykott
Moskau (SID) - Mit Empörung und Boykott-Aufrufen haben russische Politiker und Funktionäre auf einen Bericht der New York Times über mögliche Sanktionen bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang reagiert. "Das ist ein Versuch, unser Land zu erniedrigen", sagte der Parlamentsabgeordnete Michail Degtjarjow, Vorsitzender des Sportausschusses der Staatsduma, der Nachrichtenagentur R-Sport.
Sanktionen wie ein Hymnen-Verbot oder ein Ausschluss russischer Sportler von der Eröffnungsfeier seien "inakzeptabel", sagte die Abgeordnete Swetlana Schurowa, 2006 in Turin Eisschnelllauf-Olympiasiegerin über 500 m. Die 45-Jährige sprach sich, sollten die von der New York Times ins Gespräch gebrachten Strafen verhängt werden, für einen Boykott der Spiele aus. Auch Walery Rijasansky, Vorsitzender des Sozialkomitees im russischen Föderationsrat, befürwortete einen solchen Schritt. "Unter solchen Voraussetzungen sollten wir nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen", sagte er der Nachrichtenagentur RIA Novosti.
Die New York Times hatte ihren Bericht am Montag veröffentlicht und sich auf Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) berufen. Ein IOC-Sprecher hatte auf SID-Anfrage den Bericht als "Spekulation" bezeichnet.
Der Kreml sprach am Dienstagmittag nicht offen von einem Boykott. "Wir sollten nicht das schlimmste Szenario an die Wand malen: Das Fehlen unserer Mannschaft", sagte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow: "Das würde der olympischen Bewegung einen erheblichen Schaden zufügen." Die sportliche Führung sei mit dem IOC in einem "stetigen Dialog", und man hoffe, alle Probleme zu lösen.
Zurückhaltend äußerte sich Sportminister Pawel Kolobkow. Der Fecht-Olympiasieger von 2000 erklärte, er sehe keinen Grund, auf solche unbestätigten Drohungen zu reagieren. "Unser Team hat eine Einladung erhalten, an den Spielen teilzunehmen. Unsere Vorbereitungen auf die Wettbewerbe laufen wie geplant", sagte Kolobkow der Nachrichtenagentur TASS.
Eine Entscheidung in der Russland-Frage wird zwischen dem 5. und 7. Dezember erwartet, wenn in Lausanne das Exekutivkomitee des IOC unter dem deutschen Präsidenten Thomas Bach tagt. Zwei IOC-Kommissionen untersuchen derzeit den russischen Dopingskandal. In der vergangenen Woche waren die ersten zwei Langläufer, darunter 50-km-Olympiasieger Alexander Legkow, lebenslang in allen Funktionen für Olympia gesperrt worden.