Tischtennis: Weichenstellung für Russen-Ausschluss geplant

Ein "Phantom" schwebt am Samstag über dem Kongress der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU) in München.
München (SID) - Ein "Phantom" schwebt am Samstag über dem Kongress der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU) in München. Trotz seines ruhenden Präsidenten-Amts hält die Verbandsspitze zumindest einen virtuellen Auftritt des abgetauchten Russen Igor Lewitin vor den Delegierten der Nationalverbände für möglich.
"Wir haben schon oft versucht, ihn zu kontaktieren, aber keinerlei Reaktion erhalten. Daher ist uns nicht klar, ob und was er oder der russische Verband für München planen", bestätigt die amtierende Präsidenten-Stellvertreterin Heike Ahlert (Schleswig) in München auf SID-Anfrage die Ungewissheit in der ETTU-Spitze unter dem portugiesischen Interims-Chef Pedro Miguel Moura über Lewitins Absichten.
Seit seiner Suspendierung wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bemüht sich der langjährige Vertraute des russischen Machthabers Wladimir Putin und russische Ex-Minister hinter den Kulissen weiterhin um Einflussnahme. In der Szene gilt Lewitin auch als Strippenzieher hinter dem Russland-Urteil.
Durch die Entscheidung des ETTU-Sportgerichtes musste die zurückliegende Saison wegen vermeintlich rechtswidriger Ausschlüsse von zwei Vereinen aus Russland als abgebrochen und nicht mit dem ursprünglich verkündeten Sieg des deutschen Rekordmeisters Borussia Düsseldorf gewertet werden.
Der Machtpoker vor dem Kongress hat konkrete Hintergründe. Die Delegierten sollen über die Aufnahme weiterer juristisch unangreifbarer Möglichkeiten zum Ausschluss von Mitgliedsverbänden wie eben auch die Auslösung eines Kriegs durch ihr jeweiliges Land in die ETTU-Satzung abstimmen.
Ob bei einer Annahme der entsprechenden Anträge der russische Verband ausgeschlossen und Lewitins formal bis Herbst 2024 laufende Amtszeit vorzeitig beendet werden könnte, wollte Ahlert, in Personalunion Vizepräsidentin des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), vor der Generalversammlung nicht voraussagen.
Unabhängig von der "Causa Russland/Lewitin" will die geschäftsführende ETTU-Führung ihre Pläne für eine Neuordnung der finanziellen Strukturen nach der Trennung von mehreren Sponsoren aus Russland vorstellen. "Für die angebrochene Saison ist uns in der Kürze der Zeit schon gut gelungen, einige Einnahmeausfälle auszugleichen", meinte Ahlert: "Ab 2023 können wir aber mehr erreichen."