Utopische Transfersummen im Profifußball: Wo führt die Reise noch hin?

Ist der Transfermarkt ein Fass ohne Boden? Die Transfersummen im Profifußball steigen seit Jahren in absurde Höhen, doch diesen Sommer wurde ein neues Level erreicht: 222.000.000 Euro (ja, zweihundertundzweiundzwanzig Millionen) flossen als Ablöse für nur einen einzigen Fußballspieler. Wo soll die Reise in Sachen Ablösesummen noch hinführen?
Fußballikone Uwe Seeler hat eine eindeutige Meinung dazu: "Keiner kann so gut Fußball spielen, dass er 100 oder 200 Millionen Euro wert ist". Der Kommentar des 80-Jährigen bezieht sich selbstredend auf den Transfer von Weltstar Neymar, für den die genannten 100 oder 200 Millionen Euro nicht einmal ausgereicht haben.
Die Kritik ist einleuchtend, PSG hätte für das Geld den gesamten Kader von Hannover 96 kaufen können – und zwar gleich fünf Mal. Auf Basis der Spieler-Marktwerte von transfermarkt.de sind alle Hannoveraner Profikicker zusammengenommen 40,6 Millionen Euro (Stand 14.08.2017) wert. Selbst der amtierende deutsche Vizemeister RB Leipzig wäre marktwerttechnisch drin gewesen – der Gesamtmarktwert der "roten Bullen" beträgt 181,08 Millionen Euro (Stand 14.08.2017).
Der Lockruf des Geldes
Die Wahnsinnseinnahme von 222 Millionen Euro wird der FC Barcelona eher früher als später für einen oder mehrere Nachfolger Neymars wieder in den Umlauf bringen. Diese hohen Summen für einen einzigen Spieler sind nicht nur absurd, sie verdrehen manchen Fußballern zudem schlichtweg den Kopf, wie die Causa Dembélé hervorragend zeigt. Der große FC Barcelona hat den jungen Dortmunder als Neymar-Erbe ins Auge gefasst und ist scheinbar bereit, eine dreistellige Ablösesumme für den 20-Jährigen auf den Tisch zu legen. Dembélé könnte so der zweitteuerste Transfer der Fußballgeschichte werden. Der Youngster kann dem Lockruf der Spanier offenbar nicht widerstehen und will sich notfalls aus dem Kader des BVB herausstreiken. Dabei ist der Flügelstürmer doch gerade erst eine Saison beim BVB. Welches Motiv auch immer hinter dem Wechsel des Franzosen steckt, die aufgerufenen bis zu 150 Millionen Euro Ablöse für einen 20-Jährigen sind und bleiben absurd – ebenso wie das Verhalten des Fußballspielers Dembélé.
Ausstiegsklausel über 700 Millionen Euro – das wird doch niemand zahlen?
Inmitten dieses Transferwirrwarrs um Neymar und Co. wird es fast zur Nebensache, dass Real Madrid in den Vertrag des Spaniers Isco eine Ausstiegsklausel von 700 Millionen Euro eingebaut hat – um Teams wie ManCity, PSG und Barcelona erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen zu lassen. Zum Glück scheint es in weiter Ferne, dass irgendein Verein jemals die festgeschriebenen 700 Millionen Euro zahlen wird, doch wer hätte vor dem Wechsel von Neymar zu PSG mit einer Ablösesumme von 222 Millionen Euro gerechnet?
Würde Martinez heute 106,9 Millionen Euro kosten?
Analysten von Interwetten haben einen Logarithmus entwickelt, der alle Transfers seit 2000 unter den Gesichtspunkten der Ablösesteigerungen, Währungseffekte und der Inflation an die heutige Zeit angepasst neu bewertet. Alle Werte sind fiktiv, aber dennoch sehr interessant zu betrachten. Der 2012 von Athletic Bilbao zu Bayern München gewechselte Javi Martinez würde heute den Berechnungen zufolge 106,9 Millionen Euro kosten. Der FCB zahlte vor fünf Jahren "nur" 40 Millionen Euro. Die fünf teuersten Bundesliga-Transfers der letzten 15 Jahre würden den Berechnungen der Analysten von Interwetten zufolge so aussehen (nur Zugänge zu Bundesliga-Clubs):
• Javi Martinez: 106,9 Mio. Euro (wechselte 2012 für 40 Mio. Euro von Bilbao zu Bayern)
• Julian Draxler: 81,23 Mio. Euro (wechselte 2015 für 43 Mio. Euro von Schalke zu Wolfsburg)
• Mario Götze: 81,16 Mio. Euro (wechselte 2013 für 37 Mio. Euro von Dortmund zu Bayern)
• Arturo Vidal: 69,9 Mio. Euro (wechselte 2015 für 37 Mio. Euro von Juve zu Bayern)
• André Schürrle: 64,82 Mio. Euro (wechselte 2014 für 32 Mio. Euro von Chelsea zu Wolfsburg)