Vor WM in Düsseldorf: Tischtennis-Wahlkampf mit harten Bandagen

Vor WM in Düsseldorf: Tischtennis-Wahlkampf mit harten Bandagen
Köln (SID) - Im Wahlkampf beim Tischtennis-Weltverband ITTF kommen vor der Präsidenten-Wahl bei der WM in Düsseldorf (29. Mai bis 5. Juni) harte Bandagen zum Einsatz. Im Ringen um die Verbandsspitze zwischen Amtsinhaber Thomas Weikert (Limburg) und seinem Gegenkandidaten Jean-Michel Saive (Belgien) ist kurz vor dem Wahlkongress (31. Mai) ein Bruch der einstigen Allianz zwischen Weikert und seinem nun als ITTF-Ehrenvorsitzender ohne Stimmrecht fungierenden Vorgänger Adham Sharara (Kanada) offen zutage getreten.
Sharara unterstützt Saive und hat beansprucht, für die Abstimmungen einen Wahlleiter zu bestimmen. Weikert bestätigte dem SID am Sonntag in Katar, dass die neunköpfige ITTF-Exekutive Shararas Anspruch widersprochen hat.
Außerdem bezeichnete der Ex-Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) das Verhalten Shararas, das die meisten europäischen Verbände als eine Verletzung seiner Neutralitätspflicht werten, als ein unzulässige Einmischung in den Wahlkampf. Sharara seinereits, der bis zu seinem Rücktritt und Weikerts Amtsübernahme im September 2014 die ITTF 15 Jahre als Alleinherrscher dominiert hatte, erklärte im Branchendienst insidethegames.com, "das Vertrauen in Thomas Weikert verloren" zu haben.
Insider vermuten, dass der Hintergrund für Shararas Attacken auf Weikert und seine Unterstützung für den sportpolitisch vollkommen unerfahrenen Ex-Europameister Saive die strikte Transparenz- und Good-Governance-Politik des deutschen Anwalts ist. Im Mittelpunkt steht dabei die von Sharara 2002 gegründete und jahrelang geführte Vermarktungsgesellschaft TMS, die auf Weikerts Veranlassung 2016 von der ITTF gekauft und damit Shararas Einfluss entzogen worden ist. Bei den mehr als 220 ITTF-Mitgliedsnationen wird seit langem hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, dass Sharara aus der TMS und deren Geschäften mit der ITTF persönlichen Nutzen gezogen habe.
Wegen Unregelmäßigkeiten bei Deals zwischen ITTF und TMS, bei denen Sharara praktisch auf beiden Seiten verhandelte, hatte 2013 der damalige Europaverbands-Präsident Stefano Bosi (Italien) Korruptionsvorwürfe gegen Sharara erhoben und dem gebürtigen Ägypter Bereicherung vorgeworfen. Sharara dementierte und kündigte Klagen gegen Bosi an, doch tatsächliche juristische Schritten des gebürtigen Ägypters gegen seinen damaligen Kritiker sind nicht bekannt geworden.