IOC-Pläne: Immer mehr Regierungen positionieren sich
Der Widerstand auf diplomatischer Ebene gegen die Pläne zur Wiedereingliederung von Athleten aus Russland und Belarus in den Weltsport wächst.
Warschau (SID) - Der Widerstand auf diplomatischer Ebene gegen die Pläne zur Wiedereingliederung von Athleten aus Russland und Belarus in den Weltsport wächst. Am Freitag machten mehrere Regierungen, darunter die von Dänemark, Estland und Lettland, ihre Ablehnung deutlich. Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas drohte gar mit dem Startverzicht ihres Landes bei den Spielen 2024.
"Die Teilnahme russischer und belarussischer Sportler ist einfach falsch. Ein Boykott ist also ein nächster Schritt", sagte Kallas bei einer Pressekonferenz in Tallinn. Dänemarks Sportminister Jakob Engel-Schmidt erklärte: "Die Linie der Regierung ist klar: Russland muss von allen internationalen Sportarten verbannt werden, solange seine Angriffe auf die Ukraine andauern."
Der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt erklärte unterdessen nach einer außerordentlichen Sitzung des Ukrainischen Olympischen Komitees NOCU, am Freitag kommender Woche (10. Februar) werde in Großbritannien ein Gipfeltreffen europäischer Sportminister stattfinden, bei dem die Frage der Nichtzulassung russischer und belarussischer Sportler erörtert werden solle. Laut Polens Sportminister Kamil Bortniczuk umfasst der Kreis 40 Länder. Eine Bestätigung des Treffens von britischer Seite stand zunächst aus.
Der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte am Freitag bei der Regierungspressekonferenz auf Nachfrage ausweichend: "Wir arbeiten mit anderen Staaten zusammen, vor allem mit Frankreich als Gastgeber der nächsten Olympischen Spiele." Mehr gebe es "im Moment nicht zu sagen".
Die Ukraine, die sich seit dem Februar 2022 im Verteidigungskrieg gegen Russland befindet, hatte in der vergangenen Woche selbst mit Boykott gedroht. In den vergangenen Tagen wurde der Ton aus Kiew in Richtung Lausanne, wo das Internationale Olympische Komitee (IOC) seinen Sitz hat, immer rauer und martialischer. Russland sei ein "Förderer von Krieg, Mord und Zerstörung", erklärte etwa der Präsidentenberater Michailo Podolyak. Weiter warf er dem IOC Heuchelei und Käuflichkeit vor, was dieses energisch bestritt.
Das IOC beruft sich in seiner Haltung, die einen Start "neutraler Athleten" aus Russland sowie Belarus ausdrücklich ohne Flaggen, Landesfarben und Hymnen vorsieht, auf Expertisen der Vereinten Nationen (UN) sowie großen Rückhalt in der internationalen Sport-Gemeinschaft. Auch das Weiße Haus in Washington hatte sich am Donnerstag für einen Start von Athletinnen und Athleten unter den derzeit diskutierten Bedingungen eingesetzt.
Der Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 2024 in Paris, der dreifache Kanu-Olympiasieger Tony Estanguet, forderte am Freitag, dass die Athleten nicht unter Entscheidungen "leiden" dürften, die sie nicht beeinflussen können. Er hoffe aber, sagte er der Nachrichtenagentur AFP, dass "möglichst viele Delegationen und Athleten ihren Traum von der Teilnahme an den Spielen verwirklichen können".