Das SID-Kalenderblatt am 10. April: Spiridon Louis erster Marathon-Olympiasieger

Das SID-Kalenderblatt am 10. April: Spiridon Louis erster Marathon-Olympiasieger
Am 10. April 1896 wurde Spiridon Louis in der erste Marathon-Olympiasieger der Geschichte. Und damit ein Nationalheld.
Köln (SID) - Als Spiridon Louis an jenem 10. April 1896 um 16.58 Uhr ins Panathinaiko-Stadion von Athen einbog, schwante ihm langsam, dass in seinem Leben fortan nichts mehr sein würde, wie es gut 26 Jahre lang gewesen war. Er, bislang ein einfacher Landjunge, der sich als Schafhirte, Wasserträger und Soldat verdingte, würde in wenigen Sekunden der erste Marathon-Olympiasieger der Geschichte sein. Und damit ein Nationalheld.
Denn seiner griechischen Nation war im Zusammenhang mit diesen ersten Olympischen Spielen der Neuzeit vieles egal. Ganz und gar nicht egal hingegen war: Jenes ikonische Rennen, das an den legendären Lauf des Soldaten Pheidippides erinnern sollte, welcher gemäß der Überlieferung im Jahr 490 vor Christus die Kunde vom Sieg der Griechen über die Perser von Marathon nach Athen gebracht hatte und hernach tot zusammenbrach, das sollte doch, bitteschön, ein Grieche gewinnen.
13 Läufer hatte das Gastgeberland für sein Aufgebot für den "Highway to Hellas" handverlesen, ansonsten ist faktisch vom ersten olympischen Marathon vieles wie beim Rennen des Pheidippides nur halbgesichert: Insgesamt 17 bis 25 Läufer sollen am Start gewesen sein, die Strecke ganz ungefähr 40 Kilometer betragen haben, und Louis als Wegzehrung wahlweise ein Glas Wein oder Cognac zu sich genommen zu haben.
Zumindest für Letzteres sprachen seine Erinnerungen an die Schlussphase im Rennen seines Lebens: "Ich konnte mir nicht erklären, was in mir geschah, von jetzt an spürte ich nichts mehr, weder Hitze noch Schweiß noch Müdigkeit, es war so etwas wie ein Wunder", sagte Louis. Gute sieben Minuten lag er schließlich vor seinem zweitplatzierten Landsmann Charilaos Vasilakos.
Um Schafe und Wasser musste sich "Spyros" nicht mehr kümmern, von neuen Freunden und Bewunderern wurde er mit Geschenken überhäuft. Einen sportlichen Wettkampf bestritt Louis nie mehr, seinen letzten großen öffentlichen Auftritt hatte er als Ehrengast bei den Sommerspielen in Berlin 1936, als er, ein freundlicher älterer Herr in Landestracht, dem gütig lächelnden Adolf Hitler einen Olivenzweig als Symbol des Friedens überreichte.
Mit 67 Jahren verstarb Louis 1940 an einem Herzinfarkt - wenige Monate bevor Hitlers Wehrmacht und italienische Truppen seine griechische Heimat besetzten.