Freitag nach Afkaris Hinrichtung: "Nur bedauernde Worte sind zu wenig"
Afkari-Hinrichtung: Freitag und Athleten Deutschland nehmen Verbände in die Pflicht
Köln (SID) - Nach der Hinrichtung des Ringers Navid Afkari im Iran fordern Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im deutschen Bundestag, und Athleten Deutschland weitreichende Konsequenzen. "Jetzt sind das Internationale Olympische Komitee und der internationale Ringerverband United World Wrestling am Zug", teilte die SPD-Politikerin auf SID-Anfrage mit: "Nur bedauernde Worte und dann der Übergang zur Tagesordnung - das ist jetzt endgültig zu wenig."
Eine ähnliche Haltung nimmt Athleten Deutschland ein. "Navid Afkaris Hinrichtung darf nicht folgenlos bleiben. Wir erwarten vom IOC und von UWW, sich entschieden gegen Menschenrechtsverletzungen von Athlet*innen und anderen Personengruppen zu stellen, die Teil der olympischen Bewegung sind oder sich in ihrem Wirkungskreis befinden", teilte die Athletenvertretung auf SID-Nachfrage mit. Hierzu gehöre auch, "einen entsprechenden Sanktionsmechanismus in die Wege zu leiten. Es ist längst überfällig, dass sich die tief humanistisch geprägte olympische Bewegung zur Wahrung der Menschenrechte verpflichtet."
Afkari war am Samstag hingerichtet worden, er soll im Jahr 2018 bei Demonstrationen einen Sicherheitsbeamten getötet und die Tat auch gestanden haben. Das Geständnis soll jedoch unter Folter erzwungen worden sein, erklärten Menschenrechtsorganisationen zuletzt. Weltweit hatte es Aufrufe gegeben, die Hinrichtung nicht durchzuführen und den Sportler vor ein ordentliches Gericht zu stellen. US-Präsident Donald Trump schaltete sich ein, das IOC sowie Politiker und Sportler aus aller Welt folgten. Vergebens.
"Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt. Es gibt Erklärungen der Bestürzung von Seiten des IOC und weiterer Sportverbände. Nur - was folgt daraus?", sagte Freitag: "Welche Konsequenzen werden die internationalen Sportfachverbände mit ihrer Dachorganisation IOC an der Spitze ziehen? Wenn man sich die Vergabepraxis internationaler Sportveranstaltungen der letzten Jahre ansieht, muss man befürchten: nichts."
Es gebe zu viele Beispiele, die sie zu dieser Schlussfolgerung kommen lasse, so Freitag. "Staaten wie Belarus, Gastgeber der kommenden Eishockey-WM, oder China, Gastgeber der nächsten Olympischen und Paralympischen Winterspiele, genießen in der Szene bekanntlich höchstes Ansehen. Aber wie Iran sind es Staaten, in denen rechtsstaatliche Grundsätze wenig bis keinen Wert haben", sagte die Politikerin: "Dennoch werden sie in schöner Regelmäßigkeit belohnt mit der Austragung der Topevents, die der Sport zu vergeben hat. Aus meiner Sicht eine Schande. Der organisierte Sport tritt seine doch so gerne zitierten ethischen Werte selbst mit Füßen."