Zoff ums liebe Geld: Bund und Sport setzen Reform aufs Spiel

Zoff ums liebe Geld: Bund und Sport setzen Reform aufs Spiel
Frankfurt/Main (SID) - Der Streit zwischen Bund und Sport über die Spitzensportreform spitzt sich zu. Wann fließen endlich die 31 Millionen Euro?
Berlin (SID) Fast täglich neue Giftpfeile, Vorwürfe statt Vorwärtsdenken: Das Verhältnis zwischen Bund und Sport ist im Zuge der Leistungssportreform stark beschädigt. Jetzt droht der Sport sogar mit dem Ausstieg aus der Reform - ein Totalschaden für alle Beteiligten. Das Innenministerium reagiert nur mit Kopfschütteln.
Konkret geht es um 31 Millionen Euro, die der Sport im Zuge der Reform erhalten soll. Der Sport behauptet, das Geld sei bereits mehrmals versprochen worden, die Politik weist dies vehement zurück. Eine Reform wollen alle, damit Deutschland bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften wieder mehr Medaillen holt.
"Wir haben auf der Sitzung am 9. März kein Geld versprochen, sondern gesagt, dass wir den Sport vehement unterstützen, das Geld zu bekommen", sagte Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport aus dem Bundesinnenministerium (BMI), am Mittwoch dem SID. Dazu benötige seine Abteilung aber Anträge, die konkrete Planungen zulassen und die notwendige Etatreife haben.
Der Sport sieht das anders. Dirk Schimmelpfennig, Vorstand im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), ging in die Offensive und drohte mit dem Ausstieg aus der Reform. Sollte es die Erhöhung für 2018 nicht geben, "wäre die Umsetzung unseres gemeinsamen Konzeptes zur Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung klar zum Scheitern verurteilt", schrieb Schimmelpfennig laut FAZ in einem Brief.
Wie Schimmelpfennig ausführte, habe Böhm in diesem Jahr schon zweimal versprochen, dass es eine Erhöhung von insgesamt 39 Millionen Euro gebe. Laut Protokoll sei dies am 21. Februar und am 9. März gewesen. "Für die Konferenz der Sportdirektoren am 9. März ist festgehalten: 'Unaufgeforderte Aussage Herr Böhm: Aufnahme eines Aufwuchses von 39 Millionen Euro in den Haushaltsentwurf für 2018'", heißt es in dem Brief.
Acht Millionen von den 39 Millionen wurden bereits in den Haushalt 2018 eingebracht, der nach jetzigem Stand bei insgesamt 175 Millionen Euro liegt. Dabei handelt es sich um wichtige Projekte außerhalb der Reform wie Entsendungskosten für die Winterspiele in Pyeongchang (700.000 Euro) oder Hilfen für den Behindertensport (1,5 Millionen Euro). An den restlichen 31 Millionen Euro - dem Zubrot für die Reform - entzündet sich weiter der Streit.
Mittlerweile sind auch die Verbände darüber enttäuscht, dass das versprochene Geld nicht fließt. Sie hatten der Reform im Dezember auch deshalb zugestimmt, weil die Förderung deutlich ansteigen sollte. Die stockende Reform belastet schon jetzt ihre Planungen. Auch wenn die volle Summe für 2018 noch in den Haushalt eingebracht wird, können die Verbände erst frühestens im Sommer 2018 an ihr Geld.
Das BMI weist aber auch darauf hin, dass noch genügend Zeit für eine Etatergänzung sei. Durch die Bundestagswahl im September werde der endgültige Etat 2018 erst Ende des laufenden Jahres aufgestellt und bis dahin könne man noch nachjustieren - wenn denn endlich die Anträge des DOSB die nötige Etatreife besitzen.
"Es ist unglaublich, was mit der Spitzensportreform gerade passiert", sagte der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Özcan Mutlu: "Die Reform selbst wurde bereits hinter verschlossenen Türen zwischen DOSB und BMI ausgehandelt und offenbar hat das BMI dabei nun auch noch Gelder in zweistelliger Millionenhöhe versprochen", meinte der Oppositionspolitiker und forderte den Bund zu voller Transparenz auf.