Das SID-Kalenderblatt am 19. Juli: Die erste Tour de France endet in Paris

Das SID-Kalenderblatt am 19. Juli: Die erste Tour de France endet in Paris
Köln (SID) - Natürlich war es eine unfassbare Schnapsidee, die sich die Redaktion des Blattes L'Auto, aus dem Jahre später L'Equipe entstehen sollte, da ausgedacht hatte. Sollen sie doch mal quer durch Frankreich fahren, dachten diese goutierten dickbäuchigen Herren in ihrer schnuckeligen Redaktion in Paris, auf Fahrrädern gar, und wenn sie alle überleben, die meisten wenigstens, und dann am 19. Juli 1903 wie geplant wieder in Paris eintrudeln, am besten abenteuerlich zerschreddert, dann wird es der Auflage sicher nicht schaden. So weit, so zynisch
Ganz so einfach wie im verwegenen Gedankenkino der sportlichen Urheber war es dann doch nicht, und es bedurfte einer gesteigerten Überredungskunst und eines nahezu täglich gesteigerten Preisgeldes, um am 1. Juli 1903 nun wirklich ein Starterfeld an die Linie zu bringen. Mit dabei war auch der erste und für viele Jahre einzige Radstar Deutschlands: Josef Fischer, der 1896 Paris-Roubaix gewonnen hatte und die erste Tour auf Platz 15 beenden sollte.
Haushoher Favorit war Maurice Garin, ein schnauzbärtiges Original italienischer Herkunft, Schornsteinfeger von Beruf. Garin legte Wert auf eine ausgewogene Ernährung, die Unmengen an Zigarren und literweise Rotwein beinhaltete, beides konsumierte er auch auf dem Rad.
Nach drei Wochen mit knapp 2500 Kilometern in sechs Etappen, welche den Fahrern also rund 400 Kilometer pro Abschnitt zumuteten, endete diese erste Tour vor 117 Jahren im Pariser Prinzenpark. Garin siegte, kassierte 6075 Francs, was damals erfrischenden 2400 Tagesgehältern entsprach.
Garin, der knapp drei Stunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Lucien Prothier hatte, beendete seine Karriere als Schornsteinfeger, erwarb eine Tankstelle, kümmerte sich um Rotwein und Ehefrauen. Als er 1957 starb, hatte er von letzteren immerhin drei.