Das SID-Kalenderblatt am 9. Februar: Jan Ullrich wird wegen Dopings verurteilt

Tour-Sieger durfte Jan Ullrich bleiben. Im Gegensatz zu Lance Armstrong, der sämtliche seiner sieben Titel bei der Frankreich-Rundfahrt loswurde.
Köln (SID) - Immerhin: Ullrich behielt auch sein Olympia-Gold, seinen Vuelta-Triumph, doch am 9. Februar 2012 verlor er auch die letzten Reste von dem, was von seinem einstigen Ruf als strahlender Radheld noch übrig war.
An diesem Tag war Ullrich vom Internationalen Sportgerichtshof CAS schuldig gesprochen worden, gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben. Seine Ergebnisse nach dem 1. Mai 2005 wurden gestrichen, der gebürtige Rostocker wurde zwei Jahre gesperrt, was aber nur noch symbolischen Charakter hatte.
Das Urteil gegen Ullrich erging schließlich fünfeinhalb Jahre, nachdem seine Verwicklung in die Affäre um den mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes bekannt geworden war. Fünfeinhalb Jahre nach Ullrichs letztem Rennen als Radprofi und nach seinem Ausschluss von der Tour de France am Vortag der Rundfahrt 2006, dem deutschen Radsport-Erdbeben schlechthin.
Die Urteilsfindung, die Ullrich endgültig brandmarkte, zog sich derart, weil sich der Beschuldigte höchst unkooperativ zeigte. "Im Nachhinein hätte ich anders gehandelt", sagte der damals 38-Jährige wenige Monate nach dem Urteil. Er hätte alles offenlegen sollen: "Ich hätte es viel früher machen sollen - das kann ich mit der Erfahrung von heute sagen."
Nun ging Ullrich wahrlich nicht in die Sportgeschichte ein als jemand, der verstärkt aus Fehlern lernt. Bis heute hat er sich und seine Verfehlungen nicht ansatzweise befriedigend erklärt, allem, was der rotblonde Überflieger erreicht hat, heftet ein Makel an. Auch dank Ullrich bleibt der Radsport der Neunziger und frühen Nullerjahre eine Epoche voller blinder Flecke.