Gesichter Olympias: Primoz Roglic (Radsport) - Bewältigung eines Traumas

Gesichter Olympias: Primoz Roglic (Radsport) - Bewältigung eines Traumas
Nichts konnte Primoz Roglic bei seinem Olympiasieg aufhalten, nicht einmal die Ziellinie.
Fuji (SID) - Nichts konnte Primoz Roglic aufhalten, nicht einmal die Ziellinie. Als der slowenische Radprofi am Fuß des Mount Fuji das olympische Zeitfahren nach 44,2 Kilometern als Schnellster beendete, strampelte er einfach weiter - so, als ginge es noch immer um wertvolle Sekunden im Kampf gegen die Uhr. Roglic hatte das Ziel schlicht und einfach übersehen. An seinem ersten Olympiasieg änderte das nichts.
"Ich glaube, ich habe es einfach nicht gemerkt, ich habe einfach alles gegeben, und es war mir egal", sagte Roglic nach seinem durchaus überraschenden Triumph: "Ich bin super stolz und glücklich. Für mich gab es einfach nichts zu verlieren."
In der Tat. Roglic bewältigte mit seinem Sieg nämlich auch ein Trauma. Bei der Tour de France 2020 hatte der heute 31-Jährige im entscheidenden Einzelzeitfahren auf der vorletzten Etappe auf dramatische Art und Weise noch das Gelbe Trikot an seinen Landsmann Tadej Pogacar abgeben müssen. Nun nominierte Slowenien Roglic durchaus überraschend für das Einzelzeitfahren - und der deklassierte in einem hochklassigen Rennen die Konkurrenz förmlich.
Im Ziel betrug sein Vorsprung 1:01 Minuten auf Tom Dumoulin (Niederlande), der Silber gewann. "Primoz war heute von einem anderen Planeten", schwärmte Dumoulin, Roglics Teamkollege beim niederländischen Team Jumbo-Visma: "Ich weiß, dass er ein besonderer Typ ist."
Auch in diesem Sommer war es für Roglic alles andere als rund gelaufen. Das Duell mit Pogacar bei der Tour war früh keines mehr, nachdem Roglic auf der dritten Etappe schwer gestürzt war und sich diverse schmerzhafte Wunden zugezogen hatte. Der zweimalige Vuelta-Sieger stieg anschließend vorzeitig aus und bereitete sich ausschließlich auf die Spiele vor - das zahlte sich aus.