Das SID-Kalenderblatt am 27. Oktober: Fraser schwimmt die 100 m in unter einer Minute

Das SID-Kalenderblatt am 27. Oktober: Fraser schwimmt die 100 m in unter einer Minute
Köln (SID) - Bei Dawn Fraser ging es stets einigermaßen zünftig zur Sache. Sie sei "keine Heilige Johanna im Schwimmdress", zitierte das Nachrichtenmagazin Spiegel im November 1965. Die Olympiasiegerin, die am 27. Oktober 1962 als erste Frau die 100 m Freistil in unter einer Minute schwamm, rauche täglich bis zu 30 Zigaretten, bezeichne sich als "beste Biertrinkerin Australiens" und sei sexuell durchaus offenherzig.
Nicht nur damit trieb sie konservative Funktionäre in die Verzweiflung. Fraser enthüllte in einer Serie im Sunday Mirror Geschichten aus dem Innersten des Verbandes, und sie soll sich vor einem Olympiarennen bis morgens um drei Uhr betrunken haben, bevor sie den willkommenen Anlass für eine zehnjährige Sperre lieferte: Sie stahl in der letzten Nacht der Sommerspiele von Tokio vor dem Kaiserpalast eine Olympiafahne.
Die Strafe sei "grausam" und trage "Elemente des Hasses" in sich, kommentierte John Renshaw, damals Premierminister von New South Wales. Begründet wurde die Sperre im Detail nicht, aber sie beendete nach elf 100-m-Weltrekorden und vier Olympiasiegen Dawn Frasers überaus erfolgreiche Karriere.
Bis heute kämpft die "Wassersportlerin des Jahrhunderts" auch mit den Bildern eines schweren Autounfalls, bei dem sie 1964 am Steuer saß und bei dem ihre Mutter verstarb. Dawn Fraser landete schwer verletzt in einem Stahlkorsett, sieben Monate vor Olympia. Auch dies verarbeitete sie 2001 in einer Autobiografie. Der Titel: One Hell Of A Life.