Die Noten der Formel-1-Testfahrten
Das Vorgeplänkel ist Geschichte, die Formel-1-Saison 2022 steht vor der Tür. Welcher Fahrer geht mit einem guten Gefühl in die Saison? Wer nimmt einen schweren Rucksack mit in das erste Rennen? Die Testfahrten in Bahrain haben diese Fragen zumindest in Ansätzen beantwortet. Die Test-Noten von Sebastian Vettel, Mick Schumacher, Lewis Hamilton und Co. zum Durchklicken:
Nicholas Latifi (Williams) - Note: 5,0
Der Williams steht in diesem Jahr wohl am Ende der Nahrungskette. Latifi erfuhr das am eigenen Leib. Freitag bremste ihn nach nur zwölf Runden ein Feuer aus. Samstag drehte der Kanadier zwar 124 Runden, war dabei aber selbst bei immer schneller werdender Strecke am Abend nur 15. - Latifi und der FW44, das passt überhaupt noch nicht.
Alex Albon (Williams) - Note: 2,5
Deutlich besser lief es für Latifis Teamkollegen. Obwohl Albon nach seiner einjährigen Pause mehr oder weniger bei Null startete, war er in Bahrain auf Anhieb rund eine halbe Sekunde schneller als der Kanadier. Die internen Kräfteverhältnisse scheinen damit schon jetzt geklärt.
Kevin Magnussen (Haas) - Note: 3,0
Erst kurz vor den Testfahrten erfuhr Magnussen von seiner Rückkehr. Der Däne nutzte seine Chance und zeigte, dass er das Fahren nicht verlernt hat. Am Freitagabend absolvierte er die Runde in 1:33.207 Minuten und setzte damit - bei zugegeben guten Bedingungen - die Bestzeit. Seine Longruns waren auch vielversprechend und teilweise sogar stärker als die von Mick Schumacher.
Mick Schumacher (Haas) - Note: 2,5
Schon tagsüber behauptete sich Schumacher am Samstag mit einer 1:33.151 Minuten in der Top Ten. Dabei testete er die Grenzen des VF-22 immer wieder aus, fuhr nicht selten neben der Strecke. Abends verbesserte er seine Zeit nochmal um fast eine Sekunde. Mit Magnussen hat er eine echte Benchmark in den eigenen Reihen, die ihn anspornen wird. Wie das aussehen kann, ließ sich in Bahrain schon erahnen.
Guanyu Zhou (Alfa Romeo) - Note: 5,0
Der Rookie hat lehrreiche Tage hinter sich. Im Vergleich zu Bottas war der Chinese in Bahrain chancenlos. Der Finne nahm ihm bis zu einer Sekunde auf einer Runde ab. Dass er an den drei Tagen knapp 200 Runden drehte, ist ein gutes Zeichen. Dass er regelmäßig am Ende des Tableaus auftauchte, war zu erwarten und könnte ein Hinweis darauf sein, wie seine erste Saison für ihn laufen wird.
Valtteri Bottas (Alfa Romeo) - Note: 4,0
Konkurrenz in den eigenen Reihen gibt es für Bottas nicht. Die Konkurrenz im Kampf um die Punkte scheint für den Finnen gleichzeitig außer Reichweite zu sein. Er begrüßte die Fortschritte, die das Team seit Barcelona machte, gestand aber auch 'ein paar Probleme', die ihn ausbremsten. Viel mehr als ein durchwachsener Auftakt waren die Tage in Bahrain demnach nicht.
Esteban Ocon (Alpine) - Note: 3,5
153 Runden spulte der Franzose im neuen Alpine in Bahrain ab. Und das war auch bitter nötig, denn aus Barcelona nahm das Team einen ganzen Rucksack voll Sorgen mit. Ocon präsentierte sich gut in Schuss, war zeitentechnisch auf Augenhöhe mit Fernando Alonso. Dazu hatte der Franzose weniger Probleme, den Wagen am Limit zu bewegen.
Fernando Alonso (Alpine) - Note: 3,5
Für Alonso war vor allem der letzte Testtag echte Schwerstarbeit. Sobald der Spanier pushte, machte der Wagen nicht das, was Alonso wollte. Die Balance-Probleme bekam das Team nie wirklich in den Griff. Als der zweimalige Weltmeister gegen Ende dann aber doch mal eine Runde zusammenbrachte, war er vorne mit dabei.
Lance Stroll (Aston Martin) - Note: 3,0
Überraschend schnell hat sich Stroll an den neuen Aston Martin gewöhnt. Der Kanadier kitzelte vor allem in der Quali-Simulation einiges aus dem AMR22 heraus. Auch seine Longrun-Pace konnte sich sehen lassen und verheißt im Mittelfeld-Kampf Gutes. Im Vergleich zu Sebastian Vettel hatte er die Nase in Bahrain klar vorn.
Sebastian Vettel (Aston Martin) - Note: 4,5
So richtig warm ist Vettel mit dem neuen Auto noch nicht geworden. Seine 146 Runden hob er positiv hervor, ebenso den Erkenntnisgewinn. Gleichzeitig gestand Vettel aber auch, dass Aston Martin nicht auf Augenhöhe mit den Spitzenteams ist und sprach von einer Lernkurve während der Saison. Diese muss auch er persönlich nehmen, wenn er das Duell gegen Stroll nicht verlieren will.
Yuki Tsunoda (AlphaTauri) - Note: 4,5
Tsunoda zeigte bei den Testfahrten wie schon in der Vorsaison zwei Gesichter. Wenn der Japaner alles zusammenbekommt, ist er pfeilschnell. Wenn nicht, verschwindet er im Niemandsland des Feldes. Schon vor dem Test erklärte er, er müsse seinen Fahrstil für den neuen Wagen umstellen. Das schreit nach einem Prozess, der zum ersten Rennen noch lange nicht abgeschlossen ist.
Pierre Gasly (AlphaTauri) - Note: 2,5
Gasly machte im Vergleich zu seinem Teamkollegen einen deutlich stabileren und besseren Eindruck. Der Franzose fühlt sich im AT03 sichtlich wohler. Illusionen über die eigene Stärke macht auch er sich nicht. Er erwartet das Team weiter im Mittelfeld. Wo genau, weiß noch niemand.
Daniel Ricciardo (McLaren) - Note: ohne Bewertung
Der Australier verpasste die so wichtigen Testrunden aufgrund einer Corona-Infektion. Das wirft ihn schon jetzt weit zurück. Die Rechnung dafür könnte Ricciardo vor allem in den ersten Rennen der Saison zahlen. Eine unverschuldete Zwickmühle.
Lando Norris (McLaren) - Note: 3,5
Schwierige Tage liegen hinter Norris und McLaren. 198 Runden lang versuchte der Brite, den MCL36 besser zu verstehen. Dabei wurde er aber unter anderem von Bremsproblemen weit zurückgeworfen. Seine bittere Erkenntnis: 'Wir sind nicht da, wo wir sein wollen.' Das spiegelte sich in Norris' Leistungen wider. Auf die Top-Teams fehlten mehrere Zehntel.
George Russell (Mercedes) - Note: 3,0
Wie schnell der Mercedes wirklich ist, kann nur spekuliert werden. Alles deutet aber darauf hin, dass die Silberpfeile nur als drittstärkste Kraft nach Bahrain reisen werden. Auch George Russell litt bei den Tests unter den Problemen des W13. Zwar spulte der Neuzugang fast 200 Runden ab, uneingeschränkt wohl fühlte er sich laut eigener Aussage dabei aber nicht.
Lewis Hamilton (Mercedes) - Note: 4,0
Gleiches gilt für Hamilton. Auch der siebenfache Weltmeister beklagte Probleme. Ihm fehlten in den Quali-Simulationen bis zu 0,5 Sekunden auf die Spitze. Und auch in den Longruns, die er am Samstag ausschließlich fuhr, lag er konstant hinter Ferrari und Red Bull.
Charles Leclerc (Ferrari) - Note: 2,0
Der Ferrari war für viele der ungekrönte Test-Weltmeister. Beide Piloten gehörten von Donnerstag bis Samstag zu den Tagesschnellsten. Leclerc sprach von einer der reibungslosesten Vorbereitungen, die er ja hatte. Spannend war vor allem der direkte Vergleich. Hier lag der Monegasse bei vergleichbaren Bedingungen sogar leicht hinter seinem Teamkollegen. Das tat seiner guten Laune aber keinen Abbruch.
Carlos Sainz (Ferrari) - Note: 1,5
Auch Sainz zeigte sich mit den Testfahrten rundum zufrieden. Vor allem für ihn persönlich lief es wie am Schnürchen. Zweitbeste Zeit am Donnerstag, Bestzeit am Freitag, im Longrun am Samstag am Ende deutlich schneller als Lewis Hamilton. Das lässt die roten Hoffnungen ins Unermessliche steigen.
Sergio Pérez (Red Bull) - Note: 1,5
Red Bull schiebt Ferrari die Favoritenrolle zu, doch spätestens seit das Team am Samstag seine neusten Updates präsentiert hat, ist klar: Die Österreicher werden die Gejagten sein. Bei vergleichbaren Bedingungen war der Mexikaner deutlich schneller als die Konkurrenz. Dazu ist RB18 frei von Kinderkrankheiten, die zum Beispiel Mercedes und auch McLaren noch plagen.
Max Verstappen (Red Bull) - Note: 1,0
139 Runden haben Max Verstappen gereicht, um sein Revier abzustecken. Der Weltmeister dominierte vor allem am Samstag nach Belieben, drehte nicht nur eine, sondern mehrere schnellste Runden. Eingewöhnungszeit im neuen Boliden braucht der Niederländer nicht - das sollte der Konkurrenz große Sorgen machen.
