"Augenwischerei": Schramm kritisiert Eiskunstlauf-Entscheidung scharf

Der frühere Eiskunstlauf-Europameister Norbert Schramm hat die Entscheidung der ISU zur Anhebung des Mindestalters auf 17 Jahren scharf kritisiert.
Hamburg (SID) - Der frühere Eiskunstlauf-Europameister Norbert Schramm hat die Weltverbandsentscheidung zur Anhebung des Mindestalters auf Spitzenniveau auf 17 Jahren als nicht ausreichend kritisiert. "Es ist ein erster Schritt, aber ich glaube kaum, dass es etwas Positives für den Sport bewirken kann. Es reicht einfach nicht aus. 17-Jährige haben im Profisport nichts verloren", sagte der 62-Jährige dem SID am Dienstag.
Die neue Regelung bezeichnete Schramm, Europameister sowie Vize-Weltmeister der Jahre 1982 und 1983, als "Augenwischerei". Sie bringe "noch gar nichts. Minderjährige sollen bei den Junioren starten, sie haben ganz andere Voraussetzungen von ihrer Größe und ihrem Gewicht her. Es macht keinen Sinn, Erwachsene mit jungen Sportlern zu mischen."
Schramm selbst würde sich eine Anhebung des Mindestalters auf "mindestens 18, besser noch auf 21 wünschen. Dann könnte sich der Sport weiterentwickeln." Zudem gelte es, "die jungen Menschen ganz anders zu schützen. Es geht um physische und psychische Dinge, aber auch ums Thema Doping. Die jungen Sportler sind doch viel zu sehr auf ihr Umfeld angewiesen."
Auch Funktionär Reinhard Ketterer richtete den Fokus auf die physische und psychische Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler. "Ich begrüße die Entscheidung sehr und finde sie richtig", sagte Ketterer, der 22 Jahre lang als leitender Landestrainer und Bundesstützpunktleiter in Berlin arbeitete, dem SID: "Ich wäre aber noch einen Schritt weitergegangen. Mit 18 ist man erst erwachsen. Minderjährige sollen sich bei den Junioren austoben."
Ketterer, seit 2018 als Vizepräsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU), rechnet durch den neuen Beschluss des Weltverbandes nicht mit großen Veränderungen an der Spitze des internationalen Eiskunstlaufs. "Die Russen werden ihre Trainingsmethoden und -inhalte verändern und der neuen Situation anpassen", sagte er. An eine ausgeglichenere Konkurrenz glaubt er nicht. "Dieser Illusion gebe ich mich nicht hin", sagte Ketterer.