Pechstein fordert Mitspracherecht bei Olympiavergabe

Claudia Pechstein hat kurz vor den Olympischen Winterspielen das IOC und seinen deutschen Präsidenten Thomas Bach kritisiert.
Köln (SID) - Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein (49) hat kurz vor ihrer achten Teilnahme an Winterspielen das Internationale Olympische Komitee und seinen deutschen Präsidenten Thomas Bach unter Beschuss genommen. "Bei Olympia geht es seit vielen Jahren nicht mehr um den Sport, sondern um Politik. Als Thomas Bach jetzt sagte, dass das IOC nichts mit Politik zu tun hat, da musste ich mal kurz ein kleines Lächeln loswerden", sagte Pechstein der Wochenzeitung Die Zeit.
"Man sollte die Sportler mitreden oder mitwählen lassen, an welchem Ort die Olympischen Spiele stattfinden. Dann wird Wintersport auch dort stattfinden, wo ein Wintersportort ist, und nicht da, wo Sommerspiele stattfanden. Das ist doch absurd", erklärte die Berlinerin. Peking ist die erste Stadt, die Sommer- (2008) und Winterspiele (2022) ausrichten darf.
"Am Ende ist ja die Wahrheit, dass die Schneesportarten gar nicht in Peking stattfinden, sondern 300 km weit weg. Und eine Eishalle, klar, die kann man auch in Dubai hinstellen", sagte sie.
Für Pechstein, die als CDU-Kandidatin im vergangenen Herbst den Sprung in den Bundestag verpasst hatte, wäre ein diplomatischer Boykott Deutschlands "schon ein Zeichen" gewesen, "aber die Lage in China wird sich dadurch nicht ändern".
Pechstein, die als deutsche Fahnenträgerin für die Eröffnungsfeier am Freitag nominiert ist, würde mit ihrer achten Teilnahme an der Spitze der Rekordliste bei Winterspielen mit dem Japaner Noriaki Kasai gleichziehen. Auch war keine Athletin bei Winterspielen älter als sie.
Dennoch schloss Pechstein einen neunten Anlauf 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo ("da muss ich nicht so weit fahren") nicht kategorisch aus: "Als wir für Peking eingekleidet wurden, haben einige Kollegen auch schon gesagt: Auf Wiedersehen in vier Jahren! War aber vielleicht auch nur positiv gemeinter Galgenhumor. Jetzt fahren wir erst mal nach Peking, danach feiere ich meinen 50. Geburtstag, und über alles andere reden wir dann, okay?"