SID-Kalenderblatt am 4. März: Die Geburtsstunde des alpinen Skirennsports

Es ist das Jahr 1927, als der Brite Arnold Lunn den Österreicher Hannes Schneider kennenlernt.
München (SID) - Lunn, geboren 1888 im indischen Madras, später zum Ritter geschlagen, schließlich 1974 verstorben in London, ist ein leidenschaftlicher Bergsteiger. Sein Vater, ein Methodistenpriester, betreibt eine Reiseagentur, die Wintersportreisen in die Schweiz organisiert. Lunn ist häufig dabei, wird bald ein renommierter Skiläufer, ist einer der Mitbegründer des Kandahar Ski Club und gilt als Erfinder der Regeln für Abfahrts- und Slalom-Rennen.
Schneider, geboren 1890 in Stuben am Arlberg, 1955 verstorben in den USA, ist schon Skirennen gefahren, er hat im Ersten Weltkrieg als ausbildender Offizier Skikurse gegeben, hat in mehreren Spielfilmen mitgewirkt, vor allem aber ist er der Gründer der ersten Skischule in Österreich. Als Vertreter des Ski Club Arlberg beschließt Schneider, gemeinsam mit Lunn ein Skirennen für die örtliche Jugend in St. Anton auszurichten. Der Brite steckt dabei einen Slalom aus, bis dahin unbekannt am Arlberg.
Weil die Rennen gut ankommen, richten Lunn und Schneider am 3. und 4. März 1928 die ersten Arlberg-Kandahar-Rennen aus. Es ist eine Kombination aus Slalom und Abfahrt und der erste Alpine Kombinationswettbewerb der Geschichte, an dem alle Skirennläufer teilnehmen dürfen: 45 Läufer aus Österreich, der Schweiz, aus England und den USA gehen an den Start. Die Veranstaltung ist bahnbrechend. Zwei Jahre später erkennt der Internationale Ski-Verband FIS, bis dahin dominiert von den Vertretern der traditionsreichen nordischen Disziplinen, den alpinen Rennsport offiziell an.
1931 werden die Arlberg-Kandahar-Rennen erstmals im Schweizer Mürren ausgetragen - diese Rennen gelten heute als erste WM der alpinen Skigeschichte. Fünf Jahre später, 1936, ist die alpine Kombination aus Abfahrt und Slalom der erste Wettbewerb, in den Olympiamedaillen vergeben werden. Zu den Austragungsorten St. Anton und Mürren kommen später Chamonix, Sestriere und schließlich Garmisch-Partenkirchen (1954) hinzu, weshalb die Weltcup-Rennen dort noch heute Kandahar-Rennen genannt werden und die Piste Kandahar heißt.
Der Name Kandahar geht in der Tat auf die gleichnamige Region in Afghanistan zurück. Dem englischen Heerführer Frederick Roberts wurde nach seiner Rückkehr aus dem Anglo-Afghanischen Krieg 1892 der Titel Earl of Kandahar verliehen. Beim ersten Abfahrtslauf der Geschichte 1911 in Crans-Montana/Schweiz stiftete er den Siegerpokal.