Snowboarderin Mittermüller: Verband mitschuldig an Depression und Suizidplänen

Snowboarderin Mittermüller: Verband mitschuldig an Depression und Suizidplänen
München (SID) - Olympia-Teilnehmerin Silvia Mittermüller hat schwere Vorwürfe gegen Snowboard Germany erhoben und den Verband mitverantwortlich für eine Depression gemacht, an der sie 2018 erkrankt war. "Der Verband hat mich da reingetrieben", sagte Mittermüller dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Als Ursache für ihre gesundheitlichen Probleme nennt Mittermüller den Verlust ihres Kaderplatzes.
Sportdirektor Andreas Scheid wies die Anschuldigungen zurück. "Wenn wir gewusst hätten, dass sie in eine Depression hineinrutscht oder sich als Opfer fühlt, hätten wir das aufgearbeitet. Wir haben Sportpsychologen, Ärzte, wir hätten ihr alles zur Verfügung gestellt", sagte er dem SID.
Der Verband hatte Mittermüller wenige Wochen nach Olympia 2018 in Pyeongchang offenbart, dass er nicht mehr auf sie setze. "Man sagte mir ins Gesicht: Du hast keine sportliche Zukunft", berichtete die 36-Jährige, "ich sei zu alt und zu verletzt, um je wieder auf Weltcup-Niveau fahren zu können."
Dadurch verlor Mittermüller auch ihren Platz als Sportsoldatin und die Unterstützung der Deutschen Sporthilfe. Sie sei daraufhin in eine Krise gefallen, im Sommer 2018 sei bei ihr eine "schwere depressive Episode" diagnostiziert worden. Mittermüller berichtet von konkreten Suizidplänen. Erst 2019 habe sich ihr Zustand wieder gebessert.
Scheid verweist auf den Neuaufbau der Freestyle-Sparte nach den verpassten Zielen bei den Winterspielen und betont, der Verband sei "jederzeit für ein Gespräch offen. Wir wollen und werden öffentlich nicht mit Dreck schmeißen."
Auch dem Comeback-Plan von Mittermüller, die für eine Weltcup-Rückkehr in Eigenregie die notwendigen Ranglistenpunkte eingefahren hat, steht Snowboard Germany nicht im Wege. "Wir sind keine Verhinderer, sondern Förderer des Wettkampfsports", sagte Scheid. Die Münchnerin will in der kommenden Woche in Calgary starten.