Ex-"Tatort"-Kommissar Sebastian Bezzel überzeugt als Betrüger

Sebastian Bezzel präsentierte seinen neuen Film "Falsche Siebziger" am Mittwoch beim Filmfest München. Glaubt man dem Premierenpublikum, durchaus ein Anwärter auf den Publikumspreis.
Allerbeste Kinounterhaltung ohne Comic-Helden, Fantasy-Gestalten, Mittelalter, Untote, knietiefe Blutlachen... Wie das geht, zeigten die Macher von "Falsche Siebziger" am Mittwochabend beim Filmfest München. Der neue Film von Ex-"Tatort"-Kommissar Sebastian Bezzel (46, "Grießnockerlaffäre") wird zwar im Herbst im Rahmen des Film-Mittwochs im Ersten ausgestrahlt, dennoch feierte er eine gelungene Kinopremiere.
Darum geht's in "Falsche Siebziger"
In einem kleinen Weiler sterben fast gleichzeitig drei Senioren. Ihre Kinder beschließen, sie offiziell am Leben zu erhalten, um mit der Rente der Verstorbenen besser über die Runden zu kommen. Hierfür müssen sie Doubles finden, damit der Trick nicht auffällt. Ein gewagtes Spiel... Sebastian Bezzel spielt eines der Kinder. "An meiner Rolle mag ich total gerne, dass er ein Betrüger und ein Lügner ist. Gleichzeitig ist er aber doch einer, den man mag", sagte er der Nachrichtenagentur spot on news bei der Premiere.
Wieder eine bayerische Krimikomödie?
Die Eberhofer-Krimis, Kluftingerkrimis, Maria Mafiosi... braucht es da schon wieder eine bayerische, schwarzhumorige Krimikomödie? In diesem Fall unbedingt, denn die "Falschen Siebziger" ist berührend, unterhaltsam, hat tolle Wendungen, witzige Dialoge und einen höchst ungewöhnlichen Todesfall - der lediglich all jene nicht so überraschen dürfte, die "Der Eissturm" (1997) mit Kevin Kline, Sigourney Weaver, Tobey Maguire, Elijah Wood und Katie Holmes gesehen haben.
Ein bisschen in Erinnerung schwelgen können aber auch die Fans der TV-Serie "Die Hausmeisterin" (1987-1992), denn damals nannte "Ilse-Hasi" (Ilse Neubauer) ihren Göttergatten Josef "Bärli" (Helmut Fischer) - und einen "Bärli" gibt's für Ilse Neubauer in den "Falschen Siebzigern" auch. Apropos: Die Münchner Schauspielerin Neubauer, die am 27. Juni ihren 75. Geburtstag feierte, liefert in diesem Film eine absolute Glanzleistung ab - in der man durchaus auch eine ernsthafte Parodie auf das Los älter werdender Schauspielerinnen sehen kann.
"Falsche Siebziger" ist außerdem eine Geschichte über Einsamkeit und neue Formen des Zusammenlebens im Alter sowie eine Vater-Sohn-Geschichte - und wer ihn nicht gleich erkennt, dem sei hiermit gesagt: Markus Krojer (23) spielte die Hauptrolle in Marcus H. Rosenmüllers Bravourstück "Wer früher stirbt ist länger tot" (2006).
So reagierte das Premierenpublikum
Das Premierenpublikum genoss den Film offensichtlich sehr, denn es geizte nicht mit Lachern, Szenenapplaus und viel Applaus am Schluss - ein echter Anwärter auf den Publikumspreis beim Filmfest also. Auch die Eltern von Kathrin von Steinburg (40, "Hindafing", "Der ganz große Traum") waren dabei. "Das war sehr, sehr gut. Sehr witzig, sehr einfallsreich. Gott sei Dank gibt es auch noch Spaß und Freude im Kino", so ihr Urteil. Ob die Filmtochter wohl Ähnlichkeit mit der echten Tochter hat? Auch darauf gab es eine eindeutige Antwort: "Selbstverständlich. Witz und Charme hat sie immer!"
Ebenfalls unter den Premierengästen war der Münchner Schauspieler Thomas Unger (*1970), der in den beiden Kiefersauer-Filmen "Baching" (2008) und "Was machen Frauen morgens um halb vier?" (2012) Hauptrollen hatte. "Ich musste mir den Film anschauen, um zu kontrollieren, ob Matthias auch ohne mich schöne Filme macht. Und tatsächlich, es ist ein sehr schöner Film geworden - halt nicht ganz vollkommen", scherzte er auf Nachfrage von spot on news. Was ihm ganz besonders gut gefallen habe, seien die beiden älteren Damen Ilse Neubauer und Gundi Ellert gewesen. "Ich bin totaler Fan von den beiden."
Und die Moral von der schwarzhumorigen Geschichte?
Bleibt noch die Frage nach der Moral von dieser Geschichte. Unterschätze nie eine bayerische Filmkomödie - könnte eine sein. Für Schauspielerin Kathrin von Steinburg ist es diese: "Glaub an deine Träume und daran, dass alles gut wird!" Und Sebastian Bezzel scherzte erst: "Die Moral von der Geschichte ist, dass es sich lohnt zu betrügen", um dann hinterherzuschieben: "Die Moral von der Geschichte ist, dass man ein paar Dinge in seinem Leben rechtzeitig regeln sollte"...