"Immer noch eine unbequeme Wahrheit": Al Gore setzt Klima-Mission fort

In "Immer noch eine unbequeme Wahrheit: Unsere Zeit läuft" setzt Al Gore seine Klimaschutz-Mission fort. Auch Donald Trump spielt darin eine Rolle.
2007 gewann "Eine unbequeme Wahrheit" den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Star des Films: Al Gore (69). Der einstige Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Friedensnobelpreisträger hat den Klimawandel zur absoluten Priorität in seinem Leben gemacht. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre engagiert er sich für den Umweltschutz und veröffentlichte einige Bücher dazu, wie etwa "Wege zum Gleichgewicht: Ein Marshallplan für die Erde".
Elf Jahre nach der preisgekrönten ersten Klima-Doku bringt Gore am 7. September mit "Immer noch eine unbequeme Wahrheit: Unsere Zeit läuft" die Fortsetzung in die deutschen Kinos - inklusive Seitenhieb auf den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump (71).
Bildgewaltige Szenen
"Immer noch eine unbequeme Wahrheit" ist eine Mischung aus Aufklärung und Unterhaltung. Es werden knallharte Fakten präsentiert. Dieses Mal wird jedoch der emotionale Aspekt stärker in Szene gesetzt. Die Doku setzt auf die Bildgewalt von Naturkatastrophen. Es macht sich ein Unbehagen in der Magengegend breit, wenn der Zuschauer innerhalb weniger Minuten mit den verheerenden Ausmaßen von Stürmen und Überschwemmungen konfrontiert wird. Einige dieser Katastrophen hatte man fast schon wieder vergessen. Die Masse ist erschreckend.
Ebenso erschreckend wirkt es, wenn Al Gore über Eisflächen wandert und sich von Wissenschaftlern zeigen lässt, wie diese in den letzten Jahren geschrumpft sind - begleitet von einem ständigen Tropfen.
Das Taktieren mit den Polit-Größen
Doch Al Gore wandelt nicht nur durch die Natur, sondern verkehrt nach wie vor in den Kreisen der Politik-Prominenz und führt auf der ganzen Welt Verhandlungen. Das Ziel: Die UN-Klimakonferenz 2015 in Paris. Damals wurde bekanntermaßen ein historischer Klimavertrag abgeschlossen, aus dem Donald Trump nun wieder austreten will. Der Zuschauer erhält einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen. Es ist spannend und auch etwas erschreckend, welche Fäden im Hintergrund gezogen werden. Ein wahrer Polit-Krimi inmitten des Umweltschutzes.
Al Gore war bereits einige Wochen vor dem Klimagipfel in Paris. An jenem Abend, als die französische Hauptstadt am 13. November 2015 an mehreren Orten von Terroranschlägen erschüttert wurde. Über 100 Menschen kamen damals ums Leben, über 300 weitere wurden verletzt. Es ist ein besonders emotionaler Moment in der Doku, der unter die Haut geht.
Die Al-Gore-Show
Während die Bildsprache des Films wahrlich auf den Punkt gebracht ist und ihre Wirkung nicht verfehlt, dürfte so manchem Zuschauer die Inszenierung von Al Gore zum Schmunzeln bringen. Wenn er in seinem Haus in den USA in Erinnerungen an seine Politkarriere schwelgt, schwingt etwas Pathos mit, der für die Doku nicht notwendig gewesen wäre. Auch wie er bei der Klimakonferenz in Paris als Held in Szene gesetzt wird, scheint etwas übertrieben. Nur ein paar Anrufe von ihm und der Beschluss ist unter Dach und Fach? So einfach dürfte es wohl nicht gewesen sein. Eine der wenigen Schwächen der Doku.
Was Al Gore jedoch beherrscht, ist Reden zu schwingen. Er wird bei seinen Klimavorträgen wie ein Star bejubelt. Seine Vorträge reißen mit. Der einstige US-Präsidentschaftskandidat ist charismatisch und geht in seinem Herzensprojekt auf. Wer will ihn da nicht unterstützen?
Eine etwas unbehagliche Genugtuung dürfte Al Gore empfunden haben, als sich eine Prognose des ersten Films erfüllte. Er hatte darin davor gewarnt, dass die Baustelle für die Gedenkstätte am World Trade Center in New York geflutet werden könnte. Als Übertreibung wurde es damals abgetan. 2012 passierte genau das bei Hurrikan Sandy. Ein Schlag ins Gesicht für seine Kritiker...
Fazit
"Immer noch eine unbequeme Wahrheit: Unsere Zeit läuft" wurde nach Trumps Austrittsankündigung aus dem Paris-Abkommen noch einmal angepasst. Einen Seitenhieb auf den amtierenden US-Präsident lässt sich Al Gore am Ende nicht nehmen. Es wird sogar ein Treffen im Film angedeutet, das jedoch nicht zu sehen ist. Eines steht fest: Die Klima-Doku widerspricht dem aktuell mächtigsten Mann der Welt. Nicht nur deswegen ist der Film absolut sehenswert. Es ist eine gelungene Mischung aus Information, Faszination und emotionaler Bindung. Schließlich leben wir alle auf diesem Planeten und sollten ihn schützen.