"Sausage Party": Wenn ein Film auf einem Wortwitz basiert

Dieses Zotenfest ist definitiv nichts für Kinder: Seth Rogen macht nach "The Interview" seinem Ruf als vulgärer Drehbuchschreiber auch mit "Sausage Party" alle Ehre.
Wenn bei einem Film zu lesen ist, er sei von und mit Seth Rogen, gibt es für Kinogänger eigentlich keine Ausreden mehr. Zumindest jeder, der sich Cineast schimpft, sollte inzwischen wissen, dass er es in den kommenden eineinhalb bis zwei Stunden mit einer bitterbösen Komödie zu tun haben wird. Und da deren Gürtellinie irgendwo auf Kniehöhe anzusiedeln ist, kann sie in diesem Zuge auch gleich noch ihre Genitalien präsentieren. Wer nun dachte, ein putziger Animationsfilm über lebendige Supermarkt-Ware könne doch nicht so vulgär und politisch inkorrekt sein, sieht sich nach "Sausage Party" (FSK 16) eindrucksvoll eines Besseren belehrt.
Den Trailer zu "Sausage Party" gibt es bei Clipfish zu sehen
Ein Leben mit Verfallsdatum
Frank (Rogen) ist eine arme Wurst. Zwar verbringt er ein eigentlich glückliches und harmonisches Leben mit seinen Freunden im Supermarkt, doch was nutzt es dem notgeilen Hanswurst? Schließlich ist seine Angebetete, das Hotdog-Brötchen Brenda (Kristen Wiig), nur wenige Zentimeter von ihm entfernt - und doch durch diese vermaledeiten Klarsichtfolien ihrer Verpackungen auf ewig getrennt. Nur eine Chance gibt es für die ultimative Liebesvereinigung: Ein Supermarktkunde muss sie beide "erwählen" und ins gelobte Land zu sich nach Hause mitnehmen.
Denn die lebendig gewordenen Supermarkt-Produkte sehen die Menschen als Götter an. Von ihnen in den Einkaufswagen gelegt zu werden bedeutet, an einen besseren Ort gebracht zu werden. Doch als bei einem Shopping-Unfall Frank, Branda und noch einige andere Lebensmittel in den Weiten des Inventur-Nirwanas landen, müssen sie mit Grauen feststellen, dass ihr Verfallsdatum außerhalb des Supermarkts die geringste Sorge ist.
Ein Wortwitz wird zum Film
"Sausage Party" erinnert natürlich an den Animations-Klassiker "Toy Story". (Würde dieser ebenfalls von Rogen stammen, ginge es darin aber wohl eher um Mutters "Spielzeug" aus der Schlafzimmer-Kommode.) In seiner Geschichte von lebendigen Nahrungsmitteln und Haushaltsprodukten wirkt "Sausage Party" aber ungleich konstruierter. Ob bei der Art, wie Menschen die wild umher hüpfenden Lebensmittel wahrnehmen, oder Allgemein in Hinsicht auf das erschaffene Universum. Man merkt dem Streifen fast zu jeder Sekunde an, dass er einem infantilen Wortwitz der Macher entstammt und dann verzweifelt versucht wurde, darum einen 90 Minuten langen Kinofilm zu basteln.
Mit Abstrichen funktioniert das aber sogar ganz gut, sofern man neben vulgären Wienern auch auf bitterbösen Haushaltssplatter steht. Denn wenn unsereins unbekümmert eine Kartoffel schält oder eine Packung Chips aufreißt, begehen wir tagtäglich Massenmord! Und der wird von den Regisseuren Greg Tiernan und Conrad Vernon martialisch inszeniert. Doch wie schon bei "The Interview" übertreiben es Rogen und Co-Autor Evan Goldberg zur rechten Zeit mit ihrem Hang zur kompletten Überspitzung. Ob nun bei der Gewalt, der Fäkalsprache oder der kulturellen Stereotypen. In deren Frequenz ist "Sausage Party" das Film-Äquivalent einer Fips-Asmussen-Show: entweder man gibt sich dem Kalauer-Trommelfeuer einfach hin, oder nach wenigen Minuten entnervt auf.
Fazit:
Nein, nicht jede halbgare Wurst basierend auf einen Wortwitz wie "Sausage Party" muss ins Kino kommen. Zwar schafft es der Film mit einzelnen Ideen durchaus kurzweilig zu erheitern, insgesamt wirkt er aber schlichtweg zu konstruiert. Ein großer Teil der Gags basiert zudem auf englischen Wortspielen, die so nur schwerlich ins Deutsche übersetzt werden können. Nicht minder derben, aber eben auch ungleich cleveren Humor der Marke "South Park" vermisst man bei "Sausage Party" während der gesamten Laufzeit von 90 Minuten.