"Seitenwechsel": Wotan Wilke Möhring stiehlt Mina Tander die Show

Männer lieben Fußball und Frauen wollen reden: In der Beziehungskomödie "Seitenwechsel" werden nicht nur Körper getauscht, sondern vor allem auch Klischees bedient. Trotzdem bietet der Film einige Lacher: Das passiert, wenn Wotan Wilke Möhring die Frau in sich entdeckt.
Filme lieben Klischees - darauf setzt auch die seit Jahrzehnten beliebte Bodyswitch-Komödie, die ab 02. Juni in den deutschen Kinos in eine neue Runde geht. Regisseurin Viviane Naefe (63, "Der Geschmack von Apfelkernen") liefert mit "Seitenwechsel" einen amüsanten, aber eben klischeebeladenen Film. Der Streifen lebt von Wotan Wilke Möhring (49, "Tatort: Zorn Gottes"), der an der Seite von Mina Tander (37, "Frau Müller muss weg!") auf herrliche Weise und im wahrsten Sinne die Frau in sich entdeckt.
Körpertausch von Frau und Mann
Fußball-Coach Alex (Möhring) und Psychologin Teresa (Tander) lernen sich im Jahr 2000 kennen - mit Backstreet-Boy-Musik im Club, zeitgemäßen Outfits und einem zeitlos schlechten Anmachspruch. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, funkt es sofort. Der Spontane trifft auf die stets top Organisierte, auch 16 Jahre später hat sich daran nicht viel geändert. Außer, dass der Sex mittlerweile meist ausbleibt, dafür aber umso mehr über die Erziehung ihrer Tochter gestritten wird.
Nach einem solchen Streit wachen die beiden schließlich im Körper des anderen auf. Eine absolute Katastrophe, hat Teresa doch absolut keine Ahnung von Fußball und das Abstiegsspiel von Alex' Team steht kurz bevor. Alex dagegen hält Teresas Job für kinderleicht - hier ein "Besaufen" verordnen, da zum "einfach Machen" motivieren und schon läuft das Ding. Denkt er. Ihr Körpertausch bringt das Paar an ihre Grenzen und es bleibt letztendlich die Frage, ob ihre Ehe es in die Verlängerung schafft.
Nicht neu, aber mit Potential
Das Thema Körper- oder Rollentausch ist natürlich alles andere als neu. Die Filme "She's The Man", "17 again" oder "Freaky Friday" haben alle schon von der Absurdität dieser Idee gelebt. Doch bietet es gleichzeitig Spielraum für ordentliche Situationskomik und davon ist in "Seitenwechsel" auch abseits des Fußballplatzes ausreichend enthalten. Wahrscheinlich hat sich jeder schon einmal gefragt, wie es wäre, ein Mann beziehungsweise eine Frau zu sein. Und wenn es dann noch darum geht, Sex im anderen Körper zu erleben, wird das Ganze doch erst richtig interessant.
Das allein reicht aber nicht aus. Deshalb versucht der Film mit Klischees über Klischees die Löcher zu stopfen, die das Drehbuch nicht füllen konnte. Das macht den Streifen an manchen Stellen recht platt und ruft eher ein peinlich berührtes Lächeln als herzliche Lacher hervor. Es gibt womöglich das eine oder andere prominente Beispiel dafür, dass Fußballer nicht die hellsten aller Sterne sind, die plumpe Darstellung des Fußballteams ist teilweise aber grenzwertig.
Wotan Wilke Möhrings Frau im Manne
Dazu wirkt Mina Tanders Alex an vielen Stellen überzogen und keinesfalls so, wie Wotan Wilke Möhring diese Rolle gespielt hat. Machohaft, breitbeinig und mit Bierpulle in der Hand erinnert sie mitunter schlicht an eine Figur aus den klassischen Doku-Reality-Formaten. Möhring dagegen entdeckt die Frau im Manne und sorgt mit seiner femininen Art - vor allem auf dem Fußballplatz und in der Kabine - für urkomische Momente. Wenn er etwa von der "ersten Teilzeit" spricht oder er mit einer unangebrachten Erektion zu kämpfen hat, muss man einfach lachen. Damit stiehlt er seiner weiblichen Kollegin eindeutig die Show.
Die Auswahl der Nebendarsteller lässt sich ebenfalls sehen: Frederick Lau (26, "Traumfrauen") gibt brillant den schüchternen, an diversen Phobien leidenden Sonderling Leonhard, Nachwuchstalent Ruby O. Fee (20, "Das Geheimnis der Hebamme") überzeugt als verwirrte Tochter Julia und Axel Stein (34, "Macho Man") liefert eine solide Leistung als Trainerassistent. In weiteren Rollen sind außerdem Jimi Blue Ochsenknecht (24), Anna Maria Mühe (30) und Friederike Kempter (36) zu sehen.
Fazit
"Seitenwechsel" wirkt zwar wie eine sehr klischeebeladene Beziehungskomödie, sorgt aber mit viel Situationskomik und Witz für angenehm leichte Kino-Unterhaltung - nicht zuletzt dank Wotan Wilke Möhrings herrlicher Darstellung als Teresa. Als Film für den Mädelsabend oder für einen netten Filmabend mit befreundeten Paaren ist er durchaus geeignet.