Der Kokain-König und der "Schlächter von Lyon": TV-Doku über "Das Nazi-Kartell"

Bolivien, 1980: Jedes falsche Zögern, jedes Blinzeln hätte Michael Levine damals das Leben kosten können. Er war als DEA-Agent undercover an vorderster Front in Präsident Nixons Krieg gegen die Drogenkartelle Lateinamerikas. Doch das Lebensrisiko machte für ihn den Reiz aus. "Ich liebte es", sagt der frühere verdeckte Ermittler. Seine Wege kreuzten sich in Bolivien aber nicht nur mit Drogenbossen, sondern unerwartet auch mit einem waschechten Nazi. Ab Donnerstag, 15. Mai, ist die wahnwitzige Geschichte des Nazi-Kartells bei Sky und auf dem Streamingdienst WOW zu sehen.
DEA, das ist die Drug Enforcement Administration, die auch schon Pablo Escobar zur Strecke brachte. Wer das war, das weiß man auch hierzulande spätestens seit der Erfolgsserie "Narcos" (Netflix). Doch der kolumbianische "King of Cocaine" hatte ein bolivianisches Pendant: Roberto Suárez - vordergründig Vieh-Züchter, Lebemann und seiner Zeit größter Kokain-Produzent der Welt. Bis DEA-Ermittler Michael Levine seine Machenschaften aufdeckte. In dem packenden Doku-Mehrteiler "Das Nazi-Kartell" erzählt der Ex-Undercover-Cop, wie er dem Drogenbaron auf die Schliche kam.
Ein Deutscher NS-Kriegsverbrecher im bolivianischen Drogendschungel
Hinter Suárez' Erfolg stand der frühere SS-Hauptsturmführer Klaus Barbie, bekannt als "Schlächter von Lyon". Im Zweiten Weltkrieg folterte und ermordete er zahlreiche Gefangene im besetzten Frankreich. Levine traf auf den gesuchten Kriegsverbrecher in Bolivien unter falschem Namen und mit einer Nazi-Söldnerarmee und Drogengeld im Rücken. Derart ausgestattet verhalf er nicht nur Suárez, sondern in einem blutigen Staatsstreich am 17. Juli 1980 auch einer Militärjunta an die Macht.
Auch Investigativ-Journalist Christian Bergmann drängt sich da die Frage auf: "Wie konnte ein Nazi-Kriegsverbrecher bei der Entstehung des ersten großen Kokain-Kartells beteiligt sein?" Seine Antwort: "mithilfe von Geheimdiensten". Denn in Sachen Barbie und Bolivien haben sich weder die CIA noch der Bundesnachrichtendienst mit Ruhm bekleckert. Wie Suárez und Barbie letztlich das Handwerk gelegt werden konnte, welche Rolle dabei Levine und die deutsche Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld spielten, zeichnet "Das Nazi-Kartell" in großem Detail-Reichtum nach.
"Das Nazi-Kartell" punktet auch in Cannes
Denn in der von Sky Deutschland in Auftrag gegebenen Produktion stecken nicht nur Jahre der Recherche von unter anderem Christian Bergmann. Zeitzeugen-Interviews und das exklusive Bildmaterial aus den Privatarchiven von Michale Levine und Roberto Suárez hauchen dieser Geschichtsstunde zusätzlich Leben ein. Kein Wunder, dass die Doku damit auch bei den Fachjurys der Filmfestivals punktet und ihre Premiere in Cannes feiern durfte.
Ob der Verbindung von Roberto Suárez und Klaus Barbie damit hierzulande ein ähnlicher Bekanntheitsgrad beschieden sein wird wie Pablo Escobars Vita? Ihre Geschichte ist jedenfalls eng mit der Geschichte Deutschlands verwoben. Schon allein deshalb ist "Das Nazi-Kartell" unbedingt sehenswert.
Die dreiteilige Dokumentationsreihe "Das Nazi-Kartell" ist ab 15. Mai bei Sky und auf dem Streamingdienst WOW abrufbar und startet am selben Tag um 20.15 Uhr auf Sky Documentaries.