"Ich käme mir da vor wie Söder!": Hofreiter überrascht mit Merz-Aussage

Im Oval Office traf Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag erstmals auf US-Präsident Donald Trump. Der mit Spannung erwartete Termin war aus deutscher Sicht ein Erfolg, auch weil vorab mit dem Schlimmsten gerechnet wurde. Merz hatte bei der 45-minütigen Pressekonferenz zwar nur etwa vier Minuten Redezeit, dennoch soll er hinter den Kulissen wichtige Themen wie den weiteren Verlauf des Ukrainekrieges und den von Trump losgetretenen Zoll- und Handelskonflikt angesprochen haben. Besonders letzteres soll laut Ökonom Hans-Werner Sinn das "Thema Nummer eins" für den Kanzler gewesen sein, da die deutsche Wirtschaft enorm unter Druck stehe.
Wie Sinn am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" erklärte, stecke hinter Trumps Zoll-Drohungen eine bestimmte Strategie: "Es geht gar nicht um die Zölle nur. Es geht um Geld, ganz viel Geld." Lanz hakte interessiert nach: "Das heißt, das ist Psychologie?" Sinn antwortete prompt: "Ja, das ist Verhandlungs-Psychologie." Wie der Ökonom offenbarte, gehe es vor allem um "die Kosten der amerikanischen Armee" in Europa und die Beteiligung der anderen NATO-Länder. "Dieses Geld ist ja viel wichtiger als die läppischen Zolleinnahmen", so Sinn. "Dieses Zoll-Thema ist ein Aufreger-Thema", erklärte der Ökonom, "Aber auf der zweiten, unteren Ebene geht es um die Frage, wie die Lasten für die amerikanische Verteidigung, die in der Tat riesengroß sind, jetzt verteilt werden."
Karl-Theodor zu Guttenberg: "Die Gefahr einer Implosion dieses Landes wird nicht geringer"
Während der Ökonom versuchte, die Strategie von Trump zu verstehen, stellte Grünen-Politiker Anton Hofreiter energisch klar, dass Trump die hohe Verschuldung seines Landes selbst verschlimmert habe. Hofreiter echauffierte sich daher lautstark über die "doofe Strategie" des US-Präsidenten und bezeichnete das, "was Trump macht", als "unlogisch". Zeitgleich wetterte Hofreiter auch gegen Trumps Kommentar zum fortlaufenden Krieg in der Ukraine. Dass der US-Präsident Putin und Selenskyj mit Kindergartenkindern im Sandkasten verglich, machte den Grünen-Politiker fassungslos: "Da merkst du halt einfach, dass er überhaupt kein Gespür und kein Empfinden für andere Leute hat." Auch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gab zu, dass er "den Vergleich mit den Kindern" als "bizarr" empfunden habe.
Doch nicht nur außenpolitisch, sondern auch innenpolitisch schien zu Guttenberg mit Blick auf die USA gemischte Gefühle zu haben. Im Gespräch mit Lanz warnte er: "Die Gefahr einer Implosion dieses Landes wird nicht geringer in den nächsten drei Jahren. Und ich mache mir da wirklich Sorgen. Man spürt es überall, man kann es mit Händen greifen." Der Ex-Verteidigungsminister ergänzte, dass er hoffe, "dass wir da in Europa keine Analogien sehen". Deutlich positiver gestimmt war er jedoch in Bezug auf das Treffen von Merz und Trump im Oval Office. Zu Guttenberg bezeichnete den Pressetermin als "ein gelungenes Treffen" und lobte Merz dafür, dass er sich mit Trump "auseinandergesetzt" und eine spürbare Verbindung aufgebaut habe.
Michael Bröcker über Merz und Trump: "Die haben ihren Draht gefunden"
Dem konnte Michael Bröcker nur zustimmen. "Die Erleichterung ist wirklich sehr groß", sagte der Journalist, der aus Washington zugeschaltet war, "Friedrich Merz hat ja mit dem Schlimmsten rechnen müssen." Laut Bröcker sei der Kanzler jedoch im Oval Office "nicht nur ohne blaue Flecken da rausgekommen, sondern er hat sich souverän, ruhig und gut präsentiert". Hinzu komme, dass Merz körperlich "auf Augenhöhe" mit Trump sei, was man "nicht unterschätzen" dürfe. "Die haben ihren Draht gefunden und vielleicht reicht der, um das Schlimmste zu verhindern", sagte der Journalist.
Selbst Grünen-Politiker Anton Hofreiter musste dem deutschen Kanzler sein Lob aussprechen und gab zu, dass die Strategie von Merz, Trump reden zu lassen, definitiv "die richtige" gewesen sei. Eine Aussage, die Markus Lanz sichtlich überraschte. Er hakte nach: "Loben Sie als Grüner jetzt gerade Friedrich Merz oder ist das so gar nicht gemeint?" Hofreiter antwortete irritiert: "Doch, ich lobe ihn! Warum sollte ich das nicht machen? Das war eine sehr schwierige Situation. Er hat sie vernünftig gemeistert und warum muss man dann reflexhaft sagen: 'Nein, das ist der CDU-Kanzler, der kann das nicht'. Das ist doch Quatsch! Ich halte von dieser Methode überhaupt nichts. Ich käme mir da vor wie Söder, der macht das ja immer reflexhaft!" Eine Aussage, über die auch Lanz herzhaft lachen musste.