Immer mehr tödliche Unfälle in den Bergen - diese Gefahren werden unterschätzt

Das tragische Unglück von Laura Dahlmeier zeigt, dass auch Profis nicht vor Gefahren in den Bergen gefeit sind. Die Biathlon-Weltmeisterin und ausgebildete Bergführerin ist am Montag im Karakorum Gebirge in Pakistan von einem Steinschlag erfasst worden und tödlich verunglückt.
In einer solchen Situation haben auch erfahren Bergsteigerinnen und Bergsteiger meist keine Chance. Doch nicht nur im Hochgebirge ist das Bergsteigen riskant, wie die steigende Zahl tödlich verunglückter Bergsportlerinnen und Bergsportler in den Alpen diesen Sommer zeigt.
Zahl der Todesopfer in den Alpen steigt
Immer mehr Menschen kommen nicht mehr lebend vom Berg hinunter. Alleine in den italienischen Alpen gab es diesen Sommer binnen 30 Tagen 83 Tote und fünf vermisste. Wie das "RadaktionsNetzwerk Deutschland" (RND) berichtet, gab es laut dem Leiter des nationalen Berg- und Höhlenrettungsdienstes, Maurizio Dellantonio, zwischen dem 21. Juni und dem 23. Juli im Schnitt fast drei Todesfälle pro Tag. Noch nie seien die Zahlen so hoch gewesen. Unter den Opfern befänden sich nicht nur Bergsteigerinnen und Bergsteiger, sondern auch viele Wanderer.
Dieser traurige Trend zeigt sich auch in anderen Alpenregionen. In den Tiroler Alpen in Österreich sind diesen Sommer laut "Merkur.de" doppelt so viele Menschen gestorben wie im Vorjahr. Zwischen Anfang Mai und Anfang Juli gab es alleine dort 21 Todesfälle. Mitte Juli kam dort ein deutscher Wanderer bei einem Absturz ums Leben. Anfang Juli starben eine 28-jährige Frau aus Jena und ihr 34 Jahre alter Begleiter aus Erfurt bei einem Seilschaftabsturz während einer hochalpinen Tour in den Tiroler Alpen.
Am Wochenende um den 19. Juli stürzen drei Deutsche in Tirol und in der Nähe von Salzburg in den Tod. Darunter ein 59-Jähriger, der mit seiner Lebensgefährtin am Wagendrischelhorn kletterte und dabei in 50 Meter tief in eine Felsrinne stürzte. Laut Polizei habe das Paar eine alternative Route genutzt. In Vorarlberg verunglückte ein 54-jähriger Deutscher im Bereich des Zimbajochs im Montafon. Der Mann soll beim Abstieg ins Stolpern gekommen und 80 bis 100 Meter tief gestürzt sein.
Auch in Deutschland steigt die Zahl der Bergwacht-Einsätze, wie "Stern.de" berichtet. Gab es im Sommer 2017 noch insgesamt 2.638 Einsätze, waren es im Sommer 2023 schon 3.316.
Diese Gefahren unterschätzen Bergsportlerinnen und Bergsportler
Wetterumschwünge, Steinschläge, Selbstüberschätzung und unzureichende Ausrüstung: Wer sich ins Gebirge begibt, muss sich gut vorbereiten und wissen, was er tut. Dazu gehört auch eine gute Ausrüstung wie feste Wanderschuhe. Zwar ist unzureichende Ausrüstung immer seltener das Problem bei Unfällen, doch immer noch begeben sich einige Menschen sich und andere durch Naivität in Gefahr.
So hat laut "Bayerischen Rundfunk" im September letzten Jahres ein Wanderer den Gipfel der Zugspitze in Birkenstock-Sandalen bestiegen - in knapp 3.000 Metern Höhe. Laut Maurizio Dellantonio musste im letzten Jahr ein 30-Jähriger gerettet werden, der in Turnschuhen eine 3.600 Meter hohen Gipfel in den Südtiroler Alpen besteigen wollte. Viele Wege seien von schlecht ausgerüsteten Ausflüglern überfüllt.
Neben fehlender Ausrüstung ist auch Selbstüberschätzung oft ein Problem. Viele trauen sich zu viel zu, ohne die entsprechende Fitness mitzubringen. So beobachtet der österreichische Alpenverein (ÖAV) etwa, dass sich viele Unfälle während des Abstieges ereignen, wenn die Konzentration nach einer langen Tour nachlasse.
Viele unterschätzten zudem, wie wichtig die Verpflegung ist. Ohne die kontinuierliche Zufuhr von 60 bis 90 Gramm Kohlehydraten und ausreichend Flüssigkeit seien die Energiereserven nach 90 Minuten erschöpft, betont der ÖAV. Folgeerscheinungen sind nachlassende Ausdauer und abnehmende Konzentration. Als Verpflegung eignen sich Energieriegel, Bananen und ausreichend Flüssigkeit.
So bereiten Sie sich richtig auf eine Bergtour vor
Laut dem ÖAV ist passende Selbsteinschätzung und eine richtige Planung für Bergtouren essenziell. Dabei hilft das sogenannte "Fünf-Finger-Prinzip":
Tour: Entspricht die Tour den persönlichen Fähigkeiten hinsichtlich Schwierigkeit, Dauer und Höhenmetern?
Gruppe: Mit wem ist man unterwegs?
Aktuelle Bedingungen: Wegsperrungen, Altschneefelder
Wetter: drohen ein Wetterumschwung, ein Gewitter oder Hitze?
Ausrüstung: Schutz vor Witterung, feste Schuhe, Sonnenschutz, physische Karte der Route, Notfallausrüstung, Handy