Angela Merkel: Wie lebt es sich ohne das Hamsterrad?

Am 2. Dezember 2021 verabschiedete die Bundeswehr Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem Großen Zapfenstreich aus dem Kanzleramt. Wie ist es ihr seitdem ergangen?
Was macht eigentlich Angela Merkel (68)? 16 Jahre war sie die Chefin, an fast jedem ihrer 5.860 Tage als Bundeskanzlerin kam sie via News zu jedem ins Haus - dann auf einmal nicht mehr. Das ist für eine Regierungschefin, die sie mal "Mutti" nannten, und ihr Land ein ziemlich abruptes Ende.
Ihren letzten ganz großen Auftritt hatte sie vor einem Jahr. Am 2. Dezember 2021 wurde Angela Merkel mit einem Großen Zapfenstreich im Fackelschein verabschiedet. Es hatte um die null Grad, alle fröstelten, da tat es gut, dass das Musikcorps der Bundeswehr "Für mich soll's rote Rosen regnen" spielte. Dann war Schluss, Angela Merkel wünschte ihrem Nachfolger Olaf Scholz (64) noch "Fröhlichkeit im Herzen" und ging nach Hause.
Kennen Sie diese kuriosen Fakten über Angela Merkel?
- Frau Merkel isst gerne Döner
Das ist vielleicht schon einer der überraschendsten Fakten zur Bundeskanzlerin. Angela Merkel isst gerne Döner - manche behaupten sogar, sie liebt Döner. Am liebsten soll sie den fleischgefüllten Fladen des Café Motiv im Berliner Regierungsviertel gegessen haben. Ohne Soße, mit Fleisch, Salat, Zwiebeln, Tomaten, Weiß- und Rotkraut, wie der Chef des inzwischen geschlossenen Cafés einmal der "Berliner Zeitung" verraten hat. - Ihr Lieblingsessen ist ein deutsches Traditionsgericht
Keine Frage, so ein Döner ist was Feines. Das Lieblingsessen der Kanzlerin ist trotzdem ein anderes: Kartoffelsuppe. Dem Magazin "Bunte" verriet Merkel im Sommer 2017 ihr persönliches Rezept. Wichtig sei vor allem, die Kartoffeln mit einem Stampfer zu zerstampfen - und nicht mit einer Püriermaschine. "So bleiben in der Konsistenz noch immer kleine Stückchen übrig." - Damit kann man die Kanzlerin vom Hof jagen
Dem Kinder-Nachrichtenmagazin "Dein Spiegel" erzählte Merkel einmal ganz diplomatisch: "In der Mongolei wurde mir Stutenmilch angeboten. Damit habe ich mich schwergetan." Der Grund liegt aber weniger in der Herkunft, als vielmehr in der Art des Getränks: "Ich trinke schon in Deutschland nicht gerne Milch, wahrscheinlich habe ich als Kind zu viel davon getrunken." - Dann doch lieber Kirsch-Whisky
Als Tote-Hosen-Sänger Campino Merkel im Jahr 1994 fragte, ob sie einmal richtig betrunken war, antwortete sie: "Ich bin einmal aus einem Boot gekippt." Der Grund soll zu viel Kirsch-Whisky auf der Abi-Feier gewesen sein. Mit dem Getränk hat sich die Jubilarin auch ihr Studium mitfinanziert: als Whisky-mischende Bardame. "Das brachte pro verkauftes Glas dreißig Pfennig Verdienst", erzählte sie dem Autor Wolfgang Stock ("Angela Merkel") für eine Biografie. - Und dazu eine Zigarette
Zu den Jugendsünden der Kanzlerin zählte aber nicht nur Kirsch-Whisky. Auch dem Tabakqualm war Angela Merkel einst, in ihrer Zeit als Bundesjugendministerin in Bonn, nicht abgeneigt. "Bunte" erzählte Merkel vor Jahren einmal: "Ich habe jeden Tag eine Packung Zigaretten geraucht." Das Rauchen hat sie sich seither abgewöhnt - und ist zu einer Befürworterin eines generellen Rauchverbots in öffentlichen Gebäuden geworden. - Schwärmerei für Robert Redford
Auch eine Kanzlerin darf für Hollywood-Stars schwärmen - und in ihrem Fall ist das Robert Redford. Der spielte einst in Merkels Lieblingsfilm, "Jenseits von Afrika" den Großwildjäger Denys Finch Hatton. Redford selbst bekannte: "Ich bin ein Fan von Angela Merkel." Er sei sehr von ihr beeindruckt. Auch getroffen haben sich beide bereits, 2017 war der Schauspieler zu Gast im Kanzleramt. - Diese Männer gab es schon in ihrem Leben
Seit mehr als 20 Jahren ist die Kanzlerin mit Joachim Sauer verheiratet. Zwar blieb ihre Ehe ohne Kinder - Sauer brachte aber zwei Söhne mit in die Ehe. Von 1977 bis 1982 war sie mit dem Dresdener Physiker Ulrich Merkel verheiratet. Der erzählte 2004 über die Trennung: "Eines Tages packte sie ihre Sachen und zog aus." Ihr Mädchenname lautet übrigens Angela Dorothea Kasner. - Er hat keinen leichten Stand bei ihr
Sauer ist Physiker, Ex-Mann Merkel ebenfalls, lässt sich da ein Muster feststellen? Beide Männer sind intelligent und an dem interessiert, was die Welt im Innersten zusammenhält. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum die Chemie zwischen Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump einfach nicht so richtig stimmen will. Der ehemalige Reality-TV-Star holt sich bei der Kanzlerin regelmäßig eine Abfuhr ein. - Davon träumt die Kanzlerin
Unter anderem von einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Als Merkel von dem romantischsten aller Eisenbahner-Träume im September 2017 erzählte, meldete sich prompt die russische Staatsbahn RZD. Man sei bereit, die Bundeskanzlerin bei der Reiseorganisation umfassend zu unterstützen, hieß es. Einen anderen Traum verriet die Kanzlerin dem SZ-Magazin: ein Abendessen mit dem spanischen Weltmeister-Trainer Vincente del Bosque. - Wenn sie nicht gerade in der Uckermark ist
Falls Merkel del Bosque wirklich einmal einladen sollte, dann vielleicht in die Uckermark. Dort liegt die "Datsche del Merkel", ihr Wochenendhaus. Es ist ihr Rückzugsort vom stressigen Politikbetrieb in Berlin, knapp eine Autostunde nördlich der Hauptstadt. Dort jätet Merkel angeblich gerne Unkraut, pflanzt Gemüse und Erdbeeren an. - Wo sie auch nicht unerkannt bleibt
Denn auch das ist so ein Traum der Kanzlerin: Anonymität. Ex-Mannschaftskapitän Philipp Lahm wollte einmal von ihr wissen, welches das größte Opfer sei, dass die Kanzlerin für die Nation bringe: "Ich muss darauf verzichten, unerkannt einkaufen zu gehen." Das geht auch in der Uckermark nicht. - Der "Besuch" vom Stalker
Im Herbst 2010 schlich sich ein Mann zweimal auf das Grundstück in der Uckermark und klingelte an der Haustüre - Merkel selbst öffnete ihm einmal. Der Stalker soll freier Journalist gewesen sein und war offenbar wütend, weil die Kanzlerin seine Briefe nicht persönlich beantwortet hatte. Er wies die Stalker-Vorwürfe damals zurück, er sei ein "Friedensaktivist", erklärte er der "Berliner Zeitung". Merkel habe ihm auch nicht die Tür geöffnet, er will der Kanzlerin im Garten begegnet sein. - Sie ist der Stern an Deutschlands Himmel
Als Bundeskanzlerin wird Merkel viel fotografiert - manchmal auch von richtig bekannten Fotografen. Martin Schoeller lichtete Merkel etwa für das Cover des US-Magazins "Glamour" ab. Beim Fototermin war sie "nicht sooo freundlich", berichtete Schoeller der "Welt am Sonntag". - Sie wird ewig im Gedächtnis bleiben
15 Jahre regiert Angela Merkel nun die Bundesrepublik, hat zusammen mit uns allen viel erlebt. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, weite Strecken des Afghanistan-Krieges, den Brexit, die Corona-Krise. Sie wird aber auch als die Bundeskanzlerin in die Geschichtsbücher eingehen, die im Herbst 2015 die eine Entscheidung getroffen hat, die in den Werten der Aufklärung, des neuen Testaments, der Verfassung der europäischen Union und des Grundgesetzes angezeigt ist: Menschen, die Schutz und Hilfe brauchen, eine eben solche nicht zu verweigern. - In der Nacht des Mauerfalls feierte sie kurz und ging früh ins Bett
Als die Berliner Mauer 1989 fiel, feierten tausende Menschen ausgelassen - nicht aber die damals 35-jährige Angela Merkel. Sie feierte nach einem Saunagang lediglich kurz mit Fremden in einer Wohnung in West-Berlin, trank ihr erstes "West-Bier" und ging "irgendwann um eins oder halb zwei" nach Hause, da sie am nächsten Tag arbeiten musste. - Dank ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin im Jahr 2005 ist sie gleich dreimal "die Erste"
Sieben Kanzler leiteten vor Angela Merkel die Geschicke des Landes, allesamt Männer. Mit ihrer Wahl 2005 wurde die Physikerin zur ersten Bundeskanzlerin der deutschen Geschichte und zur ersten Naturwissenschaftlerin, die dieses Amt bekleidet. Dank ihrer ostdeutschen Wurzeln ist Merkel außerdem die erste Kanzlerin aus den neuen Bundesländern. Von ihren Vorgängern unterscheidet sie zudem das Alter - mit 51 Jahren war Merkel bei ihrer Vereidigung die jüngste Person, der diese Ehre jemals zuteil wurde. - Beim Abschied von Barack Obama zeigte sie Gefühle
2016 ging der damalige US-Präsident Barack Obama auf Abschiedstour und machte ein letztes Mal Halt in Berlin. Sein enger Berater Ben Rhodes später in seinem Buch, wie der Besuch ablief - und verriet Interessantes über die Beziehung zwischen seinem Chef und Angela Merkel. So hätten die beiden drei Stunden lang zusammen zu Abend gegessen; länger, als Obama in seiner gesamten Amtszeit jemals mit einem anderen Staatsoberhaupt dinierte. Beim Abschied habe in ihrem Auge zudem "eine einzige Träne" hervorgeblitzt. - Fast wäre sie nicht bei der CDU, sondern bei der SPD gelandet
"Mit der CDU will ich nichts zu tun haben", soll sie einem "Zeit"-Artikel zufolge einmal gesagt haben. Die Publizistin und Ex-Politikerin Vera Lengsfeld behauptete sogar, Merkel habe vor der Wende in der DDR im Herbst 1989 mit einer Mitgliedschaft in der SPD geliebäugelt. Zur CDU kam die junge Politikerin quasi indirekt. 1989 schloss sie sich der Gruppierung Demokratischer Aufbruch (DA) an, die später offiziell zur Partei wurde und mit der Ost-CDU fusionierte. 1990 folgte auch der Zusammenschluss mit dem westdeutschen Teil der Partei sowie die Vereinigung zur Gesamt-CDU, durch die Merkel automatisch Mitglied der Union wurde.
Sie ist auf der Suche
Sie wohnt nach wie vor mit ihrem Mann Joachim Sauer (73) in einer Altbauwohnung zur Miete, Berliner Museumsviertel, Kupfergraben Nr. 6, vierter Stock, mit Aufzug. Unten steht auf dem Klingelschild: "Prof. Sauer". Nach wie vor hat sie Personenschutz.
Wie sieht so ein ganz normaler Alltag aus, wenn man vom stressreichsten und verantwortungsvollsten Job, den dieses Land zu vergeben hat, von gestern auf heute aussteigt? Im Fall Merkel ist man vorwiegend auf Informationen Dritter angewiesen, denn die 68-Jährige redet ungern über sich, sie lässt vielmehr ein wenig über sich reden.
Ganz grundsätzlich hat sie dem "Spiegel"-Reporter Alexander Osang verraten, dass sie noch nach ihrem Weg suche: "Was ist eine Bundeskanzlerin a.D.?"
Mit diesem Gedanken im Kopf war sie im Winter an der Ostsee unterwegs. Wandern am Strand bei Wind und Wetter. Kapuze auf, "auslüften" von der Kanzlerschaft. Dicke Wälzer lesen, Hörbücher hören, Werke der Weltliteratur, "Don Karlos" von Schiller, "Macbeth" von Shakespeare.
Und nicht zu viel reden. Ihr sei dabei zustattengekommen, dass die Menschen an der Küste so verschwiegen seien wie sie selbst, sagt Merkel.
Ein neues Leben
Es ist ein neues Leben außerhalb des Kanzleramts. Über zwei Monate nach ihrem politischen Rückzug ging eine erste größere Geschichte durch die Medien: "Merkel in Berliner Supermarkt bestohlen". Die Altkanzlerin hatte ihre Geldbörse in den Einkaufswagen gelegt, am Ende war sie weg. Selbst ihr Personenschutz hatte den Diebstahl nicht bemerkt.
Sie habe viel Fernsehen geschaut, Serien wie "Babylon Berlin" oder "The Crown", verriet sie Osang im "Spiegel". Das Leben der englischen Königin scheint sie zu faszinieren, vor allem ihr Pflichtbewusstsein. Sie hat sie ja mehrere Male getroffen und findet es dem Bericht zufolge "unfassbar", dass Elizabeth II. noch zwei Tage vor ihrem Tod einer neuen Premierministerin den Auftrag für eine Regierungsbildung erteilt habe. Sie glaubt, dass die Queen alle ihre Kräfte noch mal mobilisiert habe, um sicherzugehen, dass Boris Johnson wirklich weg ist.
Auf Reisen
Im letzten Frühjahr hat sich Angela Merkel einen alten Wunsch erfüllt: eine Reise in die Toskana. Ihre Parteifreundin Annette Schavan (67), Merkels ehemalige Bildungsministerin und danach Botschafterin beim Heiligen Stuhl (Vatikan), war mit von der Partie. Die Damen besuchten in Florenz die berühmte Galleria dell'Accademia und bewunderten Michelangelos David.
Das fanden nicht alle gut. Der damalige ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk (47), twitterte gallig: "In Florenz liegen ja keine ermordeten Frauen und Kinder auf den Straßen. Dafür gibt es aber viel Kultur und Kunst. Herrlich." Und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) lud Merkel nach Butscha ein, wo russische Truppen ein Massaker unter der Zivilbevölkerung angerichtet hatten.
Sie sagt, sie wolle sich raushalten aus der aktuellen Politik, keine Ratschläge von der Seitenlinie geben. Aber sie selbst wird nicht rausgehalten, nicht aus den Diskussionen um den Krieg in der Ukraine, der sie "ungleich mehr belastet als uns alle", wie ein langjähriger Freund, der Schauspieler Ulrich Matthes (63), dem "Stern" verriet. Den Kontakt zu Matthes pflegt Angela Merkel offenbar auch im Ruhestand. Als dem Schauspieler von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66) das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, saß Merkel brav im Publikum.
Alte Rechnungen
Inzwischen haben sich ehemalige Kollegen aus der eigenen Partei gemeldet, die offensichtlich noch eine alte Rechnung begleichen wollen, zum Beispiel Norbert Röttgen (57). Der Außenpolitiker der Unionsfraktion war 2009 bis 2012 Umweltminister im Kabinett Merkel, nach einer verlorenen Wahl in NRW hatte sie ihn abserviert. Nun sagt er laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über seine ehemalige Chefin, die Überraschung über Wladimir Putins (70) Angriffskrieg liege "nicht daran, dass es nicht zu sehen war. Es wurde vielmehr entschieden, dass man es nicht sehen wollte".
Und das CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble (80), von dem Merkel 2000 den Parteivorsitz übernahm, bevor er Minister ihrer Regierung wurde, erklärte dem "Handelsblatt", er sei in Bezug auf Russland "wütend" auf sich, man habe "es wissen können. Putin hat öffentlich gesagt, der Zerfall der Sowjetunion sei die größte Katastrophe und dass er das rückgängig machen wolle".
Es sei daher für ihn "befremdlich", dass die frühere Bundeskanzlerin keine Fehler ihrer Russlandpolitik eingestehe. Im Übrigen zähle er Adenauer, Brandt und Kohl zu den "großen Kanzlern der Republik", Merkel nennt er nicht. Seine Liste sei "vorläufig abgeschlossen".
Keine Entschuldigung
Angela Merkel, so schreibt der "Spiegel", wird "vom Vorbild zur Verantwortlichen, von der Krisenmanagerin zur Krisenverursacherin." Alle wollten nun "eine Entschuldigung, vor allem für ihre Russlandpolitik. Sie aber, so scheint es, will sich nicht entschuldigen, weil sie nicht weiß, ob sie wirklich falsch lag. Ob ihr die Geschichte am Ende nicht doch recht gibt".
Dagegen hält ihr ehemaliger Stellvertreter und zeitweiliger Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister Sigmar Gabriel (63, SPD) sie für "eine gute, in vielerlei Hinsicht auch eine große Kanzlerin", wie ihn der "Spiegel" zitiert. Es gäbe überhaupt keinen Grund für sie, sich für etwas zu entschuldigen. "Nord Stream und der Verkauf der Gasspeicher, für den ich ja zuständig war, sind Folge der Liberalisierung des europäischen Energiemarktes, die 2002 von der EU beschlossen wurde. Das will heute keiner mehr hören."
Gabriel meint sogar, dass Putin die Ukraine nicht angegriffen hätte, wenn Merkel noch im Amt gewesen wäre. Er habe unglaublichen Respekt vor ihr gehabt.
"Lame Duck" ohne Macht
Sie selbst stellt es im "Spiegel" etwas anders dar. Als sie gegen Ende ihrer Kanzlerschaft im Sommer 2021 zum letzten Mal in Moskau war, habe sie der russische Präsident Wladimir Putin spüren lassen, dass sie eine "lame duck" sei. "Das Gefühl war ganz klar: 'Machtpolitisch bist du durch.' Für Putin zählt nur Power. Er hatte bei diesem letzten Besuch auch Lawrow (den russischen Außenminister - die Red.) mitgebracht, sonst haben wir uns häufiger unter vier Augen getroffen."
Putins Finten, Lügen und Tricks sind ihr seit Jahren geläufig. 2005, bei ihrer ersten Begegnung im Kreml, schenkte er ihr einen großen Stoffhund mit der überraschenden Bemerkung: "Ich habe gehört, du hast ein Problem mit Hunden." Zwei Jahre später brachte er bei einem Treffen in Sotschi am Schwarzen Meer eine Labradorhündin mit, die ohne Leine zwischen ihm und Merkel rumlief. Heute sagt sie: "Eine tapfere Bundeskanzlerin muss mit so einem Hund fertig werden."
Treffen mit Obama
Da liefen die Treffen mit Barack Obama (61) harmonischer ab. Zuletzt sah sie den ehemaligen US-Präsidenten diesen Sommer. Obama veröffentlichte auf Twitter Fotos von einem gemeinsamen Museumsbesuch in Washington und schrieb dazu: "Ich bin glücklich, sie als Freundin bezeichnen zu können." Dagegen ätzt sein abgewählter Nachfolger Donald Trump (76) über Merkel: "Niemand erinnert sich mehr an sie."
Das Ehepaar Merkel/Sauer liebt die Oper und hatte auch in diesem Jahr ein festes Programm. Besuche in Salzburg, wo sie in einem Restaurant ausrutschte und sich ein Kreuzband riss und in Bayreuth, wo ihr neongrünes Outfit Aufsehen erregte und die Münchner "Abendzeitung" schrieb, sie habe wie "ein in Plastik verpacktes Apfelbonbon" gewirkt, was ihr aber "herrlich egal" zu sein schien.
Politische Memoiren in Arbeit
Job-Angebote wie das von UN-Generalsekretär Antonio Guterres (73), den Vorsitz eines Beratungsgremiums zu globalen öffentlichen Gütern zu übernehmen, lehnte sie ab, ebenso wie die Idee vom ehemaligen CDU-Boss und Kanzlerkandidaten Armin Laschet (61), sie zur Ehrenvorsitzenden der Partei zu machen. Das passe nicht mehr in die Zeit. Auch auf Redeangebote amerikanischer Agenturen, die üblicherweise mit vielen 100.000 Dollar honoriert werden, ging sie nicht ein.
Sie bezieht eine Pension von ca. 15.000 Euro pro Monat, hat ein Büro in Berlin, in Räumlichkeiten, wo einst Margot Honecker und später ihr Vorvorgänger Helmut Kohl als Ruheständler saß. Die Kosten mit neun Mitarbeitern hatte im Herbst das Bundeskanzleramt als zu hoch angemahnt.
2021 ist ihr Buch "Was also ist mein Land?" mit drei wichtigen Reden von Angela Merkel erschienen. Derzeit sitzt sie mit ihrer langjährigen Büroleiterin und politischen Beraterin Beate Baumann (59) an ihren politischen Memoiren, die 2024 veröffentlicht werden sollen. Das (höchstwahrscheinlich fürstliche) Honorar ist Geheimsache.