Angst vor Meningitis - Boris und Lilly lassen ihren Sohn impfen

Das Schicksal eines kleinen Mädchens, das mit nur 15 Monaten an einer schweren Hirnhautentzündung starb, ging auch an Tennislegende Boris Becker und seiner Frau Lilly nicht spurlos vorüber. Das Paar ließ seinen vierjährigen Sohn Amadeus gegen Meningokokken impfen. Die Erreger sind für die heimtückische Krankheit verantwortlich.
Wenn es um die Gesundheit ihres Sohnes geht, wollen auchTennis-Legende Boris Becker (45, "DasLeben ist kein Spiel") undseine Frau Lilly (38) kein Risiko eingehen. Die beiden ließen lauteinem Artikel in der "Bild am Sonntag" ihren vierjährigen SohnAmadeus gegen Meningokokken B impfen. Die Teufelserreger sindverantwortlich für die gefährliche Hirnhautentzündung. Nach einerInfektion kann man innerhalb von 24 Stunden daran sterben.
Dieses Schicksal traf nun ein kleines Mädchen (15 Monate) ausThüringen. Ursache waren die schlimmen Erreger der Serogruppe B.Besonders tragisch: Es könnte vielleicht noch leben - denn es gibteine Schutzimpfung.
In England ist die neue Impfung gegen die Men-B-Erreger seitMonaten ein großes Thema. Im Frühjahr wurde sie sogar ausdrücklichvon der britischen Impfkommission (JCVI) empfohlen. "Bevor michmein Kinderarzt nicht in einem langen Gespräch über dieseheimtückische Krankheit informiert und aufgeklärt hat, wusste ichfast gar nichts darüber", erklärt Lilly Becker, die schon seitJahren gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn in London wohnt."Ich denke, so geht es den meisten anderen Menschen auch. Daher istes mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass es jetzt Impfungen gegenalle Erreger-Typen gibt. Es müsste eigentlich niemand mehr anMeningokokken sterben", stellt die 38-Jährige in der "Bild amSonntag" klar.
Die neue Impfung gibt es in einer Reihe europäischer Ländersowie in Kanada und Australien. Kanada hat im Mai als erstes Landein groß angelegtes regionales Säuglings-Impfprogramm gestartet.Bereits nach sechs Wochen wurden dort ca. 50.000 Säuglinge, Kinderund Jugendliche mit "Bexsero" geimpft. Doch was ist mitDeutschland?
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) gibtbislang noch keine allgemeine Empfehlung aus. Seit 2006 empfiehltsie nur eine Meningokokken-C-Impfung für Kinder im zweitenLebensjahr. Diese Serogruppe löst aber nur ca. etwa 20 Prozent derMeningokkoken-Erkrankungen in Deutschland aus.Meningokokken-B-Bakterien sind die Hauptursache vonMeningokokken-Erkrankungen bei Säuglingen (ca. 85 Prozent, in derGesamtbevölkerung ca. 70 Prozent).
Lilly Becker ist erschüttert: "Wie hilflos müssen sich Elternfühlen, wenn diese Erkrankung nicht rechtzeitig bei ihrem Kinddiagnostiziert wird? Selbst wenn das Kind überlebt, hat es oftlebenslange Behinderungen!"
In Deutschland erkrankten in den vergangenen zehn Jahren ca5.000 Menschen jährlich an einer invasiven Meningokokken-Erkrankung(Meningitis, Sepsis, Waterhouse-Friderichsen-Syndrom), jeder Zehntestarb.