Ansturm auf Die-Ärzte-Tickets: Darum sind die Spaßpunker so gefragt

Die Ärzte gehen auf Tour und ganz Deutschland dreht am Rad. Darum schmeckt den Leuten die Punk-Medizin so gut.
Es hat nur wenige Minuten gedauert, da waren sämtliche Tickets für die "In The Ä Tonight"-Tour von Die Ärzte in Deutschland restlos vergriffen. In Berlin, der Heimat der Band, waren die begehrten Karten "sogar binnen Sekunden" ausverkauft, wie die Nachrichtenagentur spot on news auf Anfrage erfahren hat.
Bei hastig hinzugefügten Zusatzkonzerten sah der Ansturm nicht anders aus, überall prangt inzwischen das "Ausverkauft"-Zeichen auf der Homepage der drei Klamaukpunker. Einzig in Österreich (Bad Hofgastein) und der Schweiz (Zürich) sind noch Restposten zu haben, was die Frage aufwirft: Was hat die "beste Band der Welt", was andere nicht haben?
Klassischer Fall von Ärztemangel
Wie auf jeder guten Party gilt zuweilen auch in der Musikbranche der Spruch: "Willst du gelten, mach dich selten!" Ein pragmatischer Grund für das immense Interesse der Fans an der "In The Ä Tonight"-Tour dürfte sein, dass die letzte Deutschland-Tournee der Ärzte einige Jahre her ist. 2012/2013 gingen Farin Urlaub (56), Bela B (56) und Rod (51) mit "Das Comeback" letztmals auf vollwertige Tour, seither gab es nur Einzelgigs und Festival-Auftritte. Wo Die Toten Hosen gefühlt seit Jahrzehnten keine Pause machen - und dennoch große Hallen füllen -, gaben sich Die Ärzte zuletzt als eher scheue Punks aus und ernten nun den Erfolg dieser Zurückhaltung.
Gute-Laune-Punk seit 1982
Was selbstredend nicht heißen soll, dass die drei Musiker wenig Punk-Historie vorzuweisen hätten, im Gegenteil. Seit der Gründung 1982 (ohne Rodrigo González) mischen sie die zuweilen konservative Szene auf. Soll heißen: Mit ihrer erfrischend albernen Gangart verpassten sie der politisch bierernsten Musikrichtung eine neue Facette und bewiesen ganz nebenbei, dass sich Spaß, Punk und Politik nicht ausschließen müssen.
Überhaupt bieten Die Ärzte neben technisch versiertem Spiel eine beeindruckende inhaltliche Bandbreite, die, da sind sich ihre Fans natürlich sicher, jene der Konkurrenz von Die Toten Hosen um Meilen übersteigt. Die clevere Anti-Rechts-Hymne "Schrei nach Liebe", Klamauk der Marke "Mein Baby war beim Friseur", die Herzschmerz-Romantik eines "Mach die Augen zu", die Melancholie eines "Der Graf" oder, nicht zu vergessen, ihre Skandallieder, sind in den Augen der Fans hymnische Zeugnisse dieser "Tatsache".
Härter als jeder Gangsterrap
Skandallieder? Wie treue Anhänger wissen, haben Die Ärzte das geschafft, was selbst den derbsten Gangsterrappern mit noch derberen Kraftausdrücken selten gelingt - sie landeten mit Songs wie "Geschwisterliebe", "Claudia hat 'nen Schäferhund" und "Schlaflied" auf dem Index. Ein Umstand, der vielleicht sogar das größte Alleinstellungsmerkmal der Band darstellt.
Ob nun derbe, politisch, humoristisch oder gefühlvoll: Keinem Song der Ärzte kann die zugrundeliegende Cleverness abgesprochen werden, egal, wie sehr Farin Urlaub und Co. sie zuweilen auch mit Albernheiten überdecken wollen. Die Folge ist, dass auch Nicht-Hardcore-Fans viele Songs wertschätzen können und offenbar Bock darauf haben, die "beste Band der Welt" mal live zu sehen. Sofern sie noch Karten ergattert haben, versteht sich.