Die Geldmaschine The Rolling Stones

Die Rolling Stones veröffentlichen ein neues Studio-Album. Das zeugt von künstlerischem Enthusiasmus, verspricht aber auch einen fantastischen materiellen Zugewinn. Denn die Marke The Rolling Stones ist ein profitables Wirtschaftsunternehmen. Ein Deutscher stand dabei Pate.
Die Ankündigung war eine Weltsensation: Die Rolling Stones veröffentlichen Anfang Dezember nach elfjähriger Pause ein neues Studio-Album. Es ist ihr 25. in der bald 65-jährigen Bandgeschichte. Viele Millionen Fans sind aus dem Häuschen. Sie rechnen nun fest damit, dass sich danach auch eine neue Welttournee anschließt.
Und in der Tat haben es die Stones immer so gemacht, und eine neue Tour - die möglicherweise endgültig finale - würde höchstwahrscheinlich alle Rekorde brechen. Die Frage ist nur: Was reitet die verdienten Rock-Opas, inzwischen zwischen 70 und 80 Jahre alt? Ist es eine überschäumende Kreativität, die gegen das Alter ankämpft? Oder wollen sie einfach nur gute Musik machen, weil das schließlich ihr Lebenselixier ist?
Niemand will den Stones ihren künstlerischen Enthusiasmus absprechen, doch eine weitere Motivation liegt - geradezu zwingend - auf der Hand: die Aussicht auf einen fantastischen materiellen Zugewinn. Denn: Seit dem Anfang der 1970er-Jahre hat sich die Marke The Rolling Stones zu einem brillanten, höchst profitablen Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Ein Deutscher stand dabei Pate.
"Er spielt [mit] Geld wie ich Gitarre"
Im Herbst 1968 hatte der damals 25-jährige Mick Jagger den Privatbankier Rupert Prinz zu Löwenstein, dessen Familie in einem prächtigen Schloss im unterfränkischen Kleinheubach residiert, zu sich nach Hause eingeladen. Die Jungs von Pink Floyd sowie der Kunsthändler Christopher Gibbs hatten das Treffen vermittelt. Mick lebte mit seiner Freundin Marianne Faithfull in einer Wohnung in der besten Lage des Londoner Stadtviertels Chelsea. Doch die Räume waren völlig leer, keine Möbel. "Ich habe kein Geld", sagt der junge Sänger dem Prinzen, "niemand von uns hat Geld".
Das war höchst verwunderlich, denn die Stones waren zu diesem Zeitpunkt bereits Superstars. Ihr Hit "Satisfaction" hatte alle Charts gestürmt. Sie füllten die Konzertsäle - und doch waren sie klamm. Der Prinz, Oxford-Absolvent und gelernter Börsenmakler, entdeckte schnell die Schwachstelle: das chaotische Finanzmanagement. "Löwenstein, ein bayrischer Adliger mit einer Vorliebe für italienische Opern, entschied sich, die Band unter seine Fittiche zu nehmen. Es sollte Löwenstein gelingen, aus der Gruppe von jungen Rüpeln die bestgeführte Firma im Musikgeschäft zu formen", schrieb die "Neue Zürcher Zeitung".
"Er spielt [mit] Geld wie ich Gitarre", hatte Stones-Mitgründer Keith Richards einmal über den Bankier der Band gesagt. Löwensteins erster Rat an die Rolling Stones war, nach Südfrankreich zu ziehen. Mick Jagger, Keith Richards und Drummer Charlie Watts wurden dort pauschal besteuert. In London hätten sie Ende der 1960er Jahre auf ihr Einkommen Steuersätze von 83 Prozent, auf Kapitalerträge sogar bis zu 98 Prozent gezahlt.
Drei finanzielle Pfeiler: Touren, Alben, Songrechte
Dann gab der Prinz der Band eine richtige Unternehmensstruktur. Heute stehen die drei finanziellen Pfeiler der Stones - Touren, Alben, Songrechte - auf einem überaus soliden Fundament. "Alle Einkommensströme sind unter Kontrolle und werden so weit wie möglich über die Promogroup-Gesellschaften in Amsterdam abgewickelt - zum Steuersatz von 1,5 Prozent", berichtet die "NZZ".
Und Mick Jagger wurde durch Löwenstein zum Geschäftsmann. In einem seiner seltenen Interviews sagte er über eine US-Tour: "Ich versuche, die Ticketpreise marktgerecht zu halten. Das ist Amerika. Wir leben nicht in einer sozialistischen Gesellschaft, in der alle niedrig bezahlt werden und niemand es sich leisten kann."
Löwenstein hat sich 2007 als Berater der Band zurückgezogen. Der Prinz hatte zuvor empfohlen, die Firma Rolling Stones für über eine Milliarde Euro zu verkaufen. Die Stones lehnten ab. In seinem Buch "A Prince Among Stones" schrieb Löwenstein unter anderem über die Tüten, in denen die Band angeblich in grauer Vorzeit das Geld nach ihren Konzerten nach Hause trug. Er starb 2014 im Alter von 80 Jahren. Die Stones hatte er zur profitabelsten Rockband der Welt gemacht.
Die modernen Konzert-Pioniere
Unter der Überschrift "Wie die Steine Schotter machen" schrieb die "Süddeutsche Zeitung": "Mit dem Rock-'n'-Roll-Versprechen, das alle arthritischen Gesetzmäßigkeiten leugnet, hat die Unternehmung Rolling Stones vor allem mit Live-Konzerten Kasse gemacht. Sie war die erste, die den neuen großen Umsatzbringer erkannte. Auf der 'Bigger-Bang'-Tour (2005 bis 2007) kostete ein Ticket im Berliner Olympiastadion 175 Euro."
Über 40 Tourneen haben die Stones seit 1963 absolviert. Die erste US-Tournee spielte 1965 noch 165 Millionen Dollar ein, "Steel Wheels" (1985) brachte bereits 300 Millionen, "Voodoo Lounge" (1994-1995) über 316 Millionen, "Bridges to Babylon" (1997-1999) 336 Millionen und "A Bigger Bang" fast 600 Millionen Dollar. Hinzu kommen CD-Umsätze etc.
Das Portal "vermoegen.org" berichtete bereits 2014: "Rechnet man die Erlöse aus Plattenverkäufen, Musikrechten und Merchandise zusammen, erzielten die Rolling Stones mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar. Das hat noch keine andere Band vollbracht. Keith Richards und Mick Jagger bekamen darüber hinaus rund 56 Millionen US-Dollar aus Urheberrechten und Tantiemen."
Die Geschäftstüchtigkeit der Band hat ihre Mitglieder steinreich gemacht. Mick Jagger (73) wird auf 325 Millionen Euro geschätzt, Keith Richards (72) auf 280 bis 300 Millionen, Schlagzeuger Charlie Watts (75) auf 275 Millionen und Ex-Bassist Bill Wyman (79) auf 245 Millionen.
Und das neue Album?
Das neue Album "Blue & Lonesome" spült weiteres Geld in die Kassen. Es ist ganz der Blues-Musik, also den Anfängen der Band, gewidmet: "Die Leidenschaft für Blues-Musik war immer das Herz und die Seele der Rolling Stones", haben die Stones getwittert. Bei zwei Stücken ist auch Star-Gitarrist Eric Clapton mit von der Partie.
US-Produzent Don Was hat der französischen Zeitung "Le Figaro" gesagt, die Band habe die zwölf Songs an nur drei Tagen eingespielt. Mittels einer ganz einfachen Studioausstattung hätten sie versucht, einen authentischen Sound zu erzeugen. Back to the roots also, als die Stones noch arm wie die Kirchenmäuse waren...