Laureus Awards: Die Nacht der großen Gesten
Es war die Nacht der weltbesten Athleten bei der Verleihung der 17. Laureus World Sport Awards in Berlin. Aber es war auch eine Gala der großen Gesten: die Ehrung von Niki Lauda für sein Lebenswerk, die Auszeichnung des verstorbenen Johan Cruyff für seinen Sportsgeist. Außerdem standen benachteiligte Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt des Geschehens...
Erstmals in der Geschichte von Laureus wurden die begehrten Trophäen für die besten Sportler in Deutschland verliehen. Und trotz der vielen Stars, die über den roten Teppich das Palais an der Berliner Messe betraten, war es ein Abend der wohltuenden Bescheidenheit.
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"Es geht nicht um die Sponsoren oder um die Geschichten rund um den roten Teppich," hatte Dr. Jens Thiemer, Marketingchef des Laureus-Partners Mercedes, schon im Vorfeld gesagt. "Es geht um die wunderbare Idee, dass der Sport und seine Stars helfen können, die Laureus-Stiftung "Sport for Good" weiter voranzubringen." Was Thiemer damit meinte, vermittelte die Nacht von Berlin nachhaltig. Etwa, als das mit einem Laureus bedachte "Sport for Good"-Projekt "Move the Goalposts" aus Kenia mindestens genauso viel Applaus erhielt wie Novak Djokovic, der Sportler des Jahres. Oder, als Edwin Moses, Chairman der Laureus Academy, acht neue Academy-Mitglieder vorstellte, unter ihnen Deutschlands Skigröße Maria Höfl-Riesch sowie die ehemaligen Fußball-Weltstars Raúl, Luis Figo und Alessandro Del Piero.
Stolz verkündete Moses, der sein Amt seit der Laureus-Gründung im Jahr 2000 ununterbrochen ausübt: "Als wir anfingen, waren es 30 Mitglieder. Jetzt sind es 58." Die Academy besteht aus ehemaligen Spitzensportlern, die die Laureus Stiftung "Sport for Good" und deren über 150 Sozialprojekte in 35 Ländern der Welt ehrenamtlich unterstützen.
Auch die Deutschen dürfen sich als Sieger der Laureus Awards fühlen. Und das nicht nur wegen der Bescheidenheit des Preisträgers Jan Frodeno in der Kategorie "Sportsperson of the Year", mit dem vor allem der Sieg des Triathleten beim Ironman auf Hawaii gewürdigt wurde. Frodeno: "Schon die Nominierung war für mich sensationell. Jetzt den Preis zu erhalten, ist der Wahnsinn."
Was zudem beeindruckte, war das sympathische Auftreten anderer deutscher Persönlichkeiten. Das von Schauspieler Daniel Brühl etwa, der Niki Lauda nicht nur im Film spielte, sondern nun auch die Laudatio auf den Österreicher hielt: "Du bist der beste Typ, den ich jemals kennengelernt habe." Auch Fußball-Bundestrainer Jogi Löw, Tennis-Legende Boris Becker oder die einstige Eisprinzessin Katharina Witt punkteten durch ihre natürlichen Auftritte bei ihren Laudatien. Ein wenig wurde man an das Sommermärchen der Fußball-WM 2006 erinnert, als sich Deutschland als fröhlicher und freundlicher Gastgeber vor einem weltweiten Publikum präsentierte. Zehn Jahre später schauten auch bei den Laureus Awards zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt zu. Berlin scheint ein gutes Pflaster für Feierlichkeiten zu sein.
Der Laureus-Auftritt in Berlin könnte aber noch mehr bedeuten: Den Durchbruch zu größerer Popularität der Sportlerauszeichnung - und einer noch erfolgreicheren Arbeit für soziale Projekte. Dazu gehört auch das Bekenntnis der Laureus-Gründer Daimler und Richemont, ohne deren Unterstützung durch ihre Marken Mercedes-Benz beziehungsweise IWC es weder Verleihung noch Charity geben würde. Wie ernst Mercedes seine soziale Verantwortung nimmt, sollte auch die Anwesenheit des Daimler-Chefs Dieter Zetsche und seines potentiellen Nachfolgers, Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius unterstreichen.
Was allerdings negativ auffiel: Dass wie schon in den vergangen Jahren einige Preisträger durch Abwesenheit glänzten. Von Serena Williams, nun immerhin Rekordhalterin bei den Frauen mit vier Laureus-Trophäen, hörte man gar nichts, mit Video-Botschaften ließen wenigstens Jordan Spieth (USA), Dan Carter (Neuseeland) und Daniel Dias (Brasilien) grüßen. Die Laureus Academy überlegt, eine Anwesenheitspflicht für die Gewinner einzuführen.
Zwei weitere Aktionen waren große Gesprächsthemen unter den Gästen: Zum einen der Erfolg der "Sneakers for Good"-Idee, mit der die Gäste der Laureus Awards dafür sorgten, dass zu Abendkleidern und Smokings überwiegend Sportschuhe getragen wurden und so der sportliche Charakter des Events nachdrücklich dokumentiert wurde. Und zum anderen die kurze Rede von Niki Lauda nach der Verleihung des Preises für sein Lebenswerk: "Ich widme diesen Preis den Verlierern, weil ich aus Niederlagen immer gelernt habe."
Alle Preisträger der Laureus Awards im Überblick: Sportler des Jahres: Novak Djokovic (Serbien/Tennis), Sportlerin des Jahres: Serena Williams (USA/Tennis), Team des Jahres: All Blacks (Neuseeland/Rugby), Durchbruch: Jordan Spieth (USA/Golf), Comeback: Dan Carter (Neuseeland/Rugby), Behindertensport: Daniel Dias (Brasilien/Schwimmen), Sportpersönlichkeit: Jan Frodeno (Deutschland/Triathlon), Lebenswerk: Niki Lauda (Österreich/Motorsport), Sportspirit: Johan Cruyff (Niederlande/Fußball), "Sport for Good"-Projekt: Move the Goalposts (Kenia/Fußball).