"Man hat fast Mitleid": Die "schönsten" Shitstorms gegen deutsche Stars

Der "Shitstorm" brachte es 2011 zum "Anglizismus des Jahres". Gelegt hat er sich seither nicht. Wöchentlich geraten die Promis auf Facebook und Twitter ins Kreuzfeuer der Kritik. Ein Blick auf die bemerkenswertesten Shitstorms der vergangenen zwölf Monate zeigt: Virtuelles Mistwetter lässt sich vorhersagen.
"Nobody move, nobody get hurt": Was schon bei Western-Schießereien galt, ist im digitalen Zeitalter mindestens genauso wahr. Denn wer sich vor der Kamera, auf Twitter oder Facebook exponiert, wird schnell Opfer des ominösen Shitstorms. Und so ein virtuelles Unwetter kann länger anhalten als jede Schlechtwetterfront... Allein in den vergangenen zwölf Monaten sind verschiedenste deutsche Stars von Patrick Lindner bis Jan Josef Liefers in die Falle getappt.
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Zuletzt wurde Til Schweiger ein Quallen-Video zum Verhängnis. Und Cathy Fischer, Markus Lanz und der Wendler haben noch nicht einmal wieder aus dem Shitstorm herausgefunden. Die bemerkenswertesten Ballungen an Unmutsäußerungen aus dem Web hat die Nachrichtenagentur "spot on news" zusammengefasst. Gliedern lassen sich diese bequem nach ihren Anlässen. Merke: Am sichersten ist es zu Hause - und die Kamera, vom Profi-Studio-Modell bis zum iPhone, ist die Wurzel allen Übels. Immun scheint übrigens nur eine: Helene Fischer.
Fehler #1: Die falsche Sorte Spaß
Die Twitter-User als humorlos zu bezeichnen, ginge weit an der Realität vorbei. Aber überall dort, wo viele zusehen und alle mitreden, bleibt keine Fragwürdigkeit ungesühnt - wer Spaß auf Kosten anderer hat, muss leiden. Besonders das Wohlergehen von Tieren haben die Nutzer im Auge. Til Schweiger (50, "Schutzengel") bekam das am vergangenen Wochenende zu spüren, als ihn ein Video vermeintlich beim Quallenquälen zeigte. Jan Josef Liefers (50) hätte seinem Kollegen schon zuvor abraten können: Im November posierte er in seinem Alter Ego als "Tatort"-Gerichtsmediziner Boerne mit einem toten Schwein auf dem Obduktionstisch - "Wie geschmacklos!", schallte es auf Facebook zurück.
Böse enden können freilich auch ganz untierische Dokumentationen eines vermeintlich harmlosen Spaßes. Schlager-Star Patrick Lindner (53, "Nur mit Deiner Liebe") ließ sich vor knapp einem Jahr an einem schönen Spätsommertag in entspannter Pose ablichten - und teilte das Foto mit den Fans. Der kleine Haken: Lindner zeigte sich zwischen den Stelen des Holocaust-Mahnmals in Berlin. "Ich bin erstaunt und zugleich entsetzt, wie viel Einfalt und Gedankenlosigkeit jener Heile-Welt-Sänger an den Tag legt", schrieb ein User. "Das sind GRÄBER Patrick. Unschwer zu erkennen!", erläuterte ein anderer. Lindner beklagte sich über "unflätige, anmaßende, ja sogar hetzerische Kommentare" - und löschte das Bild.
Ein weiterer Klassiker des ungepflegten Amüsements: Georgina Fleur (24) und ihr Selfie am über die Ufer getretenen Neckar. "Hochwasser in Heidelberg... iiih, jetzt lil dinner und anschließend Fernsehen", schrieb das It-Girl während des Hochwassers im Juni 2013. Das kam angesichts unzähliger überfluteter Häuser und zerstörter Existenzen in Deutschland wirklich gar nicht gut an.
Fehler #2: Diät-Ergebnisse mit der Welt teilen
Überhaupt, das Selfie - es ist ein steter Quell des Aufruhrs in den sozialen Netzwerken. Unverblümt teilen die User ihre Meinung zum Aussehen von Promis mit. Offenbar nach der Maßgabe: "Selbst schuld, wer sich zeigt." Zuletzt wurde Heidi Klum (41) auf Instagram für ein vermeintliches "Mager-Selfie" gerügt. "Streichholzarme" machte ein User auf dem Garderoben-Schnappschuss aus. Eine Erfahrung, die zuvor schon Stars wie Sophia Thomalla (24) und Giulia Siegel (39) gemacht hatten. "Sorry, aber das ist doch krank, wenn der Kopf größer ist als alles andere", warf etwa ein Twitterer Thomalla an ebenjenen.
Fehler #3: Allzu kontroverse Meinungen unters Volk bringen
Positiv betrachtet könnte man den "Shitstorm" als eine Art arg lärmiges Korrektiv betrachten. Und natürlich tritt es auf den Plan, wenn Prominente unbedachte oder politisch inkorrekte Meinungen verbreiten. Man denke nur an Uschi Glas (70): Die Schauspielerin äußerte sich in der Talkshow "Lanz" (sozusagen der "Shitstorm-Zentrale", siehe unten) reichlich unglücklich zum Thema Mindestlohn. "Also ich denke, er kann nicht kommen, weil wir ja das Problem haben, vor allem in den neuen Bundesländern wirklich nicht gut qualifizierte Menschen zu haben". Diesen Vorwurf nahmen die Ostdeutschen - Überraschung - nicht allzu positiv auf. Das Ganze ging gleichwohl glimpflich aus. Glas wurde per Petition nach Erfurt eingeladen, um sich selbst ein Bild des Ausbildungsstandards zu machen.
Erboste Kommentare erhielt auch Film-Star Moritz Bleibtreu (42, "Solino"). Er allerdings für einen Werbe-Einsatz für die nicht ganz unumstrittene Fastfood-Kette McDonald's. In Sachen politischer Unkorrektheit deutet sich übrigens auch ein anderes Phänomen an: Die neue Generation Schlager-Stars hat ein wenig Narrenfreiheit. "Volks-Rock'n'Roller" Andreas Gabalier (29, "Home Sweet Home") dichtete Österreichs "große Töchter" aus der Nationalhymne heraus. "Große Söhne" reichen, fand er wohl. Einen Großteil der Kritik erhielt aber eine SPÖ-Abgeordnete, die Gabalier zurechtwies. "Auf den Scheiterhaufen mit ihr. Hexen müssen verbrannt werden" gehörte noch nicht einmal zu den schlimmsten Kommentaren.
Fehler #4: Ambitonierte Karrierepläne und übergroße Fußstapfen
Nun wird's wirklich haarig - denn nichts erhitzt die Gemüter der Deutschen so sehr, wie dies: Prominente, die ihren mehr oder minder großen Aufgaben nicht gewachsen scheinen. Seien es nun Qualitätsansprüche der User, Neid oder Lust am Niedergang großer Namen. Wer sich in Ausübung seines medialen Tuns vermeintlich blamiert, der hat nichts mehr zu lachen.
Ein mehrstrophiges Lied von diesem Phänomen singen kann Markus Lanz (45). Er versuchte, bei "Wetten, dass..?" in Thomas Gottschalks riesige Fußstapfen zu treten. Ein offenbar unmögliches Unterfangen, das von den Twitter-Usern genüsslich seziert wurde. "Der würde selbst das Testbild zugrunderichten", hieß es nach der Show im April. Oder auch: "Man hat ja fast Mitleid mit Lanz, wenn er sich gegen Raab versucht zu behaupten...". "Wetten, dass..?" erholte sich nie wieder und wird eingestellt. Ein noch schlimmerer Shitstorm erwischte Lanz übrigens bei seiner Alltagsaufgabe, dem Talk. Die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht ließ er kaum zu Wort kommen - dafür prasselten anschließend harte Worte auf ihn ein.
Immerhin: Allein ist Lanz mit diesem Phänomen nicht. Die Shitstorms wegen verpatzten Auftritten haften am hartnäckigsten an ihren Opfern. Mats Hummels' Freundin Cathy Fischer (26) steht seit ihrem, nun ja, sehr engagierten ersten Auftritt als Lifestyle-Videobloggerin unter kritischer Dauerbeobachtung. Und ein Anderer scheiterte sogar an der Aufgabe, ein paar Wochen im Urwald zu verbringen: Der Wendler verließ das RTL-Dschungelcamp - die gemeinen Sprüche ließen nicht auf sich warten.
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...nur einer kann der Shitstorm nichts anhaben: Helene Fischer (30). Der Schlager-Sonnenschein lässt virtuelles Mistwetter umgehend in sich zusammenbrechen. Das Wort Shitstorm fiel im vergangenen Jahr eigentlich nur einmal im Zusammenhang mit Helene Fischer - und zwar im Fall eines Stuttgarter Stadtrats, der Fischers Musik aus dem Festzelt verbannen wollte. Also: Alle lieben Helene. Vielleicht gerade, weil die Sängerin als wahrer Profi weder starke Meinungen, noch gewagte Selfies postet. Womöglich ist das aber auch ein kleiner Weckruf für die Twitter-User. Denn wäre es nicht schade, wenn niemand mehr eine Meinung äußern würde?
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