Martin Limbeck: "Erfolg macht brutal sexy"

Mit "Nicht gekauft hat er schon" hat Martin Limbeck einen Bestseller geschrieben, jetzt erscheint sein neues Buch mit vielen Episoden über seinen Aufstieg vom No-Name im Ruhrpott zum bekannten Top-Speaker. Im Interview spricht er über Sozialneid, Frauen und das Phänomen Schill.
"Als Kind war ich dick, hatte Sommersprossen und rote Haare": Martin Limbeck hat es vom No-Name im Ruhrpott zum bekannten Top-Speaker geschafft. Seinen Weg dahin beschreibt der Bestsellerautor in seinem neuen Buch "Warum keiner will, dass du nach oben kommst ... und wie ich es trotzdem geschafft habe" . Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der 47-Jährige über Sozialneid, Schill. itemprop="name" />Ronald Schill./span>, Frauen und Burnout.
Werden Sie auch bei Ihrem neuen Buch die Amazon-Rezensionen lesen?
Martin Limbeck: Die gehe ich sicher auch dieses Mal wieder durch. Es ist ja ein ganz anderes Buch als "Nicht gekauft hat er schon" - bei dem war meine Lieblingsrezension die, bei der ich nur vier statt fünf Sterne bekommen habe, weil angeblich das Quellenverzeichnis gefehlt hat. Der sollte vielleicht das Buch noch mal lesen...
Ärgern Sie sich heute auch noch über Leute, die im Netz anonym Kritik üben?
Limbeck : Wenn es aus reiner Boshaftigkeit unter die Gürtellinie geht schon. Auf der anderen Seite: "Everybody's darling is everybody's fool". Einer meiner Kollegen sagt immer zu mir: Deine Positionierung muss man aushalten können. Ich bin auch kein Kuscheltrainer, sondern glaube daran, dass wir uns alle erst durch Schmerz verändern. Du hörst erst dann auf zu rauchen, wenn du beim Treppensteigen keine Luft mehr bekommt. Das gilt auch beim Thema Abnehmen und ich weiß, wovon ich spreche: Ich habe schon mein Leben lang Gewichtsschwankungen. Das geht immer so lange, bis ich es nicht mehr sehen kann.
Was Sie furchtbar ärgert ist Sozialneid. Ist das ein typisch deutsches Phänomen?
Limbeck: Ich habe schon in 20 Ländern gesprochen und kann sagen: Ja, absolut. Was Neid und Missgunst betrifft, liegt Deutschland ziemlich weit vorne. Das hat auch was mit der Medien- und Fernsehlandschaft zu tun. Warum schauen sich Menschen freiwillig Sendungen wie "The Biggest Loser" oder "Promi Big Brother" an? Und dann muss ich auch noch lesen, dass Schill. itemprop="name" />Ronald Schill./span> und Hubert Kah eine eigene Fernsehsendung bekommen sollen. Das verstehe ich nicht. Die Kluft zwischen Reich und Arm geht immer weiter auseinander. Wenn du erfolgreich bist, wird das in Deutschland einfach nicht gerne gesehen. Da kommt es besser an, wenn du angepasst bist.
"Promi Big Brother" und "Dschungelcamp" haben wahrscheinlich auch deswegen gute Einschaltquoten, weil darin oft erfolgreiche Menschen zu sehen sind, die abgestürzt sind...
Limbeck: Nehmen wir mal das Phänomen Schill. Den fand ich schon als Politiker nicht besonders großartig. Aber rhetorisch ist er super. Und mit den Leuten, die der Sender dazugesetzt hat, wie Frau Effenberg oder den Bachelor, hatte er auch keine Gegner, sondern nur Opfer. Dadurch konnte sich Schill hervorragend in Szene setzen. Einige Zuschauer werden sich bestimmt gedacht haben: Der war mal wer und jetzt muss der arme Kerl da hin. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass er keinen Spaß daran hatte. Sein Honorar hat ihm bestimmt auch ganz gut getan und er hat es als Chance ergriffen, wieder zurückzukommen.
Sie selbst stehen aber zu Ihrem Erfolg, fahren auch gerne Porsche. Würden Sie anderen raten, das genauso zu machen?
Limbeck: Ja, Erfolg musst du nicht verstecken. Meinem besten Freund ist völlig egal, was ich für ein Honorar habe. Der gönnt mir alles und ich ihm auch. Er fühlt sich auch nicht kleiner, weil ich ein größeres Auto fahre. Bei uns in Deutschland heißt es immer: mein Haus, mein Boot, mein Auto. Ich bin kürzlich mit jemandem zusammengesessen, der viereinhalb-tausend Menschen verantwortet, vor dem habe ich ganz klar Respekt. Aber deswegen ist er nicht unsterblich oder ein besserer Mensch.
Wegen Ihrer Erfolgsrezepte wie "erst schaufeln, dann scheffeln" oder "Fleiß schlägt Talent" wurde Ihnen auch schon vorgeworfen, dass Sie Leute in Richtung Burnout führen. Was halten Sie von einer gerade diskutierten Anti-Stress-Verordnung?
Limbeck: Beides Bullshit. Ich sage immer: Arbeit kann auch Leben sein. Heute habe ich auch eine andere Work-Life-Balance, sitze gerne auf meinem Bootssteg und angle oder gehe mit einem Freund einen Kaffee trinken. Dafür sitze ich auch mal sonntags am Schreibtisch. Ich bin in Sachen Burnout kein Spezialist, aber: Wer zu Hause die falsche Besetzung hat plus den falschen Job, der hat garantiert ein Burnout. Viele Paare halten aneinander fest, obwohl sie sich schon lange nichts mehr zu sagen haben. Und es gibt auch Leute, die einen Job haben und den machen, weil sie nicht den Mut haben, den nächsten Schritt zu tun. Und darum geht es auch in meinem Buch: Zu viele Leute sind von Menschen umgeben, die ihnen sagen: Das bekommst du nicht hin.
Gab es in Ihrem Leben nie Phasen, in denen Sie ausgebrannt waren?
Limbeck: Ausgebrannt sicherlich nicht. Natürlich hatte auch ich schon harte Phasen. Vor 14 Tagen hatte ich fünf Orte in einer Woche und das zweimal hintereinander. Da schlafe ich auch Freitagabend mal vor dem Fernseher ein. Ich bin auch nicht zum Erfolg geboren: Jedes Jahr muss ich meinen Kalender wieder voll machen. Natürlich ist da auch Druck da. Heute gehe ich aber entspannter damit um. Wie spaßen einige Kollegen und Finanzspezialisten: Um aufzuhören, brauchst du in Deutschland heute fünf Millionen Euro auf der Seite, die habe ich leider nicht (lacht). Das ist mir heute aber auch nicht mehr so wichtig. Ich könnte mir es trotzdem leisten, kürzer zu treten, wenn ich es wollte.
Früher haben Sie auch Ihre privaten Beziehungen vernachlässigt...
Limbeck: Ich hatte lange diesen Wahn, dass ich reich sein will. Meine Karriere war aus Mangel aufgebaut. Mangel an Selbstliebe, Mangel an fehlendem Selbstbewusstsein, überspielt durch überzogenes Selbstbewusstsein. Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Selbstwert. Auch in der Welt der Prominenten gibt es einige Personen, die ein großes Selbstbewusstsein haben, aber wahrscheinlich einen kleinen Selbstwert.
Sie haben früher nicht nur dem Geld hinterhergejagt, sondern auch den Frauen.
Limbeck: Das war die Befriedigung meines Mangels an Selbstwert. Als Kind war ich dick, hatte Sommersprossen und rote Haare. Und ich brauchte lange, um mit meinem Körper klarzukommen. Als ich dann Geld und Erfolg hatte - ich stehe auch heute noch manchmal mit Tränen in den Augen vor meinem eigenen Haus und wurde als Legastheniker Bestsellerautor - habe ich immer weitergemacht, auch mit den Frauen. Wenn ich eine hatte, habe ich mir nur überlegt, wie ich die am schnellsten wieder loswerde, weil ich damals nach Perfektionismus gestrebt habe.
Macht Erfolg wirklich so sexy?
Limbeck: Brutal! Natürlich habe ich das genossen, dass sich die Frauen gefragt haben, ob ich in anderen Sachen auch so gut bin wie als Redner. Was ich natürlich beweisen konnte (lacht). Ab einer gewissen Zahl von Frauen habe ich aufgehört, zu zählen. Das ist natürlich alles totaler Blödsinn, wie ich heute weiß, aber ich habe das gebraucht. Stolz drauf bin ich aber nicht.
In der Schule wurden sie verprügelt, waren ein schlechter Schüler. Mit Ihrem Buch wollen Sie jetzt anderen Menschen Mut machen. Würden Sie Ihren Weg trotzdem als Ausnahmekarriere bezeichnen?
Limbeck: Ich selbst tue mich schwer damit, für viele ist das aber wohl so.
Anstatt Golf zu spielen, gehen Sie angeln und boxen. Was unterscheidet Sie ansonsten von erfolgreichen Menschen mit einer klassischen Karriere?
Limbeck: Ich kann mit zerrissenen Jeans, einer Flasche Bier und Pizza am See sitzen und über das Leben philosophieren. Ich kann aber auch im Nadelstreifenanzug im Fünf-Sterne-Hotel mit einem Vorstand mit Messer und Gabel essen. Ich finde beides gut.
Durch das Boxen haben Sie auch Graciano Rocchigiani kennen gelernt...
Limbeck: Ja, das ist ein Typ ähnlich wie ich. Ich bin kein Henry Maske - den ich auch persönlich kenne. Wie Graciano mit seiner Ex-Frau umgegangen ist, finde ich scheiße. Heute hilft er Leuten aber wieder. Als ich nach einem Event ein Bild von mir und Rocchigiani auf Facebook gepostet habe, gab es üble Reaktionen darauf, wie ich mich mit so einem Mann zeigen kann. Aber ich finde das nicht gut, dass er so pauschal verurteilt wird.
Welche Ziele haben Sie noch im Leben?
Limbeck: Ich möchte gerne noch mehr Sinn stiften. Ich habe gelernt, dass ich für viele Menschen ein Vorbild bin und bekomme viel positives Feedback über die sozialen Netzwerke. Ich bin trotz allem Erfolg auch Mensch geblieben - kann aber auch immer noch ein Arschloch sein, weil ich alles offen ausspreche. Damit will ich besser klar kommen. Ich will mir noch weniger einen Kopf darüber machen, was andere Menschen über mich denken. Und ich möchte meine Mitte finden und bin auf einem guten Weg. Ich habe das große Glück, eine ganz tolle Familie zu haben: meine Eltern, einen wunderbaren Sohn, eine tolle Frau an meiner Seite, die mich nicht verändern will. Ich möchte aber auch noch mehr bewegen: Im Januar startet zum Beispiel meine Online-Akademie. Ein Traum von mir wäre außerdem, in fünf bis zehn Jahren je ein halbes Jahr in Kalifornien und ein halbes Jahr in Deutschland zu leben und zu arbeiten.