Moop Mama: Eine ungewöhnliche Familie
Zwei Wochen lang haben Moop Mama mit ihren Fahrrädern die deutschen Städte unsicher gemacht. Im Interview erzählten die Jungs, warum sie sich zu dieser ungewöhnlichen Promo-Aktion entschlossen haben und warum das Feature mit Jan Delay etwas Besonderes war.
Hinter Moop Mama liegt eine aufregende Zeit. Um ihr neues Album "M.O.O.P.Topia" zu promoten, war die Münchner Band zwei Wochen lang mit den Fahrrädern in verschiedenen deutschen Städten unterwegs. Und die Velomusicross-Tour war ein voller Erfolg. Belohnt wurde der Aufwand mit Platz 23 in den deutschen Album-Charts und Platz 5 in den deutschen HipHop-Charts.
Bei ihrem Zwischenstopp in München nahmen sich Rapper Keno Langbein und Trompeter Menzel Mutzke zwischen zwei Guerilla-Auftritten eine kurze Auszeit und standen der Nachrichtenagentur spot on news unter Kastanienbäumen im Biergarten Rede und Antwort.
Sie sind heute schon den ganzen Tag mit den Fahrrädern in München unterwegs. Tut Ihnen schon was weh?
Keno: Ich habe tatsächlich vorher gemerkt, dass ich einen Krampf im Gesäß bekommen habe.
Wie kamen Sie auf die Idee zur VMX-Tour?
Menzel: Wir haben früher viel auf der Straße gespielt. Das wollten wir vermehrt wieder machen. Zweitens haben wir gemerkt, dass wir oft an Plätzen spielen und die Leute sagen "Nur einen Kilometer von hier ist die Uni, kommt doch schnell mit". Mit den Fahrrädern sind wir mobil, können unsere Instrumente leicht mitnehmen und können da hin, wo die Leute sind.
Keno: Jan, der in unserer Band Posaune spielt und eigentlich Produktdesign studiert hat, ist in der Hinsicht unser Mastermind. Er hat im Internet 14 alte Fahrräder bestellt und aus denen haben wir unsere Fahrräder dann komplett selbst zusammengebaut.
Parallel zur Veröffentlichung Ihres dritten Albums haben Sie Ihr eigenes Label gegründet. Es heißt passenderweise "Mutterkomplex". Was verbinden Sie mit Ihren Müttern?
Menzel: Mit seiner Mutter verbindet man Herkunft und Identität, Geborgenheit. Jemanden, bei dem man sich ausheult. Der Inbegriff von Familie.
Also ist Moop Mama in gewisser Hinsicht Ihre Familie?
Menzel: Zwangsläufig. Ich glaube, ich bin mit Keno öfter zusammen als mit meiner Freundin. Nicht ganz so nah, aber die Anzahl der Tage im Jahr ist schon extrem.
Sie haben zum ersten Mal Features auf Ihrem Album. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Menzel: Jan Delay haben wir persönlich kennen gelernt und gemerkt, dass wir uns gut verstehen und er unsere Musik mag. Was wir nicht machen wollten, und das haben wir bisher auch vermieden, ist dieses Namedropping. Das ist uns zuwider und dafür haben wir keinen Platz.
Was ist Ihr liebstes Feature auf dem Album?
Keno: Schwer zu sagen. Das Feature mit Jan Delay ist für mich in der Hinsicht das größte, weil wir mit ihm auf Tour waren. Wir haben den Text zu "Alle Kinder" zusammen geschrieben und das war wie ein Praktikum bei jemandem, den man richtig cool findet. Blumentopf hingegen ist eine Band, mit der ich schon ewig zu tun habe. Mit den Jungs waren wir zum ersten Mal auf Tour. Außerdem ist der Song "Typ*Ische Verhältnisse" wahrscheinlich das letzte Feature, das diese Band macht, jetzt wo sie sich auflöst.
Sie haben auf Tour die Dimensionen von Jan Delay mitbekommen. Ist das auch Ihr Ziel?
Menzel: Wir wollen da hin, aber das kann man nicht erzwingen. Jan macht das seit über zwanzig Jahren, wir sind als Moop Mama sieben Jahre zusammen. Und dafür haben wir schon große Festivals und Bühnen zu verbuchen. Aber klar wäre es tierisch, wenn wir irgendwann mal ein Team wie Jan Delay hätten.
Ihr Song "Meermenschen" thematisiert die Flüchtlingsproblematik. Machen oder reden, wozu tendieren Sie?
Keno: Wir können zwar so ein Lied machen, aber unser Spielraum, damit etwas zu erreichen, ist doch sehr gering. Weil es am Ende des Tages wieder nur Worte sind. Der Song zielt eigentlich darauf ab, zu sagen, dass es zwischen Menschen keine Unterschiede geben sollte. Jemandem aufgrund seiner gebürtigen Herkunft zu verwehren, an unserer Gesellschaft teilzunehmen, ist meiner Meinung nach diskriminierend.
Ein anderer Song beschäftigt sich mit Prokrastination, dem Aufschieben. Was ist Ihre liebste Beschäftigung, wenn Sie sich ablenken wollen?
Keno: Putzen. Besonders gerne die Küche und sehr ungern das Bad. Und Internet natürlich, da gibt es immer etwas zu sehen.
Könnten Sie sich ein Leben ohne Internet vorstellen?
Keno: Ich glaube, wir könnten uns wieder daran gewöhnen. Wir sind alt genug, um noch die Zeit ohne Internet erlebt zu haben. Aber im Moment wäre es schon extrem nervig. Weil man sich so daran gewöhnt hat.
Gibt es in Ihrer Utopie Internet?
Menzel: Unsere Utopie ist in gewisser Weise unsere Realität, daher gibt es das natürlich schon. YouTube ist im Moment wichtiger als Fernsehen. Dem wollen wir uns nicht versperren. Auch unsere Band hängt davon ab, dass wir Follower haben und dass wir den Leuten mitteilen können, ob wir heute irgendwo spielen.
Keno: Der direkte Kontakt ist uns aber lieber. Es ist schön, wenn man ein Video im Internet postet und zehn positive Kommentare bekommt. Aber es ist schon etwas anderes, wenn man den Menschen ins Gesicht schauen kann.