Musiker Fetsum: Vom Flüchtlingskind zum Benefizkonzert-Veranstalter

Mit dem "Peace x Peace"-Festival sammelt Sänger Fetsum Spendengelder für Kinder auf der Flucht. Im Interview erzählt der Berliner Musiker, welch schreckliches Ereignis ihn zum Handeln bewegt hat.
Er selbst mag nicht den größten Namen in der deutschen Musikszene haben, aber Fetsum (39, "Waitin' For You") ist gelungen, woran sich schon viele Veranstalter die Zähne ausgebissen haben: Er bringt mit Seeed, Clueso, Cro, Samy Deluxe, Max Herre und vielen weiteren einige der besten Künstler des Landes gemeinsam auf eine Bühne - und das für den guten Zweck. Fetsum hat mit "Peace x Peace" (sprich Peace by Peace) ein Festival ins Leben gerufen, das Kindern in Kriegsgebieten und auf der Flucht eine Stimme geben soll. Die Einnahmen fließen komplett in die internationale Hilfe von UNICEF in Krisengebieten sowie in Flüchtlingsprojekte in Deutschland.
Für Fetsum ist das knapp sechsstündige Festival, das am 5. Juni auf der Berliner Waldbühne stattfinden wird, eine Herzensangelegenheit. Er selbst kam in Ägypten auf die Welt. Seine Eltern befanden sich zu der Zeit auf der Flucht. Sie kämpften im Unabhängigkeitskrieg in Eritrea. Sein Weg führte ihn dann über Rom und Stuttgart bis nach Berlin, wo er heute noch lebt. Sein Benefizkonzert kommt beim Publikum bestens an. Innerhalb kürzester Zeit war die Waldbühne mit 20.000 Plätzen ausverkauft. Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit Initiator und Organisator Fetsum über diese besondere Veranstaltung gesprochen. Unter dem Interview gibt es noch einen Tipp, wie Sie das Konzert auch ohne Karte sehen können.
Wie sind Sie auf die Idee für das "Peace x Peace"-Festival gekommen?
Fetsum: Die Idee entstand eigentlich im Oktober 2013, nach den schlimmen Ereignissen mit Hunderten toten Flüchtlingen vor Lampedusa. Das hat mich erschüttert und zugleich wachgerüttelt. Ich habe mich an meine Vergangenheit erinnert, wenn auch mit dem Unterschied, dass meine Familie und ich damals viel Glück hatten: Wir wurden in Italien und Deutschland aufgenommen und waren als Menschen willkommen! Allein schon aus diesem Grund habe ich für dieses Thema sehr sensible Antennen. Für mich geht es aber auch darum, das Glück, das ich hatte, zurückgeben zu können! Und auf diese schlimmen Ereignisse zu reagieren. Insbesondere auf das, was Kinder durchleben müssen, die am allerwenigsten dafür können, und ihnen eine Stimme zu verleihen.
Warum haben Sie sich für die Berliner Waldbühne als Place entschieden?
Fetsum: Die Waldbühne Berlin ist für mich einer der schönsten Veranstaltungsorte, und in Zusammenarbeit mit dem Konzertveranstalter Semmel Concerts, die ja ebenfalls Partner unserer Benefiz-Aktion sind, haben wir uns dann recht bald für diese Place entschieden! Es ist einfach ein toller Ort, der energetisch ist, und auch durch seine Größe und Aufbau einfach perfekt ist für "PxP".
Das Line-Up liest sich wie die Crème de la Crème der deutschen Musik-Szene. Wie sind Sie an diese namhaften Stars rangekommen?
Fetsum: Zunächst hab ich mit denen gesprochen, die ich privat bereits kannte: Max Herre, Peter Fox, Cro und Aloe Blacc. Denen habe ich erklärt was ich vorhabe und sie von der Idee überzeugt. Die wiederum sind dann los und haben ebenfalls weitere befreundete Künstler oder Managements angesprochen, genau wie ich auch. Und so kam schließlich diese großartige Truppe zusammen, die am 5. Juni auf der Waldbühne stehen wird.
Bekommen die Künstler für ihren Auftritt eine Gage?
Fetsum: Nein. Alle Künstler spielen ohne Gage, das ist das Besondere daran. "PxP" ist ein Benefiz-Konzert.
Es werden an die 20 Musiker teilnehmen. Das Benefizkonzert dauert aber nur an die sechs Stunden. Wie wird das Festival ablaufen?
Fetsum: Der Ablauf des rund sechsstündigen Programms wird auf jeden Fall etwas ganz Besonderes: Die Idee des "PxP"-Festivals ist ja, dass Bands und Künstler gemeinsam ihre Stimmen für die Unterstützung in Not geratener Kinder erheben und Spenden sammeln: "Peace x Peace - Your Voice For Children!" Und das werden die Auftritte in der Waldbühne spiegeln: Die Künstler werden für die Fans nicht nur als - wie gewohnt - individuelle Acts ihre größten Hits spielen, sondern auch genreübergreifend einige Songs zusammen performen und dadurch ihre Stücke auch neu interpretieren. So wie zum Beispiel die eigens für das Festival gegründeten "PxP" Allstars bestehend aus Max Herre, Joy Denalane, Patrice, Clueso, Megaloh, Afrob und Samy Deluxe. Oder auch wie Cro, der mit Teesy und Danju als Chimperator Allstars auftritt.
Was passiert mit den Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf?
Fetsum: Der Reinerlös und die Spenden aus dem Konzert fließen in die internationale Hilfe von UNICEF zur Unterstützung von Kindern, die sich in Kriegsgebieten befinden oder auf der Flucht sind. Ganz konkret werden internationale Hilfsprojekte in Syrien und den Nachbarländern, im Südsudan und der Ukraine gefördert. In diesen Ländern sorgt UNICEF mit Hilfslieferungen, Schutzeinrichtungen und Bildungsinitiativen dafür, dass Kinder vor Chaos und Gewalt geschützt sind und eine Perspektive bekommen. Außerdem werden aus den Erlösen des Festivals durch den PxP Embassy e.V. Projekte für Flüchtlingskinder in Deutschland unterstützt.
Würden Sie sich wünschen, dass dieses Festival keine Eintagsfliege bleibt und vielleicht im nächsten Jahr in einem noch größeren Rahmen stattfinden kann?
Festsum: Ich glaube, es kann nie genug Hilfe für Kinder in Not geben. Allein schon deshalb wäre es ein großes Geschenk und eine große Chance, "Peace x Peace" auch in Zukunft weiterzuführen, und ich glaube, dass diese Vision sogar sehr realistisch ist.
Für alle Nicht-Berliner und die, die keine Karten mehr bekommen haben, hier noch ein Tipp: Der Sender Arte wird das Benefizkonzert "Peace x Peace" am 5. Juni ab 17 Uhr online im Livestream übertragen. Außerdem wird Arte am 9. Juli um 23:30 Uhr die Highlights des Festivals im TV zeigen. Wer die Spendeninitiative von Fetsum auch ohne Konzertbesuch unterstützen will, der kann das natürlich jederzeit auf der Website des "PxP"-Festivals machen.