Olympia-Star Yusra Mardini: Auf der Flucht wäre sie fast ertrunken

2015 floh Yusra Mardini aus Syrien. Jetzt ist sie bei Olympia in Rio eine der gefragtesten Athletinnen. Die Schwimmerin wäre auf der Flucht vor Lesbos fast ertrunken, rettete aber am Ende vielen Menschen das Leben.
Erstmals gibt es bei den Olympischen Spielen ein Flüchtlingsteam. Mit dabei ist auch Yusra Mardini. Die 18-jährige Schwimmerin aus Syrien startete in Rio bereits über 100 Meter Schmetterling (Platz 41) und geht am Mittwoch über die 100 Meter Freistil an den Start. Ihr großes Talent hat der Sportlerin, die in Berlin trainiert, wohl auch das Leben gerettet...
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Mardini stammt aus Syrien und nahm schon mit 14 Jahren an den Kurzbahnweltmeisterschaften in Istanbul teil. 2015 floh sie wegen des Bürgerkriegs in ihrer Heimat zusammen mit ihrer älteren Schwester Sara, die ebenfalls für die syrische Nationalmannschaft als Schwimmerin aktiv war. Ihre Flucht führte von Damaskus über Beirut, Istanbul und von Izmir mit einem Boot über die Ägäis auf die griechische Insel Lesbos. Als das überfüllte Schlauchboot mit über 20 Menschen an Bord dabei zu sinken drohte, zogen die beiden Schwestern es schwimmend über mehrere Stunden bis nach Lesbos. Über die Balkanroute kam sie schließlich über Wien und München nach Berlin, wo sie seitdem trainiert.
Auch in Rio sorgt diese Geschichte für großes Aufsehen. Mardini zählt dort zu den gefragten Interviewpartnern. Und die Olympischen Spiele sollen nicht der einzige große Auftritt für die Schwimmerin und ihre Geschichte bleiben. Auch Hollywood ist angeblich bereits aufmerksam geworden und will ihre Geschichte möglicherweise sogar verfilmen. Auf Facebook bekommt sie zudem täglich zahlreiche Botschaften aus aller Welt.
Vater als Schwimmtrainer
Mit dem Schwimmen hatte Mardini schon im Alter von drei Jahren angefangen, wie sie der "New York Times" erzählte. Ihr Vater ist Schwimmtrainer. Als 2011 der Krieg in Syrien ausbrach, war sie 13 Jahre alt. 2012 wurde das Haus ihrer Familie zerstört, Bekannte wurden getötet, das Dach der Schwimmhalle, in der sie trainierte, von einer Bombe zerstört. Im August 2015 sei sie zusammen mit ihrer Schwester und zwei Cousins ihres Vaters sowie einem weiteren Freund geflüchtet, so Mardini.
Als sie in der Türkei das überfüllte Boot bestieg, wusste außer ihr, ihrer Schwester und zwei jungen Männern niemand, wie man schwimmt, erzählt sie der US-Zeitung weiter. Dreieinhalb Stunden hätten sie zusammen gebraucht, um das defekte Boot nach Lesbos zu ziehen. "Ich bin Schwimmerin und werde am Ende im Wasser sterben?", das sei ihr durch den Kopf gegangen. Aber sie habe versucht, durchzuhalten - auch für ein kleines Kind, das mit an Bord war.
Ein ägyptischer Dolmetscher, der in der Berliner Flüchtlingsunterkunft tätig war, in der Mardini und ihre Schwester lebten, stellte schließlich den Kontakt zum Verein Wasserfreunde Spandau her, der Trainer Sven Spannekrebs war dort schnell von der jungen Syrerin beeindruckt. Er wollte sie eigentlich für Olympia 2020 fit machen - mit dem Flüchtlingsteam in Rio wurde ihr Traum nun schneller wahr.