Scott Weiland: Bewegender Appell seiner Familie
Nach dem frühen Tod eines Rockmusikers setzt in der Regel sofort die Mythenbildung ein. Scott Weilands Ex-Frau Mary Forsberg will das in seinem Fall verhindern.
Noch ist die Todesursache von Grunge-Legende Scott Weiland (1967-2015, "Creep") nicht geklärt, doch viele Fans gehen von einem Drogentod aus. Irgendwie gehört das vorzeitige Ableben mancher Helden ja auch zur Rock'n'Roll-Folklore. Genau gegen diese Verherrlichung spricht sich nun Weilands Ex-Frau Mary Forsberg (40) im "Rolling Stone" in einem offenen Brief aus, den sie zusammen mit den gemeinsamen Kindern Noah (15) und Lucy (13) verfasst hat.
Vater bereits vor Jahren verloren
"Der 3. Dezember 2015 ist nicht der Tag, an dem Scott Weiland gestorben ist. Es ist das offizielle Datum, an dem die Öffentlichkeit um ihn trauern wird und es war der letzte Tag, an dem er hinter ein Mikrofon gestellt werden konnte, damit andere damit Geld verdienen oder unterhalten werden konnten", eröffnet Forsberg ihren Appell. Die zahlreichen Beileidsbekundungen und Gebete nach Weilands Tod hätten Noah und Lucy zwar Trost gespendet, "aber in Wahrheit haben sie, wie so viele andere Kinder, ihren Vater bereits vor Jahren verloren. Was sie am 3. Dezember wirklich verloren haben, ist die Hoffnung."
Forsberg schildert Weiland schonungslos als einen talentierten Musiker, der jedoch von seiner Drogensucht schwer gezeichnet war und viel zu wenige normale Momente mit seinen Kindern verbringen konnte. Die schlechten Einflüsse seien in seinem Leben zu stark gewesen - woran auch die Fans ihren Anteil hätten: "Irgendwann muss jemand aufstehen und hervorheben, dass so etwas wieder passieren wird - denn in unserer Gesellschaft fördern wir das beinahe schon", erklärt Forsberg. "Wir lesen schlimme Konzertkritiken, sehen uns Videos an, in denen Künstler stürzen und sich nicht mehr an ihre Texte erinnern können, während sie gleich daneben auf dem Teleprompter laufen. Und dann klicken wir auf 'kaufen', denn was eigentlich in eine Klinik gehört, gilt heute als Kunst."
Gegen Kult um tragische Rock-Helden
Sie fordert deshalb: Schluss mit dem Kult um tote Rockstars. "Lasst uns die Entscheidung treffen, diese Tragödie zum ersten Mal nicht zu glorifizieren und nicht über den Rock'n'Roll und seine Dämonen zu reden, die übrigens nicht zwangsläufig dazugehören. Lasst das deprimierende T-Shirt mit den Lebensdaten 1967-2015 liegen und verwendet das Geld lieber, um mit euren Kindern ein Ballspiel zu besuchen oder ein Eis essen zu gehen."