Von Deine Lakaien bis Sinead O'Connor: Das sind die CDs der Woche

Es schlägt die Stunde der alten Hasen. Diese Woche erscheinen neu: das jeweils zehnte Album der Dark-Waver Deine Lakeien und der Pop-Ikone Sinead O'Connor, das achte Werk der Emil Bulls und ein Best Of des NDW-Stars Hubert Kah. Irgendwie dazu gemogelt hat sich Chartstürmer Marlon Roudette. Zweites Album? Pff!
Deine Lakaien - "CrystalPalace"
Seit 1985 sind Alexander Veljanov und Ernst Horn als DeineLakaien unterwegs - und haben die Hälfte dieser Zeit in den Höhender Charts verbracht. Etwas "Underground" gibt es bei den beidenHerren trotzdem zu bestaunen. Ihr zehntes Album "Crystal Palace"ist ein musikalischer Tauchgang: Die Abgründe sind ihr Ziel. Ab demersten Track "Nevermore" schließen sich düster die elektronischenSounds über dem Kopf des Zuhörers; blubbern die Keyboards - ab undan taucht eine floureszierend-optimistische Harmonie in Dur vorbei.Auf "Crystal Palace" verzichten Deine Lakaien fast vollständig auf"echte" Instrumente. Das Ergebnis ist kühl und spannend. Die Wärmekommt von innen. Aus Veljanovs Stimme - und der vagen Hoffnung inseinen klagenden Lyrics.
Sinead O'Connor - "I'mNot Bossy, I'm The Boss"
Einige Jahre ist's her, da verzauberte Sinead O'Connor mit ihremleise geflüsterten "Nothing Compares 2U" die halbe Welt. Zuletztwar die Irin vor allem mit mütterlichen Ratschlägen für SorgenkindMiley Cyrus aufgefallen. Die waren natürlich nur gut gemeint. Unddass Liebe in jeglichem Sinne immer noch das große Thema fürO'Connor ist, beweist auch ihr neues Album mit dem selbstbewusstenTitel "I'm Not Bossy, I'm The Boss". Von Enttäuschungen überSehnsucht bis zur finalen Selbstumarmung reicht die lyrischeBandbreite. Klanglich fasst sich die irische Pop-Heldin solide,dazu meist kurz und gibt nicht allzu sehr mit ihrer eigentlichbeeindruckenden Stimme an. Vielleicht kein Album zum Lieben - aberdoch zum Gernhaben.
Emil Bulls - "SacrificeTo Venus"
Die Münchner Band Emil Bulls zählt zu den letzten Überlebendendes Nu Metal - insbesondere in deutschen Landen. Einer ihrerSchlüssel, um der musikalischen Evolution ein Schnippchen zuschlagen: eine gewisse stilistische Offenheit. Was beliebt (ist),ist erlaubt. So läuft's auch auf dem achten Studioalbum "SacrificeTo Venus". Satte Rock-Riffs mit dem Hymnen-Gestus der frühen00er-Jahre wechseln sich mit gut abgehangenem Metalcore-Geschrappelab; die Double-Kick-Drum schweigt auch nicht. Die Texte ("Partywith the pants down!", "I feel like I can fly") erfreuen die Herzentrunkener Partygäste. All das passiert gern in einem einzigen Song.Ob das Album den Feiernden nach dem Kater noch in Erinnerung ist -das ist eine andere Frage.
Marlon Roudette - "ElectricSoul"
Marlon Roudette steht mit seiner Single "When The Beat DropsOut" gerade an der Spitze der deutschen Charts. Natürlich derperfekte Zeitpunkt, sein zweites Album hinterherzuschieben. Auchdas könnte ein Erfolg werden. Denn Roudette hat die jüngste Editiondes Kochbuchs für Pop-Hits aufmerksam gelesen. Die Zutaten sindbekannt: mal kühl schwirrende, mal energisch schmatzende Sounds ausdem Computer, eine fein hereingetunte Stimme mit Soulschmelz;einige hip-hoppige Background-Sängerinnen-Samples. Die geheimeZutat: Melancholie. Roudette hat den Stoff abkühlen, zähflüssigerund ein wenig bitter werden lassen. So klingt's, wenn sich einHit-Sommer in einen Herbst verwandelt.
Hubert Kah - "TheVery Best Of"
"Remastern" ist Trumpf, wenn es darum geht, alte Musik in neuenHüllen zu verkaufen. "Geremastert" haben die DJ-Stars Blank &Jones auch die alten Gassenhauer des NDW-Helden Hubert Kah.Tatsächlich funkelt das Synthie-Gebuzzer in seinem Hit"Sternenhimmel" auf dem neuen Sampler wieder ein bisschen klarer.Trotzdem ist Kahs "Very Best Of" vor allem der Beweis, dass dieNeue Deutsche Welle jetzt ein Stück Musikhistorie ist. Sehrbundesrepublikanisch kratzen die E-Gitarren und es taucht nocheinmal die mittlerweile sicher knapp 60 Jahre alte "Erika" aus derVergangenheit auf. Das gesammelte Schaffen Kahs reicht auf der CDbis in die mittleren 90er-Jahre - dahin wo sachteEuro-Dance-Einflüsse, Kitsch-Pop und Ahnungen der neuenSongwriterei sich die Hand reichen. Eigentlich ein ganz spannendesPanorama.
Und was kommt sonst noch? Das sind die wichtigsten sonstigenVeröffentlichungen am 8. August: Alex Clare - "Three Hearts" +++Alex Diehl - "Ein Leben lang" +++ Bear Hands - "Distraction" +++Beech - "Letters Written In The Sky" +++ Brian Setzer - "RockabillyRiot: All Original" +++ FaltyDL - "Into The Wild" +++ FKA Twig -"LP 1" +++ Marion Raven - "Songs From A Blackbird" +++ The DeadLovers - "Supernormal Superstar" +++ The Gaslight Anthem - "GetHurt"