Warum zerbrechen so viele Stars am Ruhm?

Genie und Wahnsinn sind bekanntlich diabolische Geschwister, die immer wieder große Künstler viel zu früh aus dem Leben reißen. Der plötzliche Tod von Robin Williams wirft einmal mehr die Frage nach der Wurzel dieses Phänomens auf, dem in letzter Zeit auch Philip Seymour Hoffman und Heath Ledger zum Opfer gefallen sind.
Tod durch Drogen. Tod durch Alkohol. Tod durch die eigene Hand.Ist das Rauschhafte bis zur bitteren Neige eine Essenz desKünstlertums, wie es uns der tragische Selbstmord desalkoholkranken und depressiven Schauspielers und Komödianten RobinWilliams (63, "GoodWill Hunting") zuzeigen scheint? Liegen Genie und Wahnsinn wirklich so nahebeisammen?
"Dass kreative Menschen besonders labil und gefährdet sind, istnicht von der Hand zu weisen", sagte Andreas Koch, der Leiter derPopakademie Wien, der "Kleinen Zeitung". "In der Kunst geht esnaturgemäß nicht um das Durchschnittliche, sondern um das Extreme,um den Fokus, um die Konzentration." Diese gesteigerte Wahrnehmung,die in vielen Fällen pathologische Züge annehme, sei eineGrundvoraussetzung künstlerischen Schaffens. Diese absoluteFokussierung führe aber zu einer Art Tunnelblick.
Die verzerrte Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit erzeugteinen enormen psychischen Druck, weil, so Andreas Koch, "dieöffentliche Person und die private nicht mehr zusammenkommen oderder Übergang fehlt." Und für den Druckabbau sind dann oft Drogen,Alkohol, Medikamente der einzige Ausweg.
Das ist keine Hollywood-Hysterie, sondern ein Phänomen, das inder Literaturgeschichte häufiger zu beobachten ist: Bereits derdeutsche Dichter Novalis nahm Opium und schwärmte vom "braunenSafte des Mohns". Der Schriftsteller Joseph Roth hat sich zu Todegesoffen, sein Kollege Hans Fallada starb an jahrelangem Alkohol.und Morphiummissbrauch. Ernest Hemingway griff ebenfalls zurFlasche und gab sich am Schluss die Kugel.
Anfang des Jahres war nicht nur die Filmwelt vom abrupten Toddes großen Schauspielers Philip Seymour Hoffman (46), ausgezeichnetmit einem Oscar in "Capote",geschockt. Die Leiche des Kino- und Theaterstars wurde in einem NewYorker Apartment gefunden, im Arm steckte noch eine Spritze. DerCharakterdarsteller war an einer Überdosis Heroin gestorben.
Der australische Hollywood-Jungstar Heath Ledger (28) lagebenfalls leblos in seiner New Yorker Wohnung. Er war an einemMedikamenten-Cocktail gestorben. Posthum erhielt er den Oscar fürseine Rolle in "TheDark Knight". Und JohnBelushi, der Star aus zahlreichen Hollywood-Komödien, überlebteeine Drogen.arty nicht. Ein "Speedball", eine Injektion von Heroinund Kokain, war zu stark für sein Herz.
Owen Wilson wurde 2007 mit aufgeschnittenen Pulsadernaufgefunden. Zuvor berichtete der "Daily Mirror", der Schauspielerhabe versucht, sich mit einem Gemisch aus Pillen und Crystal Methdas Leben zu nehmen. Er konnte gerettet werden.
Der Hollywoodstar Dennis Quaid (60) schilderte laut "Spiegel"anschaulich, wie Schauspieler dem Druck der Filmbranche undÖffentlichkeit begegnen und ihn bekämpfen: Kokain sei in den80er-Jahren in Hollywood so verbreitet gewesen, dass Vorräte dafürin Produktionskosten für Filme eingerechnet gewesen seien. Das sei"kaum versteckt" worden. Die Droge sei quasi auf Filmsetsbereitgehalten worden, weil jeder sie genommen habe. Statt einenCocktail zu trinken, habe man eine Line gezogen.
Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorgeunter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111